Till2Das Rheingau Musikfestival präsentiert Till Brönner und Band in der Brita-Arena

Eva Mittmann

Wiesbaden (Weltexpresso) - Zum „Kurzurlaub mit Till Brönner“ lädt uns die Programmankündigung des RMF ein und hat damit unzweifelhaft recht. In zweierlei Hinsicht: Zum einen lässt allein die Strandkorb-Atmosphäre in der so ausgestalteten Brita-Arena schon Urlaubsfeeling aufkommen, zum anderen führt der Titel „On Vacation“ uns auf musikalische Ideen zurück, die - wie Till Brönner ausführt - im Herbst 2019 in Südfrankreich entstanden sind - und zwar in Zusammenarbeit mit keinem Geringeren als dem legendären Jazzpianisten Bob James.

Till TitelMan habe sich dorthin in diese wunderbare Landschaft zurückgezogen für erste Aufnahmen, weil diese Umgebung allein schon inspirierend sei. So erzählt es Till Brönner in seinen wohl gewählten einleitenden Worten. Und richtig: Im Anschluss - schon während der ersten unfassbar zärtlich flüsternden Trompetenklänge – meint man einen Hauch von Lavendel in der Luft zu spüren...

Till5Sie starten nämlich zunächst minimalistisch im Duett mit Trompete und Kontrabass: „A Thousand Kisses Deep“ - eine Hommage an Leonhard Cohen - und was für eine feinfühlige! Anschließend wird dann in voller Bandbesetzung losgelegt: Olaf Polziehn (Klavier), Jan Miserre (Keyboard), David Haynes (Schlagzeug), Christian von Kaphengst (Kontrabass & E-Bass), Bruno Müller (Akustik- & E-Gitarre) und Mark Wyand (Saxophon). Jeder der Musiker eine Koryphäe auf seinem Gebiet und von mitreißender Power!

Till6Gegen Ende des Konzerts beeindruckt besonders Schlagzeuger David Haynes mit einem ausgedehnten Schlagzeugsolo. Doch keines der Bandmitglieder steht an Virtuosität und Können dem anderen nach. Man spürt die Freiheit und Offenheit der Improvisation, eine improvisatorische Empathie, wie sie nur auf sehr hohem Niveau von Expertise möglich ist.

Ach, wie tut es doch so gut, nach dieser viel zu langen Pause endlich wieder Kultur genießen zu können! Ja, Till Brönner, du hattest verdammt recht mit deiner Videobotschaft zur Corona-Situation: „Kultur ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht!“ Ohne Kultur keine Empathie, sondern Verrohung. Ohne Kultur kein Verständnis, nur Konkurrenz.

Nirgends sonst wird das gelungene Miteinander deutlicher als beim gemeinsamen Musizieren. Hörbar. Was ist doch die Musik für ein großartiger Ratgeber im Sinne eines gelebten Humanismus!

Fotos
© Eva Mittmann