Hanswerner Kruse
Schlüchtern-Ramholz (Weltexpresso) - Das Weihnachtskonzert in der kleinen romantischen Kirche in Ramholz war eher ein musisches Fest der Begegnung als eine schlichte Abendmusik: Musizierende und Singende des legendären „Hutten-Ensembles“ und der Bläsergruppe traten - nach der Corona-Pandemie - mit Hingabe und großer Spielfreude wieder einmal gemeinsam auf; das zahlreiche erschienene Publikum wurde in einige Darbietungen eingebunden.
„Immer werden wir’s erzählen / wie das Wunder einst geschehen“, hieß es in einem Chorgesang der jeweils sechs Sängerinnen und Sänger. Das war das unausgesprochene Thema des Abends, denn alle präsentierten Lieder und Stücke berichteten hoffnungsvoll und kitschfrei über die Geburt Jesu, die Ankunft der Könige und die damit verknüpften Hoffnungen. Es war ein klingender Parcours durch die Jahrhunderte, von Joh. Seb. Bachs „Großer Herr und starker König“ über Max Regers „Marä Wiegenlied“ bis zum Bläserstück „Tochter Zion“ des Zeitgenossen Jan de Haan.
Beeindruckend war der abwechslungsreiche und professionelle Ablauf des Konzerts, mal sang der Chor vielstimmig allein, mal spielten die Bläser ohne Gesänge. Die meisten Instrumentalisten waren übrigens auch am Gruppengesang beteiligt. Dazwischen wurden diverse Soli zelebriert, etwa das berührende „Engelsterzett“ dreier Sängerinnen, Instrumentalisten spielten alleine oder zu zweit mit der Orgel, etwa „Die Könige“ von Peter Cornelius. Bachs Bass-Arie aus dem Weihnachtsoratorium hörte sich durch die hohe Trompete und die schnarrige Posaune richtig jazzig an. Einmal spielte Chorleiter und Organisator Hartmut Darmstadt alleine an der Orgel „Es ist ein Ros entsprungen“, in das die Bläser einfielen, später der Chor und alle Besucherinnen und Besucher: „Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß / mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis.“
Das Konzert sollte eigentlich mit „O, du fröhliche“ beendet werden, dem Lied, in das ebenfalls das Auditorium einstimmte. Doch es gab noch eine Zugabe, in der ehemalige Choristen mit auf die Bühne durften. Insgesamt waren die Darbietungen von erstaunlicher Qualität - nicht zufällig, denn einige der Beteiligten hatten nach ihrem Weggang aus dem Bergwinkel Gesang oder Instrumentalmusik studiert, wurden professionelle Musiker oder Musikerinnen. In den frühen 2000er-Jahren entstand das Projekt durch die Initiative des Lehrers und nebenberuflichen Kirchenmusikers Darmstadt (Foto oben) am Hutten-Gymnasium. 2012 löste sich das Ensemble - mit häufig wechselnden Instrumentalisten und Singenden auf - und traf sich nur noch zu Projekten.
„Mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis!“ So wie die aufrichtig und gefühlvoll interpretierten Stücke immer wieder hoffnungsvoll von der Helligkeit im Dunklen erzählten, brachte dieser Abend auch hoffnungsvolles Licht in den kommerziellen Weihnachtskitsch, das Gedudel der Adventslieder im Supermarkt und das Grauen des Krieges in der Ukraine.
Die Mitwirkenden...
...im Hutten Ensemble: Verena Dietz, Ann-Christin Wolf, Lena Steffan (Sopran), Louisa Hildebrand, Carolin Dietz (Alt). Detlef Steffan, Felix Blum, Christoph Dietz (Tenor), Tim Hildenbrand, Max Steffan, Jan Fuhrmann (Bass).
...im Bläserquartett: Felix Blum, Lena Steffan (Trompete), Tim Hildenbrand, Max Stefan (Horn, Posaune) und ein namenloser Tubaspieler.
Foto
© Hanswerner Kruse