Zum Tod von Flory JagodaRedaktion tachles
New York (Weltexpresso) - Flory Jagoda, die bosnisch-amerikanische Komponistin und Interpretin von Ladino-Liedern, ist am 29. Januar verstorben. Sie wurde 97 Jahre alt. Flory Jagoda war für ihre Interpretationen von Ladino- und Sevdalinka-Liedern (bosnische Volksmusik) bekannt. Im Jahr 2002 erhielt sie die National Heritage Fellowship des National Endowment for the Arts, die höchste Auszeichnung, die Künstlern in den Vereinigten Staaten verliehen wird.
Die Musikerin wurde 1923 in Sarajevo, dem damaligen Königreich Jugoslawien, geboren. Ihre Familie lebte bereits seit Jahrhunderten in Sarajevo und in der benachbarten Stadt Vlasenica. Sie waren eine von vielen sephardischen jüdischen Familien, die im 14. und 15. Jahrhundert aus Spanien und Portugal fliehen mussten. Mitnehmen konnten sie nur wenig, bewahrten aber ihre mündliche Kultur, ihre Sprache und ihre Lieder.
Nach dem Einmarsch der Nazis in Kroatien floh die Familie über Nacht mit falschen Papieren nach Split, von dort aus auf die Insel Korcula und dann auf einem kleinen Fischerboot nach Bari. In Bari lernte Flory den Offizier der U.S. Air Force Harry Jagoda kennen. Sie heirateten und zogen nach Kriegsende in die Vereinigten Staaten, wo sie sich umso mehr der Wahrung ihres kulturellen Erbes verschrieben hatte.
Sowohl in den USA als auch im Ausland ist sie als Solistin und zusammen mit ihrer Familie und Freunden aufgetreten. Ihr Repertoire umfasst Ladino, italienische und serbokroatische Volkslieder und ihre eigenen Kompositionen.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 12. 2. 2021
