Hanswerner Kruse
Bei den „Gitarrentagen 2021“ präsentierte Siegbert Remberger an seinem Soloabend südamerikanische und spanische Musik auf der Konzertgitarre.
Volkersberg (weltexpresso) - Am Samstagabend ließ der Sturm nach, es wurde kalt, der Herbst ist angekommen - doch in der Klosterkirche Volkersberg entführte Siegbert Remberger das Publikum mit seiner Musik in die Wärme. Das erste Stück der vier „Piezas Cristalinas“ begann mit langsamen Moll-Tönen, die zunehmend höher und leichter wurden. Man schloss die Augen, konnte sich treiben lassen und schwebte über warme südamerikanische Gefilde. Es folgten Klänge des Aufbruchs, dann fröhliche, ja, zum Tanzen verführende Läufe auf Rembergers Instrument. Der letzte Tango des Zyklus von Máximo Diego Pujol forderte heraus und war ganz im Geiste des legendären argentinischen Musikers Piazzolla.
Im Wechsel spielte der Gitarrist südamerikanische und spanische Klänge - des 20. sowie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - bekannter Komponisten auf seinem Instrument. Der Kontrast zwischen den lateinamerikanischen und iberischen Tönen war deutlich zu hören, letztere sind meist ernster und tiefer. Doch in dieser spanischen Konzertmusik tauchten auch häufig „typische“ Elemente auf: Geläufige wohlklingende Melodien endeten mit heftig geschlagenen Akkorden, manche temperamentvoll gespielte Passagen erinnerten an Flamenco. Doch diese Klischees wurden immer wieder aufgelöst, zerrissen und durch komplexere Strukturen überwunden. Dabei ging die kleine Komposition „En los trigales“ von Joaquin Rodrigo durchaus an die Grenze des Harmonischen.
Die abwechslungsreichen Darbietungen waren - natürlich - keine Pop-Musik, mit Santana oder den Gipsy Kings hatte dieser Konzertabend nichts zu tun. Remberger nutzte virtuos und technisch brillant die gesamte Klangfülle seines Instruments. Jedoch musizierte er nicht cool und distanziert, sondern häufig verschmolz er gefühlvoll mit der Gitarre und löste auch Emotionen bei den zuhörenden Leuten aus. Trotz der konzertanten Klänge spürte man aber wieder und wieder Bewegungslust, der man in der altehrwürdigen Kirche leider nicht nachgeben konnte. Das katholische Gotteshaus ist klein und überwältigt die Besucher nicht, doch die Akustik ist fantastisch. Hierher mussten die Gitarrentage ausweichen, da in der Bad Brückenauer Stadtpfarrkirche die Heizung ausfiel.
Zum Ausklang des Abends bot der Musiker neoromantische iberische Klänge von 1965 dar, die, wie er selbst sagte, „plakativ spanisch und sehr gefällig“ seien. Obwohl in der damaligen Zeit auch reichlich musikalische Aufbrüche passierten, sei der Komponist Frederico Moreno Torroba wahrlich kein Erneurer zeitgenössischer Musik gewesen.
Zwei Zugaben erklatschte sich das von Remberger hingerissene Publikum. Er selbst freute sich, dass die 32. Bad Brückenauer Gitarrentage so gut besucht wurden - die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Wenn man so viele neue und bekannte Gesichter sehe, habe sich der große Aufwand zur Organisation der Konzerte ja gelohnt, meinte der Würzburger Professor. Er wohnt in der Kurstadt und organisiert alljährlich selber das kleine Festival. Am Vortag spielte bereits sein Dresdner Kollege Stephan Bormann, ein „Weltreisender auf der Gitarre.“ Bei einer Matinee am Sonntag war die Gitarrenklasse des Würzburger Kollegen Jürgen Ruck mit zwei Solisten in Volkersberg zu Gast.
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www.siegbertremberger.de
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