IMG 5084 Foto ZollerPremiere in Ötigheim 

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abine Zoller

Ötigheim (Weltexpresso) - Bei hochsommerlichen Temperaturen meisterten sie Darsteller und über 300 Mitwirkenden. Auf einer Bühne von mehr als 270 Metern Breite meisterte Lisa Hähnel in der Hauptrolle die anspruchsvolle Partie mit Bravour – vor über 3000 begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern. Die aufwändige Inszenierung der Volksschauspiele Ötigheim ist ein musikalisches Sommererlebnis, das mit stehenden Ovationen gefeiert wurde.

IMG 5165 Foto Zoller FinaleIn der historischen Kulisse der größten Freilichtbühne Deutschlands sorgte Lisa Hähnel am Wochenende für einen glanzvollen Höhepunkt: Als resolute Wirtin Josepha Vogelhuber im „Weißen Rössl am Wolfgangsee“ überzeugte die Sopranistin aus Bad Herrenalb mit stimmlicher Präsenz, Charme und Spielfreude. Bei hochsommerlichen Temperaturen meisterte sie die anspruchsvolle Partie mit Bravour – vor über 3000 begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern. Die aufwändige Inszenierung der Volksschauspiele Ötigheim beeindruckt mit über 300 Mitwirkenden auf einer Bühne von mehr als 270 Metern Breite – ein musikalisches Sommererlebnis, das mit stehenden Ovationen gefeiert wurde.

IMG 5110 Foto Zoller Lisa Hähnel Mitte
Für Lisa Hähnel war es ein Abend voller Emotionen, Energie und Erfüllung. „Ich bin so ehrlich zu sagen, dass uns alle die angesagten hochsommerlichen Temperaturen schon Tage zuvor beschäftigt haben“, gesteht sie. Doch das Publikum zeigte sich unbeeindruckt von der Hitze: „Vom ersten Moment an war da eine Fokussiertheit und Begeisterung zu spüren, die uns auf der Bühne getragen hat.“

Gerade auf dieser monumentalen Freilichtbühne ist es eine besondere Herausforderung, die Balance zwischen Ausdruckskraft und Natürlichkeit zu halten. Für Sängerinnen und Sänger spielt dabei das Wetter eine zentrale Rolle – es beeinflusst nicht nur das Hörerlebnis des Orchesters, sondern auch die körperliche Belastung. Während des Singens sind oft weite Wege zu bewältigen – eine sportliche Zusatzleistung zum ohnehin anspruchsvollen klassischen Gesang. Doch genau diese Verbindung von Musik, Bewegung und Natur macht für viele das besondere Erlebnis in Ötigheim aus.

IMG 5038Die musikalische Komödie von Ralph Benatzky, 1930 in Berlin uraufgeführt, basiert auf einem Lustspiel von 1896 und erzählt die charmante Geschichte des liebeskranken Oberkellners Leopold, der um das Herz seiner Wirtin Josepha buhlt – nicht ohne Konkurrenz. In einem bunten Reigen aus Missverständnissen, Herzklopfen und pointierten Dialogen erleben die Gäste im „Weißen Rössl“ eine heitere Achterbahnfahrt der Gefühle, die schließlich in einem Happy End mündet.

Bekannte Melodien wie „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ oder der gleichnamige Titelsong machen die Operette zu einem Dauerbrenner auf deutschsprachigen Bühnen. Auch die Verfilmung von 1960 mit Peter Alexander und Waltraut Haas trug maßgeblich zur Popularität des Stücks bei. Mit seiner Neuinszenierung beweist Regisseur Holger Hauer erneut ein feines Gespür für Pointen, überraschende Szenenwechsel und eine Regiehandschrift, die Leichtigkeit und Tiefe eindrucksvoll vereint. In einer Zeit, in der viele eine kleine Auszeit vom Alltag suchen, bietet dieses Stück genau das: einen Ort zum Durchatmen, Lachen – und Mitsummen.

Mit 270 Choristinnen und Choristen, spritzigen Ballerinas, Tänzern und Statisten, einer Verspännerkutsche mit Pferden, einem Oldtimerbus und einem historischen Mercedes wird die gesamte Bühne zur bewegten Kulisse. Wo sonst bekommt man ein solch eindrucksvolles Panorama geboten – und das nur rund 30 Autominuten von Bad Herrenalb entfernt?

IMG 5137 Foto Zoller HauptdarstellerDoch im Zentrum steht das berührende Spiel der Hauptfiguren – voller Wahrhaftigkeit, Esprit und überraschender Momente. Lisa Hähnel begeistert als Rössl-Wirtin auf ganzer Linie – humorvoll, musikalisch präzise und emotional tief. „Die Josepha ist wirklich eine Freude zu spielen“, sagt sie über ihre Rolle. Mit österreichischem Akzent, schlagfertigem Charme und starker Bühnenpräsenz füllt sie die Figur mit Leben. „Da braucht’s aber nicht nur Führung und Herz, sondern auch sehr viel Energie.“

Mit dem Operettenohrwurm „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“ schreitet Lisa Hähnel im Dirndl durch das Haupttor die vielen Stufen hinunter und ist vom ersten Moment an auch tanzend unterwegs – umgeben von Chor, Statisterie und später sogar beim Schuhplattler mit dem Ballett – ein rundum lebendiges Bühnenbild. Gemeinsam mit Reinhard Danner als verliebtem Oberkellner Leopold zelebriert sie das Duett „Zuschau’n kann i net“ – der einzige gemeinsame musikalische Moment der beiden Hauptfiguren. Kurz, intensiv und voller unterdrückter Gefühle. „Für mich ist das viel zu kurz“, sagt Hähnel lachend. „Da hätte Ralph Benatzky der Szene ruhig mehr Raum geben dürfen.“

IMG 5123Doch das größte Geschenk ist für sie die Energie des Publikums. „Ich spüre sofort, wenn eine Pointe sitzt oder ein Lied das Herz berührt. Dieser direkte Kontakt ist in Ötigheim besonders – keine Gräben, kein Abstand, sondern Nähe und Miteinander.“ Auch abseits der Bühne herrscht ein starkes Gemeinschaftsgefühl hinter den Kulissen. „Hier wird man gesehen. Man hilft sich, lacht miteinander, feuert sich an. Diese Verbundenheit – das ist es, was die Volksschauspiele so besonders macht.“ Noch vor der Premiere war das Ensemble gemeinsam im Europa-Park Rust zu Gast, um bei der TV-Aufzeichnung „Sommer-Spaß mit Andy Borg“ aufzutreten. „Das hat den Teamgeist nochmal enorm gestärkt – ein unvergesslicher Tag voller Musik, Lachen und Gemeinschaft.“ Der Auftritt ist in der ARD-Mediathek abrufbar (ab 1:20:20). Wer Operette in ihrer schönsten Form erleben will, findet im „Weißen Rössl“ eine Bühne voller Esprit, Musik und Lebensfreude.


Fotos:
Impressionen der Vorstellung 
© Sabine Zoller

Info:
Weitere Vorstellungen des „Weißen Rössl“ sind noch bis zum 31. August 2025 in Ötigheim zu sehen.

Alle Infos: www.volksschauspiele.de