KN black owl 7836Saras  neue Wege mit der Band BLACK Owl

Hanswerner Kruse

Schlüchtern/Osthessen (Weltexpresso) - Sara Nowotny (44) kennt man vielleicht als Mediengestalterin, als Sängerin ist sie jedoch weitaus prominenter. Jahrelang coverte sie Blues- und Soulmusik mit der Band „Good News“ und tourte in Osthessen.

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Wir treffen sie im neuem Tonstudio von TAPP, in dem sie mit ihrer Band „BLACK owl“ sechs Stücke aufnimmt. Live präsentierte die Gruppe ihre Songs bereits bei „Rock am Hinkelhof“ im Juli. Ganz in schwarz steht die Sängerin vor dem Mikro, konzentriert sich, schließt die Augen. Die Gitarre beginnt düster, das Schlagzeug setzt ein. Sara wird ganz Stimme und intoniert mit großer Präsenz: „My unfulfilled desires / Pile up high to the sky“ (meine unerfüllten Wünsche / türmen sich bis zum Himmel). Ihre Stimme hat ein dunkles Timbre, der Gesang ist klarer und reifer als früher.


Dieser neue Titel „Goodbye Lullaby“ ist ein Klagelied voller Sehnsucht, auch die weiteren, meist elegischen Songs trägt sie ungekünstelt und eindringlich vor. Selbst wenn man englische Texte nicht gleich völlig versteht, erzeugen die Moll-Klänge und Saras Stimme Gänsehaut... Man fühlt, das wovon sie singt, hat sie wirklich erlebt.

Trostlos sind ihre Texte nicht, denn man spürt die Power ihrer Kämpfe mit den Unbilden des Lebens: Die Sängerin musste - oder wollte - einige heftige Brüche in der Musik verarbeiten. Man kann nicht alle Erlebnisse ausbreiten, aber einige sind schon bemerkenswert: Sara lernte als Kind zahlreiche Instrumente, später begann sie in Bands zu singen. Mit 21 Jahren bekam sie durch zwei Musiker aus Schlüchtern diverse erfolgreiche Kontakte: Eine Plattenfirma bot ihr einen Vertrag an, für eine TV-Serie sang sie den Titelsong, ihre Coverversion eines Hits von Yazoo kam in die UK-Dance-Charts.

Für dieses Stück forderten ihre Unterstützer, sie solle sich vier Jahre jünger ausgeben und Performance-Tanz im engen Negligé zum Vollplayback des Songs machen. Das lehnte sie ab: „Da verpflichteten sie ohne mein Wissen eine junge Sängerin, die bei TV-Auftritten zu meiner Stimme die Lippen bewegte.“ Doch zum endgültigen Bruch kam es, weil der damalige Produzent darauf bestand, finanziell und entscheidungsmäßig in den IHR angebotenen Plattenvertrag eingebunden zu werden. „Also ab da war ich raus aus der Musik!“

Sie begann eine Ausbildung als Mediengestalterin, in der sie alle Elemente des Web- und Print-Designs lernte. Direkt nach der Ausbildung machte sie sich selbständig. Acht Jahre später erkrankte sie schwer, konnte zwei Jahre lang nicht mehr arbeiten, holte jedoch das Abitur nach - und begann ein Jurastudium: „Durch meine Tätigkeit als Schöffin in der Hanauer Strafkammer hatte ich Blut geleckt.“ Sara studierte wie eine Wilde, vernachlässigte soziale Kontakte, hatte aber nach drei Jahren alles für das erste Staatsexamen zusammen. Mit glänzenden Augen erzählt sie von aufregenden Praktika im Knast oder der gerichtlichen Psychiatrie. Sogar die Promotion für ein seltenes Thema - dem Missbrauch von Kindern durch Frauen - wurde ihr angeboten.

„Doch bevor ich als Strafverteidigerin wie ein weiblicher Matlock für die Unschuldigen kämpfen konnte, schmiss ich alles hin.“ Ihr wurde bewusst, dass eine juristische Karriere alles auffressen würde: Beziehungen, vielleicht ein Kind, familiäre Kontakte, die Musik... „Good News“ gründete sich - und sie war dabei. Dazu arbeitete sie wieder als Mediengestalterin, seit 2020 auch angestellt bei der Firma Vomberg, im Marketing und als Ausbilderin im E-Commerce.

Die Band wurde erfolgreich, trat bei Stadtfesten und dem Hessentag vor bis zu 4000 Leuten auf. Aber die - durch ihre Musiker - von der Sängerin geforderte Animation des Publikums: „Clap your hands now“, womöglich noch im Glitzerkleid, war nicht ihr Ding. Silvester, nach dem letzten Gig im Druschel in Wallroth, hörte sie auf: „Ich bin einfach keine Animateurin!“ Hört man sie heute singen, weiß man warum. Es war kein Zufall, dass Patrick Lins - aus der Gruppe „Förster vom Silberwald - sie fragte, ob sie mit ihm Musik machen wolle. Seit vier Jahren arbeiten sie zusammen, schreiben die Musik, Sara die Gesangsmelodien und - „für meinen Seelenhaushalt“ - ihre persönlichen Texte. Schlagzeuger Michael Witopil gesellte sich dazu. Das „BLACK owl“-Trio hört sich an wie einst die „Doors“ oder „Velvet Underground“, doch für die Vollendung des Sounds fehlt noch ein Bass. Die Sängerin hofft, durch diesen Bericht eine Person zu finden, die sich dem Projekt anschließen will.

Foto:
© Hanswerner Kruse / Sara Nowotny

Info:
Zur BLACK owl Band