whk Simon 8072 1Die Cover-Band von Simon & Garfunkel in Fulda

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Der Konzertabend mit dem schottischen Duo Bookends in der Fuldaer Orangerie begann eher trist. Zweihundert Leute verloren sich im großen Saal und reagierten auf die zunächst unbekannteren Songs von Simon & Garfunkel recht verhalten. Doch tapfer brachte die - durch weiteren Musikerinnen und Musiker verstärkte - Cover Band ihr Publikum in Stimmung. Bis zur Pause kam gute Club-Atmosphäre und viel Begeisterung auf, die sich im zweiten Teil des Abends bis zur Euphorie steigerte.

Simon & Garfunkel traten - in ihrer wechselvollen Geschichte mit vielen Trennungen - immer als Duo auf. Jedoch mit anderen Musikern im Hintergrund spielten sie gelegentlich auf der Bühne oder im Studio zusammen. Dadurch verstärkten sie den rockigen Rhythmus mancher Songs, etwa bei „I Am a Rock“ oder „Homeward Bound“, die auch in Fulda dargeboten wurden. Die beiden Schotten Dan Haynes und Pete Richard nennen sich nach dem Album „Bookends“ (Buchstützen) ihrer Vorbilder. Mitgebracht hatten sie einen Drummer und einen Keyboarder, der auch Bass und Gitarre spielte. Dazu gesellte sich ein Streicherinnen-Trio mit zwei Violinen und einem Cello. Das brachte insgesamt sehr viel Abwechslung - ruhige, fein ziselierte Folksongs wie „ Boxer“ und „Bridge Over Troubled Water“ wechselten mit richtig fetzigen - und eigentlich gut tanzbaren - Stücken wie „Mrs. Robinson“ und „Hazy Shade of Winter“.

Für Streicher arrangierte Stücke kennt man von Simon & Garfunkel eigentlich nicht. Die Gefahr war groß, das die Tribute Band dadurch viel Schmalz in die Darbietungen bringen könnte (man denke an „Angie“ von den Rolling Stones), doch diese Art Kitsch blieb dem Publikum erspart. Das Cello übernahm oft die Basslinie, die Violinen die Melodiebögen. Bei „Condor Pasa“ war das lange gestrichene, wunderbare Intro viel schöner als im Original und bekam spontan kräftigen Beifall.

Der Abend begann und endete mit dem „Bookends Theme“ von der gleichnamigen Platte, doch nach Ovationen des Publikums im Stehen, gingen Haynes und Richard zurück auf die Bühne. Sie trugen „Sounds of Silence“ und „America“ vor, Hits, die nun wirklich gefehlt hatten. Drums ’n Bass kamen dazu und es folgte der aufmüpfige Song „Me and Julio Down“: „...I don't know where I'm goin', I'm on my way...“ (Ich weiß nicht, wo ich hingehe, ich bin auf meinem Weg), sangen sie. Simon & Garfunkel hatten sich trotz ihrer manchmal sanften Stücke immer politisch engagiert. 500.000 Menschen kamen zu ihrem legendären Konzert im Central Park, als der 1981 geschlossen werden sollte.

Schließlich erschien auch das Streicherinnen-Trio wieder auf der Bühne - und mit dem wilden, rhythmischen „Cecilia“ ging der unterhaltsame Abend dann wirklich zu Ende. Die Geigen und das Cello gefielen möglicherweise nicht allen im Publikum, einige Besucher monierten auch die Stimme Richards, der nicht immer die Höhen Garfunkels erreichte. Doch die Duo-Gesänge und überhaupt die große Spannweite des angebotenen Liedguts waren hervorragend.

Es ist erstaunlich, wie tief sich manche Lieder in die Erinnerungen der Älteren eingenistet haben und sich das Lebensgefühl der Sechziger und Siebziger Jahre wieder einstellte. Aber viele Songs sind auch Evergreens, die immer wieder eigensinnig und zeitgemäß interpretiert werden: Man denke nur an „Sound of Silence“ der Heavy-Metal-Gruppe Disturbed von 2015, welcher der bisher erfolgreichste Titel der Band wurde.

„Schreiben Sie mal, dass in Fulda ein gemütlicher Club für zwei- bis dreihundert Leute fehlt“, meinte nach dem Konzert jemand aus dem Tross der Gruppe zum Reporter...

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© Hanswerner Kruse