Justus Frantz spielt und erzählt

 

Helmut Marrat

 

Hamburg (Weltexpresso) - Vielleicht ist es richtig: Ein gelingendes Konzert ist stets eine Mischung aus Persönlichkeit und Professionalität. Und sicher muss der Rahmen auch stimmen. Das „Saselhaus“ ist eigentlich ein ehemaliger Kuhstall. Der gehörte mal zu einem Gut und wurde ab 1979 geschickt zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut.

 

Es gibt alle möglichen Kurse, für Kinder wie für Erwachsene, und es gibt immer wieder klassische Konzerte. Dabei tun sich manche Musiker recht schwer. Sie starten mit Schwung, doch irgendwie erlahmt dieser Schwung mitunter während des Abends. Am Publikum kann es nicht liegen. Eher muss es mit der Ausstrahlung des Raumes zu tun haben, also dem sogenannten Stallgeruch. Justus Frantz hatte hier allerdings keine Probleme. Mag sein, weil er als Gründer des Schlesweg-Holstein-Musikfestivals entsprechend „vorbelastet“ ist, denn dort finden schließlich viele Konzerte unter ähnlichen Bedingungen statt.

 

Am Anfang wird ein Film gezeigt. Eine frisch erstellte Dokumentation über Frantz. Der ist gerade auf die Bühne gefedert und sieht jetzt, wie er humorvoll mitteilt, gerne zu. Wiederum gelingt es dabei Altkanzler Schmidt, die Sache auf den Punkt zu bringen: Frantz, mit dem Schmidt einst im Konzert für 4 Klaviere und Streicher a-moll mitwirken durfte (zusammen mit Christoph Eschenbach und Gerhard Oppitz), sei inzwischen zwar ein „Impressario“, spiele aber immer noch gut Klavier.

 

Tatsächlich ist Frantz sehr umtriebig. Also nicht nur besagter Gründer; sondern seit 2013 auch Chefdirigent des Sinfonietta Beer Sheva Orchesters in Tel Aviv. (Dort wird er am nächsten Tag hinfliegen.)

 

Er ist Ehrenbürger von Gran Canaria, wo er regelmäßig ein Finca-Festival veranstaltet. Er trat schon im Vatikan auf. Der dauernde kriegerische Zustand in der Ukraine besorgt ihn, und er möchte auch hier nicht untätig bleiben. So bittet er um regen CD-Erwerb, denn es soll ein versöhnendes Konzert stattfinden, besetzt mit russischen und ukrainischen Musikern.

 

Der Abend gilt eigentlich Chopin und George Sand und ihrer Reise nach Mallorca.

Chopin litt an Tuberkulose, - das Klima in Mallorca sollte lindern helfen. Das war im Winter 1838/1839. Frantz erzählt an diesem schönen Abend sehr anschaulich, gibt zwischendurch immer wieder musikalische Beispiele („Regentropfen-Prelude“ und „Revolutions-Etüde“ - Chopin war ein französischstämmiger polnischer Nationalist - und auch zur Abwechslung den 2. Satz aus der „Sturm“-Sonate von Beethoven. Immer wenn sein kleiner Sohn hinfalle, erzählt Frantz, spiele er dieses Stück zu dessen Aufmunterung. Und der Vater spielt Beethoven ganz besonders gut. So erhielt der Abend einen weiteren Höhepunkt.

 

Die Reisebeschreibung war Teil einer sechsteiligen Reihe. Der erste galt Mozart (von dem der Pianist zur Erinnerung den „Türkischen Marsch“ brachte), ein nächster wird dann Beethoven vorstellen. Mit anderen Worten, alles Gründe, erneut zu berichten.

 

Info:

Justus Frantz wurde im Mai 1944 in Hohensalza geboren. Er studierte bei dem Pianisten Wilhelm Kempff, hatte seinen Durchbruch 1970 in Berlin bei Herbert v. Karajan und gab sein USA-Debütkonzert in New York unter Leonard Bernstein.