Lisa Hähnel singt die Josepha "Im weißen Rössl am Wolfgangsee"
Sabine Zoller
Ötigheim (Weltexpresso) - Auf der größten Freilichtbühne Deutschlands bringt Sopranistin Lisa Hähnel in diesem Sommer erneut ihre Stimme ein und übernimmt im Publikumsliebling „Im weißen Rössl“ die Hauptrolle der Wirtin Josepha Vogelhuber. Eine Figur, die Präsenz, Tiefe und Leichtigkeit zugleich verlangt – und wie gemacht scheint für diese charismatische Künstlerin.
Wer Lisa Hähnel in diesen Tagen begegnet, spürt sofort ihre Energie – eine Mischung aus künstlerischer Leidenschaft und geerdeter Herzlichkeit. Die in Neusatz lebende Sopranistin bringt vom Höhenzug des Schwarzwalds aus ihre Stimme auf große Bühnen – und berührt damit tausende von Menschen. In diesem Sommer ziert sie das Titelblatt der Volksschauspiele Ötigheim und übernimmt im Publikumsliebling „Im weißen Rössl“ die Hauptrolle der Wirtin Josepha Vogelhuber. Eine Paraderolle, die Leichtigkeit, Präsenz und Tiefe verlangt – und wie geschaffen scheint für diese charismatische Sängerin.
Die resolute, aber warmherzige Wirtin Josepha ist eine Figur mit Tiefgang, die zwischen geschäftlicher Verantwortung und persönlicher Sehnsucht balanciert – eine Frau, die ihren Betrieb fest im Griff hat, dabei aber auch verletzlich bleibt. Für Lisa Hähnel ist diese Rolle ein Herzenswunsch – und ein Höhepunkt ihrer inzwischen zwölfjährigen Bühnenlaufbahn an Deutschlands größter Freilichtbühne, getragen von leidenschaftlichen Laiendarstellern.
„Der Anruf kam 2013 völlig überraschend“, erinnert sich Hähnel an ihre erste Begegnung mit Ötigheim. Damals war sie im zweiten Semester ihres Gesangsstudiums, als der damalige musikalische Leiter Ulrich Wagner sie kurzfristig für eine ausgefallene Besetzung im „Schwarzwaldmädel“ engagierte. Wagner kannte sie bereits vom Vorsingen am Badischen Staatstheater Karlsruhe – und vertraute auf ihre Bühnenpräsenz und Disziplin. Seither gehört sie fest zum Ensemble – und steht regelmäßig in großen Sopranpartien im Rampenlicht.
Lisa Hähnels künstlerische Laufbahn ist solide und leidenschaftlich zugleich. Nach dem Studium für klassischen Gesang und Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik Karlsruhe sowie am Institut für Musiktheater folgten zahlreiche Gastverträge – unter anderem am Theater Luzern, am Badischen Staatstheater Karlsruhe sowie Konzertreisen durch Süddeutschland, Norwegen und Schweden.
Doch warum Ötigheim – und was macht diese Bühne so besonders?
„Die Kulisse ist einmalig. Wo sonst kann man vor 4.000 Menschen singen, während hinter einem Pferde, Kutschen, Pyrotechnik und Statisten aller Altersgruppen die Bühne mit Leben füllen?“ fragt sie begeistert. Der Probenalltag ist dabei alles andere als glamourös: Von Schneestürmen im Daunenmantel bis zu Hitzeschlachten bei 38 Grad war in den letzten Jahren alles dabei. „Aber für mich ist es Leidenschaft, Arbeit und Urlaub in einem“, sagt sie mit einem Lächeln.
Seit 2024 ist Melanie Smiejkowski die neue Geschäftsführerin im traditionsreichen Freilichttheater. Aufgewachsen in Ötigheim, bringt die Diplom-Betriebswirtin viel Herzblut und Struktur in die tägliche Organisation und bestätigt:
„Bereits im März haben wir mit den Chorproben begonnen und parallel dazu mit Schauspielcoaches an Haltung und Ausdruck gearbeitet. Ende März wurden dann gemeinsam mit dem Regisseur die Proben direkt auf der Bühne gestartet.“
Mit im kreativen Team ist auch Ulli Kremer (67), die als erfahrene Modedesignerin und Kostümbildnerin seit 2019 für die Volksschauspiele tätig ist. „Wir werden locker auf 900 Kostüme kommen – von der Dirndl-Schürze bis zur Offiziersuniform, alles ist dabei“, so Kremer, die mit Erfahrung, Fantasie und viel Herzblut die farbenfrohe Bilderwelt der Rössl-Inszenierung mitgestaltet. Viele Kostüme stammen aus dem hauseigenen Fundus, werden ergänzt, umgearbeitet oder neu geschneidert. „Es ist ein großartiges Projekt mit Menschen, die mit ganzem Herzen dabei sind. Oft spielen hier ganze Familien über drei, vier Generationen mit.“ Ein besonderer Moment war die erste Kostümprobe mit Lisa Hähnel. Das Dirndl für ihre Rolle als Josepha Vogelhuber – mit kräftigen Farben und passender Schürze – passte auf Anhieb perfekt. „Wie angegossen“, meint Hähnel mit einem Lächeln und dreht sich einmal vor dem Spiegel. „Ab da beginnt die Figur für mich zu leben.“ Für das Team war sofort klar: Diese Rolle sitzt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Dass sich Lisa Hähnel bewusst für den süddeutschen Raum entschieden hat, ist kein Zufall. Seit 2023 lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in einem Haus in Neusatz, zuvor war Rotensol ihr Zuhause. „Wir haben hier ein himmlisches Stückchen Erde gefunden“, sagt sie dankbar. Trotz internationaler Engagements ist sie tief in der Region verwurzelt – künstlerisch wie privat.„Denn ich bin nicht nur Sopranistin, sondern auch Ehefrau und Mutter. Beides miteinander zu vereinbaren, ist nicht immer leicht – aber es erfüllt mich zutiefst.“
Foto 1 + 2: Lisa Hähnel im Kostüm © Sabine Zoller
Foto 3: Vor der Kulisse in Ötigheim v.l.n.r. Melanie Smiejkowski, Ulli Kremer, Lisa Hähnel © Sabine Zoller