P1000073Die hr-Bigband featuring Lizz Wright im Sendesaal des Hessischen Rundfunks

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Sendesaal des Hessischen Rundfunks hatte man am gestrigen Abend zum vorerst letzten Mal Gelegenheit, die Ausnahme-Sängerin Lizz Wright in Begleitung der hr-Bigband unter der Leitung von Jim McNeely zu erleben. Ein Erlebnis der Extraklasse!

P1000028Ich kann mich noch sehr genau an den Zeitpunkt erinnern, als ich auf der Rückreise vom Gardasee diese außergewöhnliche Frauenstimme mit dem unverkennbar zarten Schmelz zum ersten Mal im Schweizer Radio hörte: Ihr samtig-dunkles Timbre hatte mich augenblicklich fasziniert und in seinen Bann gezogen. Sofort musste ich herausfinden, wer sich wohl dahinter verbarg:  Lizz Wright!
Damals war der Titel „Old Man“ von Neil Young zu hören in ihrer Interpretation mit minimalistischer Instrumentalbegleitung und bis heute hat sie nichts von dieser unvergleichlichen Faszination eingebüßt.

P1000004Denn nunmehr hat sie – sechzehn Jahre später –  mit der hr-Bigband eine wahrhaft königliche Orchesterunterstützung, die imstande ist ihre facettenreich ausdrucksstarke Gesangsstimme außergewöhnlich perfekt in Szene zu setzen: Ein absolutes Highlight – was mit durchdachten Rahmenbedingungen sehr entspannt umsetzbar gemacht werden konnte – trotz Corona!
Hervorzuheben sind nämlich allein schon diese, weil sie das Konzert insgesamt zu einem Ausnahmeerlebnis werden lassen: Eine freundlich-ruhige Atmosphäre, die das Personal bereits beim Einlass verbreitet, sowie die dezent eingespielte Hintergrundmusik. Auch die Sitzplatzregelung ist perfekt gelungen: jeweils drei bis vier Plätze werden freigehalten (rot markiert) und nur zwei belegt (grün markiert). So ist gewährleistet, dass man keinen direkten Vordermann hat. Auch wurden die ersten fünf Reihen bis auf die Randplätze komplett frei gelassen.
P1000086„Thank you for coming to see some Live-Music of George Gershwin!” ruft uns Bandleader Jim McNeely zu und schon flutet die Bigband den Saal mit dem Titel “It’s Wonderful”.

Wie treffend, denn das ist es tatsächlich! Beeindruckend sofort der homogene, ausgewogene Klang des Orchesters, der in vollkommener Präzision mit der samtigen Stimme von Lizz Wright abgestimmt ist.
Bemerkenswert auch das Kleid der Solistin, das dich in dezentem rotbraun mit tiefem Ausschnitt wie eine zweite Haut aus zarter Schokoglasur um ihren Körper schmiegt wie die Töne der Musiker um ihre Vokalisation. Passend zum Augenschmaus ist der Bläsersatz zu „My man is gone now“ aus „Porgy and Bess“ von einer Homogenität, die Gänsehaut verursacht. Das Tenorsaxofon P1000078schwingt sich dabei mit samtigem Sound gekonnt auf zu Höhen, die nie in irgendeiner Weise schrill wirken. Klangpräzision und Homogenität auf höchstem Niveau. Und bislang wusste ich zudem noch nicht, wie zart doch Posaunen tönen können! In diesem Moment greift Saxophonist Toni Lakatos zur Querflöte und Lizz singt: „I feel that I could melt...“. Ich auch – einfach dahinschmelzen in diesem samtig-süßen Blechbläserklang.

P1000113Anschließend liefern sich Tony Lakatos (Bass-Saxophon) und Axel Schlosser (Flügelhorn) ein ausgewogenes Duett-Duell. Als „Leckerbissen“ und Überraschungsgast tritt anschließend der Pianist Kenny Banks (Begleitmusiker von Lizz Wright) im Duo mit Lizz ins Rampenlicht: Es folgt im Duett der Titel „The Nearness of you“. Die ist zu spüren – eine perfekte Symbiose zwischen Gesang und Pianoklängen. Nähe, die sich wechselseitig Raum gibt ohne zu erdrücken - wie in einer perfekten Beziehung. Danach sind die Titel „They can’t take away that from me” und schließlich das P1000119legendäre „Summertime“ aus Porgy and Bess zu hören. Die Stimme bleibt durchgängig von kraftvoll ausgewogener Präsenz - ungeachtet der Tonhöhe.

Ein rhythmischer Wechsel von der Ballade zum Swing kreiert ein scheinbar völlig neues Stück; unterschiedliche Musikstile verschmelzen zu einem homogenen Ganzen. Zum krönenden Finale ertönen von George Gershwin noch „I’ve got Rhythm“ und „Embraceable You“ mit kapriziösem Posaunen-Solo. Ein gelungener Abschluss zu diesem außergewöhnlich virtuosen Konzert!




Fotos ©: Michael Dellermann

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