Fokuskünstler Götz Alsmann (bj) & Chris Hopkins (p) auf Schloss Johannisberg
Eva Mittmann
Geisenheim (Weltexpresso) - Im Fürst-von-Metternich-Saal auf Schloss Johannisberg gaben sich am gestrigen Mittwoch unter dem Titel „Fokus Jazz“ gleich zwei Ausnahmetalente die Ehre: Chris Hopkins (p) und Götz Alsmann (bj) - beide ebenso musikalisch versiert als auch humorvoll, wie sich im Laufe des Konzerts bestätigen sollte . Götz Alsmann konnte als Residenzkünstler entscheiden, mit wem er auftreten möchte – und hatte sich mit aller Überzeugung für Chris Hopkins entschieden. Zu recht.
Es war nämlich eine perfekte Entscheidung – wie sich gleich zu Beginn des Konzerts unmissverständlich ankündigen sollte: Hopkins spielt ein solch brillantes außerordentliches Jazz-Intro mit derart beschwingter Leichtigkeit als auch Virtuosität sowie gekonntem Tremolo-Anschlag, wie es nicht besser sein könnte. Leichtfüßig tänzelnd und heiter kommt auch gleich der anschließende Titel daher: eine Duke-Ellington-Komposition aus den 1960er Jahren, die den schönen Namen „Montevideo“ trägt. „Wenn Sie wissen, wo das liegt, dürfen Sie nach dem Konzert zu mir kommen und mir einen Drink spendieren!“, witzelt Alsmann mit seinem Humor und einem legendär verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Dazu bemerkt er auch noch ganz beiläufig, dass es ja Mitte der 70er Jahre bereits einen gleichnamigen Schlager-Titel gab, gesungen von Margot Hielscher, der lautete wie folgt: „Montevideo, Montevideo ist keine Gegend für meinen Theo“. Köstlich! Das zaubert sogleich dem Publikum ein erneutes Schmunzeln ins Gesicht.
Anschließend erklingt ein Titel von Bessy Smith: „Nobody knows you, when you’re down“. Und als wolle sich die Textaussage bestätigen, reißt prompt eine Saite des Banjos! Götz Alsmann kommentiert ad hoc mit diesem ihm eigenen trockenen Humor hierzu : „Sie hören jetzt gleich noch eines der berühmten Klaviersoli von Chris Hopkins!“ Kaum hat er das ausgesprochen, flüchtet er sich blitzgeschwind mitsamt seinem Banjo hinter die Bühne, um eine neuen Saite aufzuziehen. Köstlich!
Auch Chris Hopkins begegnet dieser unvorhergesehen fatalen Situation mit ausgesprochen fröhlich-heiterer Gelassenheit und lässt beschwingt den Evergreen „Somewhere over the Rainbow” erklingen. Schon während des darauf folgenden Titels kehrt Alsmann wieder auf die Bühne zurück und steigt gekonnt in das Stück ein. Trocken bemerkt er hierzu anschließend: „Das war der Titel ‚Nobody loves you when you’re down and out‘ - zu Deutsch: ‚Niemand kennt dich, wenn eine deiner Banjo-Saiten reißt‘!“
Sein Wortwitz ist durchgängig bestechend, doch nicht nur dieser. Denn völlig unkonventionell begleitet Alsmann sein Spiel am Instrument mit lautem Summen oder er feuert den Pianisten mit einem forschen: „Eijeijei“ an. Sein unangefochtenes Talent für Situationskomik zeigt sich fortwährend und unbestritten: Zum Beispiel als er wenig später und völlig überraschend einen Song mit einem ganz knapp vorzeitig gespielten Schlussakkord beendet und dem Pianisten laut „Erster!“ zuruft. Köstlich!
Wir alle sind bezaubert von dieser speziell wundervollen Art der Situationskomik. Kein Wunder also, dass das Publikum zum Ende des Konzerts nach dem nicht enden wollenden Applaus den Saal mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen verlässt.
Fazit: Derart radikal köstlichen Humor in der Musik - das schaffen nur die Besten!
Fotos:
© Michael Dellermann
Info:
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