20240709 190631Die Fokus-Künstler Candy Dulfer und Jonathan Butler auf Schloss Vollrads (RMF)

Eva Mittmann

Schloss Vollrads (Weltexpresso) Schon in der Programmankündigung heißt es: „Candy Dulfer ist nicht nur irgendeine Saxophonistin, sondern die Saxophonistin ihrer Generation“. Ihre frühe Karriere zeugt davon. Gleich zur Begrüßung erklärt uns Candy, wie sehr es sie freut wieder beim RMF zu sein und ruft dem Publikum in nahezu akzentfreiem Deutsch zu: „Es sieht so schön aus von hier! Es ist so wunderbar hier.” Und gleich darauf in noch überzeugenderem Englisch: "We are very, very proud to be Focus-Künstler for Rheingau 2024!“

20240709 204222Man glaubt es ihr sofort, dass es sie "außerordentlich freut, als Fokus-Künstlerin ausgewählt zu sein"- wie sie sagt, und so habe sie aus diesem Grunde auch einen „sehr speziellen lieben Freund mitgebracht“, nämlich den außergewöhnlichen Gitarristen Jonathan Butler, mit dem sie bereits eine langjährige Freundschaft verbindet.

Was wären aber gleich zwei grossartige musikalische Talente ohne ihre entsprechende Begleitband? Und so hat sie mit Jonathan Butler aus Los Angeles nicht nur einen begnadeten Gitarristen am Start, sondern auch gleich noch 20240709 190713eine fantastische Begleitband mitgebracht, nämlich die Band „Smandem“ mit Rafael Devante Sinay (g), Anan den Boer (keys), Aäron Bouwman (b) und dem unglaublichen Kick Woudstra (drums). So ist es kein Wunder, dass Rafael Devante Sinay mit seiner Band die Bühne gleich von Anbeginn rockt . Sie starten mit einem Song von Marcus Miller, den sich Candy Dulfer als „Opener“ des Konzerts gewünscht hatte, wie sie sagt. Es ist der Song „Ubutu“, der seine afrikanischen Wurzeln rhythmisch-musikalisch unmissverständlich spüren lässt und das Saxophon perfekt solistisch brillieren kann. Das Publikum wird auch gleich nach den ersten 20240709 191102Takten von dem mitreißenden "Groove" angesteckt und klatscht begeistert  im Takt mit. Im Anschluss daran erklärt uns Jonathan Butler: „Die Bedeutung des Wortes ,Ubutu‘ ist Mitgefühl.” Er führt weiterhin aus, dass dieses Wort direkt übersetzt so viel bedeutet, wie: “Ich bin, weil wir sind.“ Und Candy ergänzt: „Wir könnten immer ein bisschen mehr davon in der Welt gebrauchen!“ Wie recht sie doch damit hat! Dieses Mitgefühl jenseits der Worte weiß insbesondere Musik herzustellen als eine internationale "Sprache", die so genannte "Musilanguage", die allen gleichermaßen verständlich wird, denn Musik fokussiert den Klang in seiner emotionalen Beteutung. Im Anschluss daran erklingt eine Hommage an David Sunborn, die Jonathan Butler stimmlich, instrumental und improvisatorisch frei interpretiert. Anschließend folgt „Raindrops“ aus Candy Dulfers letztem Abum, das thematisch den sogenannten „Trickle-Down-Effect“ behandelt, aber nicht etwa in seinem wirtschaftlichen Terminus, sondern was in diesem Fall so viel bedeutet, wie: "Wenn man anderen etwas Gutes tut, hat es auch immer einen positiven Effekt auf einen selbst."

Candy Dulfer und Jonathan Butler haben dem begeisterten Publikum an diesem wunderbaren Abend diesen wahrhaftig großartigen „Trickle-Down-Effect“ beschert.
Er wird noch lange nachwirken. Davon bin ich fest überzeugt.

Fotos: ©  Michael Dellermann

Info:
https://www.rheingau-musik-festival.de/programm-karten/programmuebersicht/detail/fokus-jazz-candy-dulfer-candy-dulfer-jonathan-butler

https://www.patta.nl/blogs/news/get-familiar-smandem