o fruehlingsstuerme c janwindszusphotographyBarrie Kosky inszeniert Jaromír Weinbergers FRÜHLINGSSTÜRME,  Premiere: 25. Jan Komische Oper Berlin

Roswitha Cousin

Berlin (Weltexpresso) - Während die Nationalsozialisten mit Fackelzügen durch das Brandenburger Tor marschierten, jüdische Künstler*innen ihre Anstellungen verloren und wenige hundert Meter entfernt der Reichstag brannte, ließ sich das Theaterpublikum im Berliner Admiralspalast Abend für Abend von Jaromír Weinbergers Frühlingsstürmen in ein weit entferntes Fantasie-China forttragen.

Im Januar 1933 – zehn Tage vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten – wurde das in China und Italien angesiedelte musikalische Verwirrspiel um Liebe und Politik uraufgeführt, nur zwei Monate später, am 12. März, fiel unter den neuen Machthabern der letzte Vorhang und der Admiralspalast wurde vorerst geschlossen. Die »letzte Operette der Weimarer Republik« geriet in Vergessenheit, ebenso wie ihr Schöpfer, ein in Prag geborener Jude. Nun kehrt sie nach fast 90 Jahren Dornröschenschlaf auf eine Berliner Bühne zurück und bildet den Auftakt zum Weinberger-Schwerpunkt an der Komischen Oper Berlin, der im März mit einer Neuproduktion des vergessenen Welterfolgs Schwanda, der Dudelsackpfeifer und einem Festival fortgesetzt wird.

Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky haucht den Frühlingsstürmen, die die Grenzen der Gattung Operette in vielerlei Hinsicht überschreiten, neues Leben ein. Gemeinsam mit Dirigent Jordan de Souza und Bühnenbildner Klaus Grünberg öffnet er eine Wunderkiste mit diesem verlorenen Schatz – metaphorisch wie bildlich auf der Bühne. Die Rekonstruktion der verschollenen Orchesterpartitur stammt von Norbert Biermann, für die Kostüme zeichnet Dinah Ehm verantwortlich. Die Choreographien der neu arrangierten Tanznummern stammen von Otto Pichler. Mit Frühlingsstürme setzt die Komische Oper Berlin ihre Serie von Operetten-Entdeckungen aus der Weimarer Republik fort.

Die Stars der Wiedergeburt sind im Ensemble der Komischen Oper Berlin zu Hause: Tansel Akzeybek (Ito), Vera-Lotte Boecker (Lydia), Dominik Köninger (Roderich) und Alma Sadé (Tatjana). An ihrer Seite der von Film, Fernsehen und Bühne bekannte Schauspieler Stefan Kurt, der an der Komischen Oper Berlin unter anderem bereits in Clivia zu erleben war.

Foto:
© Jan Windszus Photography

Info:
Premiere: Samstag, 25. Januar 2020 | 19 Uhr in der Komischen Oper Berlin