Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schade, daß es nicht sofort losgeht! Denn als Omer Klein, Jazzpianist aus Israel und seit über drei Jahren in Frankfurt ansäßig, mitten in der Alten Oper anläßlich der Vorstellung des FRATOPIA-Programms im September am Klavier frei improvisierte und die Klaviertöne mal perlten, mal miteinander diskutierten, da hätte sich diese Pressekonferenz endlos fortsetzen können.
Die Motive derer, die dieses, früher als utopisch erklärte FRATOPIA möglich machen, die also finanzieren, das sind neben den Freunden der Alten Oper, die Polytechnische Gesellschaft, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Union Investment Stiftung, sind ähnlich und liegen in der Erwartung, daß diejenigen, die bisher noch die Hemmschwelle des Eintritts in den klassischen Musentempel nicht wagten, sich nun hineintrauen und hoffentlich bleiben. Also besteht die Zielgruppe zum einen aus denen, die noch nie die Alte Oper betreten hatten, vor allem aber aus den jungen Leuten, für die Teilhabe an Musik in Frankfurt noch kein Programmpunkt ihres Lebens ist. TEILHABE ist für Markus Fein, der ja für das Konzertprogramm zuständig ist, das Wichtigste am Festival. Er wäre schon zufrieden, wenn von den gekommenen jungen Leuten ein von ihnen gehörtes Musikstück auf ihrer Playlist Platz findet und weiterwirkt. Oder waren es die Freunde der Alten Oper, die ein solches Ergebnis zufrieden stellen würden? Eigentlich will das jeder und es wäre falsch, das Festival als Rekurrieren von zukünftigen und zahlenden Zuhörern zu bezeichnen. Natürlich freut sich ein Intendant, wenn von den erstmals Gekommenen viele dann, zahlend, wiederkommen. Aber das wäre zu kurz gegriffen. Es geht, das ist der Alten Oper abzunehmen, eben auch darum, daß dies Haus in Besitz genommen wird von Menschen, auch Schichten, die nicht mit Konzertbesuchen aufgewachsen sind.
Julia Cloot betonte für den Kulturfonds, daß die inhaltliche Ausweitung und die Durchdringung der Genres sowie die Tendenz ins Freie für die Beteiligung maßgeblich gewesen seien. Für die Polytechnische Gesellschaft langt: kulturelle Teilhabe. Das betonte deren Vorstandsvorsitzender Dievernich mit :“Na, endlich!“. Wenn die Alte Oper sich öffnet, ist das ein Schritt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, denn als Folge der Pandemie kann man heute gesellschaftliche Brüche deutlicher erkennen, die neue Formen des Miteinander erfordern.
Wichtig übrigens, daß die Alte Oper das nicht alleine stemmt. Es hat sich in Frankfurt schon länger eine Zusammenarbeit der einzelnen Kulturinstitutionen ergeben. So wird insbesondere das Ensemble Modern die fünf Programmtage tragen, auch der Mousonturm ist beteiligt; auf all das gehen wir ein, wenn wir hauptsächlich über das Programm reden, wofür noch zwei Monate Zeit ist.
Was man aber heute schon betonen kann, wird die veränderte Anordnung für die Auftretenden und das Publikum sein. Denn die herkömmliche Anordnung des erhobenen Podiums für die Musikmachenden und das unten und auf den Rängen sitzende Publikum wird aufgelöst. Die Stuhlreihen verschwinden, auf dem Podium sitzen, wenn überhaupt, die Zuhörer, aber meist werden in kleinteiligeren Anordnungen sich die Ausführenden und die Zuhörer nahe sein. Darauf darf man besonders gespannt sein.
Und wie das Haus genutzt wird, in welchen Räumen was stattfindet. Das alles wird noch ausführlich dargestellt. Heute geht es darum, den Frankfurtern und Frankfurterinnen – ja, meinetwegen auch denen aus dem Vorder- und Hintertaunus – zu signalisieren, daß sie vom 26. bis 30. September tunlichst zu Hause bleiben und nicht in Urlaub fahren.
Für mich ist klar, ich stehe zur Eröffnung am 26. September um 15 Uhr vor den Heiligen Hallen der Alten Oper, besser noch etwas früher, denn das dauert ja immer, bis man seinen Ort und seinen Platz gefunden hat, auch wenn man keine Karte in der Hand hat. Das ist wirklich sensationell.
P.S.
Omer Klein, der zum Schluß noch einmal aufspielte, wurde vom A.O.-Intendanten u.a. nach seinen Erfahrungen mit Frankfurt gefragt. Leider antwortete er vorwiegend auf Englisch, obwohl sein Deutsch ausgezeichnet ist. Er werde oft gefragt, warum Frankfurt? Warum nicht Berlin oder London? Er sei über die musikalischen Angebote in der Stadt Frankfurt verblüfft gewesen. Das wüßten die Leute überhaupt nicht, wie musikbegeistert die Stadt sei und wie vielfältig das Angebot, wobei ihn neben der Alten Oper vor allem der Mousonturm und das Theater interessiere. Eigenartig, von der Frankfurt Oper sprach er nicht. Gibt es da für Jazzpianisten etwa Leerstellen?
Und. noch etwas. Man kann auch den ganzen Tag und den Abend in der Alten Oper verbringen. Angebote für Getränke und Speisen gibt es genug.
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