IMG 7877Rossini in Bad Wildbad

Sabine Zoller

Bad Wildbad (Weltexpresso) – Festival-Auftakt in schwindelnder Höhe. Mit sonnendurchfluteten Sitzplätzen in schwindelerregender Höhe bietet das atmosphärisch außergewöhnliche Ambiente zwischendurch auch Vogelgezwitscher, das die musikalischen Besonderheiten des Konzertabends untermalt. Das Open-Air Konzert lockte Gäste aus nah und fern, um das anspruchsvolle Messa di Gloria auf dem 40 Meter hohen Turm des Baumwipfelpfads zu erleben.


Vor dem musikalischen Hörgenuss ist ein Fußmarsch über den Baumwipfelpfad zu bewältigen, und erst nach vielen spiralförmigen Runden ist der Sitzplatz hoch über der Plattform der Tunnelrutsche erreicht. Dort sind das Philharmonische Orchester Krakau und der Philharmonische Chor Krakau neben den Solisten des Abends, Yo Otahara (Sopran), Mert Süngü (Tenor), Patrick Kabongo (Tenor) und Dogukan Özkan (Bass), platziert.

Auf dem Programm steht die die Ouvertüre zu Othello. Eine eindrucksvolle instrumentalen Eröffnung des Konzertes, für die der Musikalische Direktor des Festivals, Antonio Fogliani, den Dirigierstab in die Hand nimmt. Der festliche Stoff, der mit der triumphalen Rückkehr des siegreichen Feldherren Otello beginnt, bildet nicht nur einen glanzvollen Auftakt zu den nachfolgenden Festspieltagen, sondern ist zudem der Ehrung von José Miguel Pérez-Sierra gewidmet, der im Anschluss die von „Rossini in Wildbad“ verliehene Auszeichnung „IL ROSSINI IN CIMA“ aus den Händen von Jochen Schönleber erhielt. Der wörtlich übersetzt als „Rossini auf dem Gipfel“ bezeichnete Preis wird seit 1999 „auf dem Gipfel des Baumwipfelpfades“ an Spitzenmusiker übergeben und Intendant Schönleber betont: „Mit José Miguel Pérez-Sierra haben wir einen Dirigenten, der seit zehn Jahren bei uns ist. Er ist ebenso wie Antonio Fogliani, der im vergangenen Jahr diese Auszeichnung erhalten hat, unsere Stütze.“ Der als „Urgestein des Wildbader Festivals“ bezeichnete Dirigent ist bekannt für seine Interpretationen von Belcanto-Opern und ungekürzte Rossini-Opernfassungen bilden sein persönliches Markenzeichen. Mit seinen Interpretationen pflegt der erst kürzlich zum Musikalischen Direktor des Theatro Zarzuela in Madrid berufene Musiker das Repertoire des Komponisten.

Zur „Messa di Gloria“ für Soli, Chor und Orchester übernimmt Pérez-Sierra das Dirigentenpult und erntet nach der neunsätzigen Messe großen Applaus für sein präzises Dirigat, bei dem er besonderen Wert auf die dramatischen Aspekte der Messe legte, die bereits Puccinis späteres opernhaftes Schaffen vorwegnehmen. Die liturgische Komposition Rossinis, die 1820 in Neapel ihre Uraufführung feierte, ist das einzige bedeutende Stück geistlicher Musik, das geschrieben wurde, als Rossini noch als Opernkomponist tätig war und konnte gerade auf dem Sommerberg einen ganz besonderen Klangteppich entfalten. Ein Erlebnis, das auch Nicht-Opern-Fans goutierten, da Natur und Musik mit einem Bilderbuch-Sonnenuntergang in Einklang gebracht werden konnten.

Foto:
Open-Air Konzert auf dem Baumwipfelpfad in Bad Wildbad
©Sabine Zoller