Deutsche Oper am Rhein: Premiere am 12. Mai 2022 im Theater Duisburg
Lena Lustig
Düsseldorf Duisburg - „Der Kaiser von Atlantis“, Viktor Ullmanns vielschichtige Parabel über absolute Macht und ihre Überwindung, hat am Donnerstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr Premiere im Theater Duisburg. Die eindringliche Inszenierung von Ilaria Lanzino fand schon im Herbst 2020 große Beachtung, als die Deutsche Oper am Rhein das Stück zunächst im Opernhaus Düsseldorf und kurz darauf im Stream über operavision.eu präsentierte. Mit der originalen Sänger*innenbesetzung kommt es jetzt mit den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Christoph Stöcker in Duisburg auf die Bühne.
In der maschinisierten Tötungsindustrie des Kaisers Overall von Atlantis sind Harlekin und Tod nur noch Zaungäste in einer Welt, „die verlernt hat, am Leben sich zu freuen und des Todes zu sterben“. Als Overall den Krieg Aller gegen Alle verkündet, sieht sich der Tod endgültig zu einem kleinen Handwerker des Sterbens degradiert und verweigert dem Kaiser fortan den Dienst.
Viktor Ullmann und der Librettist Peter Kien schufen „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ 1943-44 im Grauen des Konzentrationslagers Theresienstadt. Obwohl die Proben für das „Spiel in einem Akt“ kurz vor der Premiere aus unbekannten Gründen abgebrochen wurden, blieb die Partitur als eindrucksvolles Zeugnis des engagierten künstlerischen Widerstands gegen ein tyrannisches Unrechtsregime erhalten.
Ilaria Lanzino sieht in Ullmanns „Kaiser von Atlantis“ einen Diskurs über die Rolle des Widerstands in einem totalitären System: „Der politische Bezug zur Entstehungszeit ist klar erkennbar, trotzdem weist das Stück weit über seine Zeit hinaus.“ Im Bühnenbild von Emine Güner sind die Figuren in ein spinnennetzartiges Geflecht aus Seilen eingebunden: Emmett O’Hanlon ist Overall, der Kaiser von Atlantis, der den Lautsprecher (Thorsten Grümbel) und den Trommler (Kimberley Boettger-Soller) für seine Propaganda instrumentalisiert. Ein Mädchen (Anke Krabbe) und ein Soldat (Sergej Khomov) stehen sinnbildlich zwischen dem Leben (David Fischer als Harlekin) und dem Tod (Luke Stoker).
Am Montag, 9. Mai, um 18.00 Uhr gibt Dramaturgin Anna Grundmeier in der Opernwerkstatt Einblick in das Stück, seine Entstehung und die szenische Umsetzung. Im Anschluss an ihr Gespräch mit Ilaria Lanzino, Christoph Stöcker und Jürgen Kaumkötter, Direktor des Zentrums für verfolgte Künste Solingen, haben die Besucher*innen Gelegenheit zum Probenbesuch.
Foto:
Emmett O’Hanlon (Overall, Kaiser von Atlantis) und David Fischer (Harlekin)
©Hans Jörg Michel
Info;
www.operamrhein.de
Programmtipp der Duisburger Philharmoniker:
Unmittelbar nach der Premiere von „Der Kaiser von Atlantis“ präsentieren die Duisburger Philharmoniker vom 13. bis 22. Mai 2022 die zweite Auflage des Eigenzeit Festivals 2022 im Theater Duisburg. Als „Geräuschesammler“ und Kurator lädt der Schlagzeuger Johannes Fischer in sechs Konzerten und zwei Installationen dazu ein, genau hinzuhören und die Sinne für die reiche Klangwelt zu schärfen.
Informationen zum Programm: www.duisburger-philharmoniker.de