Frankfurter Musikpreis 2020 nach Corona an PETER MAFFAY in der Frankfurter Paulskirche übergeben, Teil 1/4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Hat es so etwas schon mal gegeben? Die Musikmesse Frankfurt spielte seither auf dem Frankfurter Messegelände auf und war viele viele Jahr ein Vorzeigestück der Frankfurter Messegesellschaft, ach was, der ganzen Stadt Frankfurt mit den internationalen Gästen und der Musik, die aus jedem Keller und jedem Hof schallte. Vorbei. Aber, so haben die in einer Stiftung von Musikmesse Frankfurt und des Bundesverbandes der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller Vereinten beschlossen, den internationalen Musikpreis soll es weiterhin geben.
Es sollen, so heißt es in den Statuten, „Musikpersönlichkeiten für besondere Leistungen in der Interpretation und Komposition, in Musikwissenschaft und Lehre“ besonders hervorgehoben werden. Als 1982 mit Gidon Kremer der erste Preisträger gleich ein begeistertes Publikum fand, war der Preis erst einmal für den Bereich der klassischen Musik vorgesehen, eigentlich gemäß den Veranstaltern auf der Musikmesse, wo hochwertige Instrumente im Mittelpunkt standen und ihre Interpreten auch. Und so wurden vier Jahre lang mit dem unvergessenen Pianisten Alfred Brendel oder der Sängerin, die zur Regisseurin, ja Intendantin wurde, Brigitte Fassbaender die Klassik gewürdigt, bis 1986 Albert Mangelsdorff als Preisträger gekürt wurde, nicht nur Frankfurter, sondern Weltstar der Szene. Nie vergessen die, die bei der Preisverleihung dabei waren, wie die damalige CDU-Bürgermeisterin Petra Roth Albert Mangelsdorff für sein gutes Saxofonspiel lobte. Fake! Da sieht man mal wieder, wie einen das eigene Gedächtnis trügt. Roth war zwar gefühlte 40 Jahre OB in Frankfurt, aber real von 1995 bis 2012. Sie kann also nicht bei der Preisvergabe den Unsinn geäußert haben, der aber psychologisch Wurzeln hat. Denn der jüngst verstorbene Bruder von Alfred, Emil Mangelsdorff spielt das Saxophon, der Weltstar Albert blies die Posaune, so gut wie kein anderer, damals. Das mit Mangelsdorff stimmt aber trotzdem, nur war es bei anderem Anlaß in der Alten Oper. Aber Petra Roth wurde hier alles verziehen. Nicht auszudenken, so etwas wäre dem amtierenden Peter Feldmann passiert. Die tagelange Häme in FAZ und FR sehe ich automatisch vor mir, die dann jedes Jahr noch einmal gefeiert würde. Den amtierenden Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann habe ich persönlich vermißt. Er wäre die richtige Person für die Preisübergabe an Peter Maffay gewesen. Das will ich hier ausdrücklich feststellen, wo FAZ und FR nichts für wichtiger erachten, als ihn für potentielle 'Vergehen' seiner Ehefrau haftbar zu machen und ihm den Rücktritt zu oktroyieren. All die Wirtschaftsverbrechen, all die Korruption an vielen Stellen, vor allem, wo gebaut wird, aber auch ansonsten, die ausländischen Mafien in Frankfurt und anderes, sind kein Thema, aber die Ehefrau des OB schon, mit der man einen OB treffen will, der bei den sogenannten einfachen Leuten einfach zu beliebt ist. Deshalb wollen wenigstens wir sagen: wir haben Peter Feldmann vermißt. Er gehört genau hierher, ans Pult der Paulskirche.
Zurück zum Preis. Es ging hin und her mit den Musikbereichen und tatsächlich tat der Preis dem ‚International‘ in seinem Namen alle Ehre, denn mit Chick Corea (1990), Georg Solti(1992), der übrigens in den Fünfziger Jahren Opernchef in Frankfurt war, bevor er zum Weltstar wurde, und Brian Eno (1994) beispielsweise – warum hat eigentlich mein Favorit Bobby McFerrin ihn nie bekommen?- geehrt, bis ein Reglement griff, daß im jährlichen Wechsel Vertreter der Populären Musik und der Klassik mit dem Preis bedacht werden, der seit Beginn das Preisgeld von 15 000 Euro hat.
