20240804 183716Brasilianische Klänge auf Schloss Johannisberg (RMF)

Eva Mittmann

Geisenheim (Weltexpresso) - Ein außergewöhnliches Duo der Extraklasse erlebt das Publikum des Rheingau Musik Festivals am Sonntag auf Schloss Johannesberg im Fürst-von-Metternich-Saal unter dem Titel „Brasilien!“. Als ‘außergewöhnlich‘ kann dieses Konzert vor allem deshalb gelten, weil es sich um die  Instrumentenkombination von Gitarre und Akkordeon handelt, wie sie zwar seit langem bereits unter Straßenmusikern üblich ist, nicht aber im Konzertsaal. Thibaut Garcia und Félicien Brut, diese beiden Ausnahmetalente, haben sich allerdings gefunden, um mit mit Herz und Seele dem temperamentvollen Tango ein Denkmal zu setzen und darum ein umfangreiches Konzertprogramm von ca. 100 Minuten im Gepäck.

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Den beiden gelingt es deshalb auch gleich zu Beginn beim Erklingen der ersten Takte des Konzertes  das Publikum in ihren Bann zu ziehen: Zum einen liegt es wohl an den faszinierenden, mitreißenden Rhythmen, die der Tango-Musik eigen sind - zum anderen aber auch auch an der positiven Ausstrahlung und der offensichtlichen Spielfreude der beiden Ausnahmetalente. Es ist also unausweichlich, dass der Funke sofort überspringt. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die immer wieder neu erschaffene Homogenität des Gesamtklangs, der hervorragend eingepegelt ist, sodass die Dominanz eines Instruments immer nur punktuell spürbar wird und somit das Klangerlebnis insgesamt sorgfältig ausgewogen ist.
Mit gleicher Sorgfalt wurde auch die Auswahl der vorgetragenen Werke getroffen, die mal dem einen, mal dem anderen Solisten Raum gibt, sein virtuoses Können in den Vordergrund zu stellen.

P1080542Im Programmheft des RMF benennt dies bei der Konzertan-kündigung Constantin Mende äußerst treffend mit dem  Terminus: „Verwandlungskünstler auf Spurensuche“. Eine dieser Spuren davon führt zu dem grandiosen und für immer unvergessen bleibenden brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos (1887-1959). Dieser erlernte einst von brasilianischen Straßenmusikern das Gitarrenspiel und erschuf späterhin als Autodidakt großartige Kompositionen – unter anderem auch die sogenannten „Bachianas Brasilieras“. Diese  Werke sind seine Hommage an den Großmeister Johann Sebastian Bach und laden allein schon durch ihre faszinierende Rhythmik bereits nach den ersten Takten zum Tanzen ein. Wir hören sie heute „life“ - die Aria Nr. 5 aus den „Bachianas“. Daran liegt es wohl auch, dass das begeisterte Publikum erst nach mehreren Zugaben schlussendlich den Konzertkubus beschwingt und mit einem Lächeln auf den Lippen verlässt.



Fotos:
© Michael Dellermann

Info:
https://schloss-johannisberg.de/
https://www.rheingau-musik-festival.de/programm-karten/programmuebersicht/detail/brasilien-thibaut-garcia-felicien-brut
https://www.youtube.com/watch?v=xT0Xr3UB_eE