Das 58. Montreux Jazz-Festival

Notker Blechner

Montreux (Weltexpresso) - Wegen des Umbaus des Kongresszentrums fand das diesjährige Montreux Jazz Festival vor allem im Freien statt. Auf einer riesigen Seebühne begeisterten Altstars wie Sting, Deep Purple, DuranDuran und Zucchero das Publikum. Und das Wetter spielte voll mit.

 

 

Im Freien auf der Seebühne präsentierten sich dieses Jahr die Musikstars in Montreux.


Es war (fast) wieder wie in alten Zeiten vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Gut eine Viertel Million Besucher strömten an den zehn Festivaltagen an den Genfer See Konzerte diverser Musik-Genres zu lauschen oder einfacher nur um Party zu machen. Einige davon zog es an die Scène du Lac, wo die grossen kostenpflichtigen Top-Konzerte liefen. Die kleineren Konzerte fanden im legendären Casino von Montreux statt.

Zum Auftakt präsentierte sich Trombone Shorty in bester Laune. Mit seinem New-Orleans-Jazzorchester nutzte er die Atmosphäre am Genfer See für ein Bad in der Menge. Er spazierte tanzend und spielend durch die Menschenmasse.


Deep Purple und der grosse Brand

Zum Höhepunkt des Festivals geriet der Auftritt von Deep Purple. Die etwas ergraute Band beschwor den Geist von Montreux mit ihrem Kulthit «Smoke on the Water». Es basiert auf dem Feuer, das beim Konzert von Frank Zappa im Casino von Montreux ausbrach und das Gebäude zerstörte. Die Deep-Purple-Musiker hatten den Brand aus ihrem Hotelzimmer verfolgt. Zwar traf 53 Jahre später Sänger-Legende Ian Gillan (78) nicht immer den richtigen Ton, aber die E-Gitarren-Begleitung klang ganz wie früher.

Nicht einmal vom Regen liess sich Italo-Altstar Zucchero stören. Er begann sein Konzert einfach eine Stunde später und verlängerte es bis weit nach Mitternacht. Neben seinen alt bekannten Gassenhauern wie «Miserere», «Baila Morena» oder «Cosi Celeste» präsentierte er einige neuere Songs. Nur auf seinen Erfolgshit «Senza Una Donna» verzichtete Zucchero diesmal bei der Zugabe. Locker kommentierte der 69-jährige Rockstar die Weltpolitik und seine Lebensphilosophie – auf italienisch. Nur ein Drittel des Publikums verstand das.


Zum Schluss eine Reise zurück in die 80er Jahre

Mit einem 80-er-Jahre-Revival endete das hochkarätige zweiwöchige Sommer-Festival. SoftCell und Duran Duran versetzten das Publikum mit ihren legendären Disco-Hits in Partylaune. Vor allem Duran Duran begeisterte die Fans mit den bekannten Stücken wie «Invisible», «The Reflex», «Save a Prayer» oder «Rio» Spektakuläre Motive auf der Leinwand sorgten für Gänsehaut-Feeling.

Festival-Macher Matthieu Jaton zeigte sich hoch zufrieden mit dem Event. Fast alle kostenpflichtigen Konzerte seien ausverkauft gewesen. Viele Künstler hätten sich extra ins Zeug gelegt, weil Montreux halt etwas Besonderes sei. Die neue Nachwuchshoffnung Raye machte aus ihrem Konzert auf der Seebühne gar ein eigenes Album mit dem Titel «Live at Montreux Jazz Festival». Es enthält 7 Songs und ist seit September auf allen digitalen Plattformen erhältlich.

Ob die Seebühne auch nach der Renovierung des Kongresszentrums von Montreux 2026 genutzt wird, lässt Jaton offen. «Wir werden in irgendeiner Weise am See bleiben», versichert er.

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