Christoph Gotthardt OB Peter Feldmann und Laszlo Fenyo Copyright Stadt Frankfurt Foto Salome Roessler‚Mahnwache Musikkultur live‘ am Samstag in der Frankfurter Paulskirche

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Corona-Pandemie hat sich in den letzten Monaten auf viele Berufsfelder negativ ausgewirkt – nur wenige wurden dabei jedoch so gravierend und nachhaltig getroffen wie die Musikbranche. Seit März dürfen keine Konzerte mehr stattfinden, Festivals wurden gestrichen, Bühnen und Opernhäuser sind geschlossen. Um auf die schwierige Lage der Musiker und der Musikbranche aufmerksam zu machen, hat der Frankfurter Verein ProMusica die „Mahnwache Musikkultur live“ ins Leben gerufen, die Oberbürgermeister Peter Feldmann am Samstag, 20. Juni, in der Paulskirche eröffnete.

Für alle, die davon nichts wußten, aber gerne dabei gewesen wären: Die eintrittsfreie Veranstaltung mit Präsentationen von Musikkultur live soll ab sofort wöchentlich stattfinden, jeweils donnerstags von 16.15 Uhr bis zur offiziellen Schließzeit der Paulskirche um 17 Uhr. Informationen über die kommenden Veranstaltungen sind verfügbar unter http://www.promusica-frankfurt.de im Internet.

„Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder zu einem Konzert zusammenkommen können“, sagte Feldmann bei seiner Begrüßungsrede, „denn wir leben in einer kulturarmen Zeit.“ Die Schließung von Konzert- und Opernhäusern habe dramatische Auswirkungen auf Künstler und Kulturbetriebe, fuhr das Stadtoberhaupt fort und merkte an, dass die Kulturbranche zwar Unterstützung von Bund und Land bekäme, aber in weit geringerem Ausmaß als die Wirtschaft. „Dabei sind wir uns hier und heute einig, dass Kultur vor allem eins ist: menschlich, schützenswert und unverzichtbar.“

Für die rund 100 Gäste spielte der ungarische Weltklasse-Cellist László Fenyő in Begleitung von Christoph Gotthardt, unter anderem aus den Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach. Gotthardt ist nicht nur als Pianist aktiv, sondern organisiert als Präsident von ProMusica auch die Auftritte der Mahnwache: „In den kommenden Wochen werden verschiedene Musiker mit unterschiedlichen Instrumenten auftreten, darunter freischaffende Künstler, die von der aktuellen Krise besonders hart getroffen wurden“, sagte er.

Ziel der ‚Mahnwache Musikkultur live‘ ist nicht nur die Unterstützung freier Künstler – ProMusica sammelt während der Konzerte Spenden für soloselbständige Musikerinnen und Musiker – sondern auch, die gesellschaftliche Relevanz kultureller Veranstaltungen – vor allem auch in Krisensituationen – aufzuzeigen. Weiterhin soll jedoch auch verdeutlicht werden, dass sich das Erleben von Musik nicht vollständig durch das Streamen von Auftritten im Internet kompensieren lässt. „Musik live zu erleben ist etwas Besonderes. Künstlerinnen und Künstler verdienen unsere Unterstützung“, betonte auch Feldmann.

Nebenbei gesagt, konnte man an diesem Wochenende einmal wieder erleben, welch intensives Wochenendprogramm der Frankfurter Oberbürgermeister, der oft gescholten wird, hat. Und das betonen wir deshalb, weil er gerne als kulturfern bezeichnet wird, was wir nicht bestätigen können, denn er ist oft bei Kulturereignissen dabei! Allerdings hat er, d.h. die Stadt, für den Bereich Kultur eine eigene Dezernentin, Ina Hartwig, die die öffentlichen Termine wahrnimmt. Immer wieder treten auch beide zusammen auf: eröffnen oder helfen einer Einrichtung, bekannter zu werden.

Bei dieser schönen Idee fragen wir uns nur, warum nur eine Dreiviertelstunde. Das kommt uns vor, als ob man eine längere Darbietung den Zuhörern nicht zutraue. Aber Schluß mit Kritik. Schließlich geht es erst einmal darum, das Ganze zu loben, denn nebenbei kann es vielleicht, vielleicht dazu führen, daß so mancher aus Versehen sich in dieses Musikhören verlieben...


Foto:
Christoph Gotthardt, Peter Feldmann und László Fenyő in der Paulskirche

Info:
Für Donnerstag, 25. Juni, um 16.15 Uhr sind als Akteure an der Violine Hagit Halaf und Dimiter Ivanov angefragt