Nina1Zum Geburtstag einer "Real Rocklady" und dem Überleben in Corona-Zeiten

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist soweit: Heute wird sie 66 Jahre alt - die legendäre, unvergleichliche Nina Hagen! Kaum zu glauben! Ihre Texte nämlich (s.o.) sind aktueller denn je. Gelegenheit also, Rückschau zu halten auf die wilden 70/80er Jahre, eine unglaublich beeindruckende Frau und eine Zeit, in der die Welt noch ein großes bisschen frauenpolitisch bewegter und dadurch ein kleines bisschen mehr in Ordnung war.

Ich erinnere mich noch sehr gern und gut daran, als ich sie zum ersten Mal hörte. Pünktlich zum Geburtsjahr meines Sohnes erschien sie - die Schallplatte der „Nina Hagen Band“. Unfassbar genial! Mitreißender Rock und dazu gelungene zum Teil recht verstörend verwirrende deutsche Texte* – gesungen, geschrien, geseufzt, geflüstert und geheult von einer Stimme, die ganze vier Oktaven bedient. Unfassbar genial. 

Nina2„Endlich!“, mochte man erlöst ausrufen. Dazu die eindeutig und klar frauenfreundlich-feministischen Botschaften in ihren Texten: „Rangeh’n, rangeh’n, wenn de scharf bist, musste rangeh’n“ und „Ich hab‘ keine Lust meine Pflicht zu erfüllen! Für dich nicht, für mich nicht – Ich hab‘ keine Pflicht!" Der Zeitgeist der 68er Frauenbewegung hat seinen musikalischen Ausdruck bekommen! “Da traut sich mal endlich Eine was“, dachte ich so bei mir. Ruft sie doch ganz offen zum Ausbruch aus der tradierten Frauenrolle auf. Ganz klar auch die Botschaft: Eine Frau ist ein Wesen mit höchsteigenen weiblichen Bedürfnissen, ein lustvolles Wesen jenseits kanalisierter Männerfantasien und 'natural born' wesentlich mehr als eine Nur-Hausfrau, Putzfrau und Mutter!  Sie lässt sich demzufolge auch durch einen Mann nicht länger instrumentalisieren oder gar fremd bestimmen - keinesfalls! Das wird jedem deutlich, der nur die ersten Takte ihrer Songs hört: "Ich war schwanger. Ich wollt's nich haben, musst de gar nicht erst nach fragen..." Die Frauenbewegung hat so in den 70/80er Jahren noch eine richtig laute, neue, unvergleichliche Stimme erhalten. Und was für eine gewaltige! Unüberhörbar.Was war das doch damals für eine Wohltat – jenseits und mal abgesehen von all diesem Gender*innen-Quatsch, der vorgibt, Frauen eine Lobby geben zu wollen! *würg.

Nina3Nun aber sollte endlich tatkräftig die Doppel- und Dreifachbelastung der Frauen, die schon so lange - jedoch spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie - auf den Schultern der Frauen lastet, beherzt in den Fokus genommen werden. Schokolade essen hilft da nämlich nicht! „Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten“... möchte man im Gedenken an Berthold Brecht ausrufen. Denn wen trifft es wieder und wieder und noch einmal am härtesten? Natürlich die Frauen! Denn sie haben trotz - oder gerade wegen der Arbeit im Home-Office - die Hauptlast zu tragen infolge der weggebrochenen Kinderbetreuung durch Kita und Schule. Wo bleibt hier letztendlich die Wertschätzung der unschätzbar wertvollen Hausarbeit und Kinderbetreuung? Es ist längst höchste Zeit, dies endlich umzusetzen. Sofort. Und ich bin mir sicher: Es gibt da inzwischen bestimmt auch etliche männliche Mitstreiter, die genau das befürworten werden.

Doch jetzt noch rasch die „Nina Hagen Band“ auflegen, um in Erinnerungen zu schwelgen und die neue, frauenfreundliche Zukunft einzuläuten:
„Happy Birthday, liebe Nina!“

Fotos:
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