Hanswerner Kruse
Freiensteinau / Nieder-Moos (Weltexpresso) - In die Stille zwischen zwei Sätzen von Georg Friedrich Händels „Wassermusik“, erschallt der rhythmische Klingelton eines Smartphones aus dem Publikum. Eine Trompeterin, die dritte von links, beginnt sich sanft zu den nervenden Klängen zu bewegen und schließlich zu tanzen. Bald lachen alle Spielerinnen - und schließlich auch viele Besucherinnen und Besucher der Kirche in Nieder-Moos.
Die Bläserinnen der norwegischen Gruppe sind seriöse und hervorragende Musikerinnen, dennoch haben sie Humor, wie diese kleine Episode zeigt: sie nehmen sich selbst nicht so todernst. Mit sichtbarer Freude und Fröhlichkeit präsentieren sie an diesem Abend ihre Bläser-Arrangements, von Händel bis zu den Beatles.
Tine „Thing“ Helseth, die Leiterin dieses Ensembles war schon mit zwanzig Jahren berühmt und spielte mit ihrer Trompete in international bekannten Orchestern. Früh gründete sie allerdings auch ihre zehnköpfige Truppe aus lauter Frauen, um zu beweisen, dass nicht nur Männer Trompeten, Posaunen oder Tubas spielen können. Die mittlerweile 35-jährige leitet ihre kleine Band hochpräsent ohne Starallüren. Erst spät erkennt man sie als Kapellmeisterin ohne Taktstock, die alle Musikerinnen im Auge haben. Helseth spielt einige Soli innerhalb der Kompositionen, denn „die Trompete ist meine Stimme“, sagt sie dazu.
Das Programm ist nicht besonders klassisch, vor Händel gibt es noch Edward Griegs „Holberg Suite“ zu Beginn des Abends, bereits der erste Satz ist ziemlich „swinging“. Später werden noch um-arrangierte swingende Stücke von Aaron Copland oder George Gershwin dargeboten. Dessen Wiegenlied aus den „Three Preludes“ gerät trotz der vielen Blasinstrumente sogar ganz sanft. Man muss die nur mit Blechblasinstrumenten besetzten Kompositionen schon mögen, denn zwangsläufig klingen sie sehr metallisch, dazu meist recht laut und dramatisch. Im Mittelpunkt des Abends stehen drei artifizielle Tangos des Argentiniers Astor Piazzolla, dessen melancholischen Geist man trotz der blechernen Verwandlung gut wahrnehmen kann. Spätestens damit überzeugen TenThing auch den kritischen Zuhörer!
Unabhängig von der ursprünglichen Orchestrierung spielen die Frauen begeistert Musik auf ihren Instrumenten, die sie selber mögen und gerne hören. Damit stecken sie das Publikum an, von dem sie durchgehend enthusiastisch gefeiert werden.
Foto:
(c) Hanswerner Kruse
Oben: Leiterin und Solistin Tine „Thing“ Helseth (mit Trompete)
Unten: Das ganze Ensemble TenThing
Info:
Weitere Konzerte im Kultursommer
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(c) Hanswerner Kruse
Oben: Leiterin und Solistin Tine „Thing“ Helseth (mit Trompete)
Unten: Das ganze Ensemble TenThing
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