Ein Höhepunkt war dann 2004 mit Preisträger Udo Lindenberg, den man auf der Leinwand in der Paulskirche Maffay gratulieren sah, wo er allerdings gar nicht an seinen eigenen Preis anknüpfte, weil an seiner Seite das einzige Bandmitglied, das nicht in Frankfurt war, für einen Auftritt an seiner Seite probte. Hier ist es nun auch zutreffend Petra Roth als OB zu nennen, die ihm wohl außerordentlich gewogen war, was Lindenberg als Showtalent zu einen großen Auftritt motivierte, denn es gab ja immer ein feierliches Essen nach der Übergabe des Frankfurter Musikpreises, und vorher eine Würdigung, die eine Dankesrede miteinschloß, was meist ein zünftiges musikalisches Danke wurde.
Dann wurden in den Jahren ab 2005 – korrespondierend zu schmissigen und erfolgreichen Musikmessen – erneut internationale Stars Preisträger
2007: Péter Eötvös,Neue Musik...
2008: Paquito D’Rivera, Musiker und Buchautor
2009 José Antonio Abreu, musikalische Kinder- und Jugendförderung in Venezuela
2010: Keith Emerson, Multitalent und mit seinem Keyboard die elektronischen Tasteninstrumente nach vorne bringend
2011: Anne Sofie von Otter,Sängerin
2012: John McLaughlin,nicht allein für die Gitarre, sondern für seine Genre- und Kulturgrenzen übersteigende musikalische Arbeit
2014: Ernie Watts, Saxophon
2016: Al Jarreau, für Stimme,Improvisation und Interpretation
2017: David Garrett,Geige, wegen seiner Crossover-Projekte und Heranführen der Jugend an die Klassische Musik und
2019: das französisches Streichquartett Quatuor Ébène als Preisträger ausgewählt
Das ist die Geschichte des Preises, die auf dann doch traurige Weise mit seinem Anlaß, der Frankfurter Musikmesse verbunden war und jetzt alleine weiterlebt. Wenigstens das. Denn an der Geschichte des Preises der letzten zehn Jahre, kann man den Niedergang der Musikmesse gut mitverfolgen. Ursprünglich wurde mit der Preisvergabe die Musikmesse, eröffnet, so wie auch heute der Deutsche Buchpreis die Buchmesse einläutet. Im Jahr 2001 hat die Aufführungsbranche, die Großveranstalter bis hin in die Clubszene, also nicht die Instrumentenbauer, sondern die, die für Aufführungen, für die Auftritte der Musiker sorgen, mit der Prolight+Sound einen eigenen, eigenständigen Messeteil hinzugefügt. Die Musikmesse hatte ihre Belegung in den wichtigen Eingangsbereichen: Festhalle, Forum, Hallen 3, 4, 5, 6 . Die Aussteller der Prolight hatten die hinteren Bereiche, dort auch die neuen tollen Hallen.
Doch dann passierte Zweierlei, dessen Hintergründe die Messe Frankfurt einmal offenlegen sollte. Die Prolight+Sound war immer gewichtiger geworden. Sie, deren Aussteller und Teilnehmer ursprünglich Teile der Musikmesse geworden waren, alle im Bereich Veranstaltungstechnik zu Hause, wurden seit 1995 analog der Besucherzahlen bei Groß- und Kleinveranstaltungen populärer, aber auch klassischer Musik für die Messe immer bedeutender, so daß der gesamte Bereich 2001 ausgelagert und zu einer eigenen viertägigen Messe wurde, die immer gleichzeitig mit der Musikmesse stattfand. Gleichzeitig wurden die Eingangsbereiche nun von der Veranstaltermesse bespielt, währen die Musikmesse nach hinten, in die hinteren Hallen wanderte.
Inzwischen sind die Bereich, die Schwerpunktthemen der Prolight + Sound unterteilt:
Licht-, Ton- und Bühnentechnik
Medientechnik und Systemintegration
Produktion und Broadcast
Eventausstattung und Dekoration
Theatertechnik und -ausstattung
DJ + Entertainmenttechnology
Während die Musikmesse immer dünnblütiger wurde, ja geradezu ausblutete, wurde die Prolight+Sound immer fetter und gewichtiger und das sollte sich auch im neu geschaffenen Preis für diese Messe ausdrücken.Neu geschaffen war er allerdings nicht, sondern den Hamburgern abgekauft! So sind die Verhältnisse im Messegeschäft. Dieser Preis PRG Live Entertainment Award, LEA genannt, wurde zur Auftaktveranstaltung der Prolight + Sound, die in der Frankfurter Festhalle ihr wunderbares Zuhause fand, dient doch die Festhalle ansonsten den Preisträgern als bespielbare Halle in einer der Kategorien, übertroffen von der Masse her nur noch von den Stadien. Das Besondere am Preis ist zudem,daß diejenigen, die hinter der Bühne stehen, die Veranstalter auswählen, die die Preise bekommen. Von der Sache her kam man auf 14 Kategorien, weil alle Veranstalter von der Kellerkneipe für 10 Personen bis zu 50 000 und mehr in den Stadien Preise erhalten, was ja auch richtig ist, nur lange Zeit dauert, wenn die Preise übergeben und die Preisträger sich bedanken. Allein der Aufwand und das Licht und der Lärm in der Festhalle sind gewaltig. Es ist ein vorwiegend junges Publikum, von dem man nicht genau sagen kann, aus welchen Bereichen sie kommen. Es sind wohl viele, von Veranstaltern Eingeladenen dabei.
