Samstag, 15. September, bis Sonntag, 30. September 2018 in der Alten Oper Frankfurt
Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit seinem Orchesterwerk „Atmosphères“ schuf György Ligeti 1961 einen Klassiker der Moderne, ein Stück, das nicht zuletzt deshalb zu den Schlüsselwerken des 20. Jahrhunderts zählt, weil es eine ganz eigene raumgreifende Wirkung entfaltet, der sich kein Hörer entziehen kann. Das Musikfest der Alten Oper Frankfurt rückt vom 15. bis zum 30. September 2018 „Atmosphères“ ins Zentrum und blickt dabei in knapp 30 Veranstaltungen nicht nur auf das Werk, sein Umfeld und seine Entstehungshintergründe, sondern auch auf Musik weiterer Genres und Epochen, die von ihrer Suggestivkraft lebt.
Auf dem Programm stehen Begegnungen mit anderen raumgreifenden Werken, innovative und partizipative Formate wie auch Konzerte an außergewöhnlichen Spielstätten. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Künstlerinterviews, Einführungen, Gesprächsrunden und Nach(t)konzerten komplettiert das Angebot für die Besucher.
Als Ausgangs-, Bezugs- und Endpunkt prägt Ligetis „Atmosphères“ das gesamte Musikfest, denn das Orchesterwerk wird sieben Mal erklingen: Am Eröffnungswochenende am 15./16. September (und am Montag, 17. September) interpretiert das Frankfurter Opern- und Museumsorchester „Atmosphères“, im Abschlusskonzert am 30. September die Bamberger Symphoniker. Und gleich in zwei Programmen widmet sich das hr-Sinfonieorchester dem Werk – einmal gepaart mit Bruckners siebter Sinfonie (27./28. September), einmal gekoppelt mit der Vorführung von Stanley Kubricks Filmklassiker „2001 – Odyssee im Weltall“ (22. September). Zur Originalversion des Films auf Großleinwand spielt das hr-Sinfonieorchester an diesem Abend die gesamte Live-Filmmusik inklusive „Atmosphères“.
Etliche Konzerte befassen sich mit der historischen Verankerung Ligetis und seinem kompositorischen Umfeld, so etwa ein Liederabend mit dem Tenor Daniel Behle (16. September) oder ein Kammermusikkonzert mit Christian Tetzlaff und seinem Trio (30. September). Untersucht werden Parallelen zu anderen Strömungen in Ligetis Zeit wie der Minimal Music, aber auch Parallelen zu Werken anderer Epochen oder Genres, die ihr Überwältigungspotenzial ausspielen, etwa romantische Sinfonik oder Weltmusik aus Simbabwe (28. September). Und auch aus der Perspektive des Jazz wird das Musikfestthema beleuchtet: Das Michael Wollny Trio und der Saxofonist Émile Parisien schaffen auf der Basis von Ligeti neue „Atmosphären“ (18. September).
Die Auseinandersetzung mit den Themen des Musikfests findet auch an anderen Spielorten statt: Der Pianist Pierre-Laurent Aimard widmet sich einen ganzen Tag lang (23. September) dem „Catalogue d’oiseaux“ des Ligeti-Zeitgenossen Olivier Messiaen, und zwar im 38. Stock des Opernturms, im Palmengarten und im Zoo. An diesen verschiedenen Etappen verknüpft sich für den Hörer die in abstrakte musikalische Struktur gebrachte Vogeldarstellung mit einer leibhaftigen Naturerfahrung. Den Brückenschlag zu dem am 29. September stattfindenden Fest zur Eröffnung der neuen Frankfurter Altstadt bildet ein Konzert mit dem Vokalensemble Solistes XXI, das die Alte Oper im Kaiserdom ausrichtet. Auf dem Programm steht Musik der Renaissance, gekoppelt mit Ligetis Vokalwerk „Lux Aeterna“.
Wie in den Vorjahren wird auch im Musikfest 2018 das Künstlerhaus Mousonturm wieder zum Partner und Spielort: Vom 15. bis 17. September stellen Hannes Seidl und Daniel Kötter dort mit der Musiktheaterproduktion „Land“ den zweiten Teil ihrer „Stadt Land Fluss“-Trilogie vor.
Die Besucher sind aber auch eingeladen zur aktiven Teilnahme am Musikfest: Am Eröffnungstag (15. September) wird Ligetis minutiös durchkomponiertes „Atmosphères“ mit jenem immensen Spielraum konfrontiert, den John Cage den Interpreten seines „Musicircus“ überlässt. Laien und Profimusiker, Chöre und Ensembles und Performer aus anderen Bereichen finden auf dem Opernplatz zusammen, um Cages anarchischen „Musicircus“ mit ihren eigenen Mitteln zur Aufführung zu bringen. Eine weitere kollektive Performance ist mit dem Projekt „Great Barrier Reef“ verbunden, das das Künstlerhaus Mousonturm vom 22. bis zum 24. September realisiert: Die finnische Künstlergruppe „Other Spaces“ lässt darin die Teilnehmer in einem kollektiven Körperspiel zu einem imaginären Korallenriff werden, einem in sich geschlossenen Mikrokosmos, ähnlich dem in Ligetis „Atmosphères“. Die Abschlusspräsentation findet auf dem Opernplatz statt.
Wie in der Vergangenheit beteiligen sich wieder international bekannte Künstler und Ensembles am Musikfest. Neben bereits erwähnten Künstlern wie Pierre-Laurent Aimard, Daniel Behle oder Christian Tetzlaff und seinem Trio zählen zu den Interpreten des Musikfests die Organistin Iveta Apkalna, der Pianist Tzimon Barto, der Geiger Frank Peter Zimmermann, das Ensemble Modern und die Bamberger Symphoniker.
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Info:
Die mitwirkenden Interpreten, Ensembles und Orchester:
Pierre-Laurent Aimard Klavier · Iveta Apkalna Orgel · Tzimon Barto Klavier · Daniel Behle Tenor · Sveinung Bjelland Klavier · Stella Chiweshe Mbira und Gesang · Carolin Löffler Alt ·Marisol Montalvo Sopran · Frank Peter Zimmermann Violine Trio Christian Tetzlaff/Tanja Tetzlaff/Lars Vogt mit Sibylle Mahni · Ensemble Modern · Michael Wollny Trio mit Émile Parisien· Other Spaces · Solistes XXI Bamberger Symphoniker unter Jakub Hrůša · Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Lawrence Foster · hr-Sinfonieorchester unter Frank Strobel und unter Christoph Eschenbach
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