20210821 192159 2 bereinigtFürwahr, Planet aber wäre angemessener, denn ein junger Musiker bewegt sich in kooperativer Bezugnahme mit Gleichgesinnten derselben Klasse

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das heißt, trotz seiner hohen Klasse hat er noch keinerlei Starallüren. Die Gruppe um den sehr jungen Saxofonisten Darius Blair, ist noch im Fluss und könnte es noch eine Weile bleiben. Was aber normal und verständlich ist. Und was in der Kunst wäre nicht beständig im Fluss?


Der Kultur- & Musikverein Dörnigheim hatte Darius Blair auf die Mainwiese geholt und so konnte er mit seinen Mitmusikern über zwei Stunden dieses sehr reizvolle Mainquartier bespielen, Zugaben eingeschlossen. An diesem Quartier rasen viele aus der Großstadt mit ihren Bikes in Sekundenschnelle vorbei. Das Publikum war überwiegend viel älter als die Musikergruppe, was aber keine Dissonanzen oder nasenrümpfenden Reflexe mit sich brachte.

Denn immerhin lotete der Musiker mit seiner Musik eben auch die ganze Breite des Jazz aus, von zunächst überwiegend Rock-Jazz über Swing (Duke Ellington wurde ein Ständchen aus seinem Repertoire dargebracht) bis hin zum Cool, was so in etwa mit Miles Davis und John Coltrain zu identifizieren wäre. Zwar wurden beim Cool, der dritten Partie, manche Gesichter etwas fragender (man merkte, ein Teil der Anwesenden war das nicht so gewohnt), aber durch die innere Vermitteltheit und Folgerichtigkeit der Musik – die kein Absolutum mit sich führt - stellte sich so etwas wie Versöhnung her, denn letztlich ist es die Qualität, die - man darf sagen – immer so gut wie restlos überzeugt.

Der geschwinde Aufstieg

Der Kultur- und Musikverein Dörnigheim stellte den Musiker, der gleichsam wie ein Alter spielte und souverän auftrat, in seiner Ankündigung zum Abend am Mainufer wie folgt vor:

„Darius Blair wurde als bisher jüngster Stipendiat im Alter von 18 Jahren mit dem Frankfurter Jazz Stipendium ausgezeichnet“.

„Gemeinsam mit seiner Combo „Quartertone“ gewann der Saxophonist 2021 den hessischen Landeswettbewerb ‚Jugend jazzt‘. Mit Darius Blair spielen Finn Heine an der Gitarre, Jan Iser Schlagzeug und Luis Schell Bass. Bei dem hessischen Wettbewerb überzeugten sie mit eigenen Kompositionen“.

Am Samstagabend wurde Luis Schell am Bass von Heiner Kolterer am Cello vertreten.

Erstaunlich war nun aber, dass die Gruppe um Darius Blair so cool wie im Geiste konzentriert auch wieder mal den Rock-Jazz hören ließ, der in den Siebziger Jahren ein ebenso faszinierender wie erquicklicher Zeitstil war, der die Rockfans mit dem Jazz weitgehend zu versöhnen vermochte. Das erinnert an meinen Cousin, der damals diese Fusion auf der Hammond-Orgel begleitete und psychedelisch erweiterte, Soloeinlage selbstverständlich eingeschlossen. Und an dieser Stelle denkt einer auch sofort an Brian Auger and Trinity und damit an die unfassbare und einzigartige Julie Driscoll, die sich leider so früh aus eigenem Entschluß von der Bühne verabschiedete.

Sehr erfreulich war auch, dass das Publikum auf die jeweiligen Solo-Partien von Quartertone, d.h. des Saxophons, der Gitarre und - wenn auch verhaltener - des sanften Cello mit Beifall aufbrandete. Es war eben Jazz in Reinkultur

Das personenbezogene Beifallgeben ist nun gerade in Rock-Zeiten, die auch schon eine gute lange Zeit währen - und auch nicht untergehen -, nicht mehr so angesagt gewesen. Beide, Rock und mehr noch Metal sind eben so stürmisch, dass einfach keine Zeit zwischen den Partien für das Publikum verbleibt, um sich kultiviert mit Beifall in den Fortgang des Geschehens einzuschalten.

Foto ©
Heinz Markert

Info:
„Feel so good“,
Jazz am Fluss, Samstag 21. August 2021, 18 Uhr
Open-Air-Konzert am Dörnigheimer Mainufer
Das Konzert wird eingeleitet vom Klang der Glocken der Evangelischen Kirche
Für Essen und Trinken sorgt ein Caterer