Ich erinnere mich an die wohl erste LEA-Veranstaltung, mit der nun die Prolight+Sound und die Musikmesse begannen, das war 2011. Es stand also LEA gegen die Tradition des Musikpreises, der in diesem Jahr Anne Sophie von Otter überreicht werden sollte. 2011 war dann dieser Versuch, beide Preise zu verbinden, grandios gescheitert. Die Festhalle ist nicht die Bühne für eine klassische Sängerin wie die schwedische Mezzosopranistin. Sie machte ihre Sache gut, darum geht es nicht, aber sie, der Star und Frankfurter Musikpreisträgerin war eine von vielen ganz anderer Art bei dieser Veranstaltung, deren Besucher, sagen wir es offen, fast alle die weltbekannte Sängerin überhaupt nicht kannten.
Die Preisvergabe des Frankfurter Musikpreises dümpelte in den Jahren danach vor sich hin, mal weniger peinlich und richtig bewegend, mal eher peinlich, wenn man an seine strahlende Vergangenheit dachte. Doch will ich das jetzt hier nicht vertiefen, denn das Ganze wird ja geschrieben, um deutlich zu machen, daß auch, wenn die Frankfurter Musikmesse, die vor Corona noch stattfand und dann zweimal wegen Corona abgesagt wurde und in diesem Jahr Anfang März von der Messe Frankfurt für immer beerdigt wurde, also tot ist, doch der Frankfurter Musikpreis lebt, der ihretwegen einmal gegründet wurde, nicht nur lebt, sondern grandios wiederbelebt ist und mit der Paulskirche den Ort gefunden hat, wo er hingehört!
Ob das Sterben der Musikmesse nötig war, wie die Frankfurter Messe entschied, nachdem das Andocken an die Buchmesse verlacht wurde, kann ich nicht ermessen. Tatsächlich müßte eine starke Prolight+Sound eine Musikmesse im Rucksack tragen können, so wie die Musikmesse damals das Baby Veranstaltermesse großzog, oder besser: sogar zum Baby austrug. Die Revolution frißt ihre Kinder.
Jetzt aber ist festzuhalten, daß zumindest der Frankfurter Musikpreis herrlich wiederbelebt ist und der Preisträger Peter Maffay genauso glücklich auf der Bühne war, wie die ihn feiernden Besucher im Rund der Paulskirche, der es gut tut, daß es nicht immer nur ernst und hehr zugeht, sondern auch mit Schmiß. Deutschrock. Aber das ist ein anderes Thema.
Nochmal: Das ist der Preis von 2020. Wird auch der Preis von 2021 in der Paulskirche ausgetragen und was ist mit dem 2022? Wir werden nachfragen.
P.S.I: All das, was mit dem Wegfall der Musikmesse wirklich verloren geht, wollen wir ein andermal noch einmal zusammenfassen. Hierbei ist insbesondere an die vielen Frankfurter Kinder zu denken, die Jahrzehnte eine tolle musikalische Session in Halle 5 erlebten, ach was, sie erlebten sie nicht, sie machten sie. Lauter glückliche, Musik machende Kinder! Vorbei.
P.S.II: 2022 heißt: 40 Jahre Frankfurter Musikpreis. Darauf wurde von der Bühne her auch verwiesen. Aber das war schon alles. Ein Programmzettel von seltener Schlichtheit führte nur die Redner auf. Vielleicht kommt ja noch von der Stiftung eine Würdigung zu den 40 Jahren. Das wäre doch angemessen und Gerhard A.Meinl , Vorsitzender BDMH und stellvertretender Stiftungs- udn Kuraoriumsvorsitzender Frankfurter Musikpreis, wäre der Richtige, das nicht nur niederzuschreiben, sondern im Rund der Paulskirche zum. Klingen zu bringen.
Foto:
Paulskirche
©Eva Mittmann