Ronald Senator, Komponist des Holocaust-Requiems und Miriam Brickman, Konzertpianistin starben in ihrem Haus in New York

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir wissen erst sehr wenig, aber tief erschüttert hören wir vom Tod des berühmten britisch-jüdischen Komponisten, der mit 89 Jahren zusammen mit seiner 81jährigen Frau Miriam Brickman, einer bedeutenden Konzertpianistin, für die er viele Werke schrieb, durch einen Brand des Hauses in Yonkers, New York ums Leben kam.

 

Das war schon in der Donnerstagnacht,letzter Woche, am 30. April, aber erst jetzt hört man davon und kann den Schrecken deshalb kaum ausdrücken, weil ausgerechnet Ronald Senator für sein Holocaust-Requiem berühmt wurde. Wer würde da nicht sofort an Brandstiftung denken. Aber alles, was wir wissen, ist: es sei keine Brandstiftung gewesen. Aber auch ohne einen Anschlag, erschüttert einen dieser Tod besonders.

 

Zwei andere Hausbewohner, die im ersten Stockwerk lebten, überstanden das Feuer ohne nennenswerte Verletzungen, doch das ältere Ehepaar war im zweiten Stock gefangen. Die Senators wurden ins Krankenhaus transportiert, wo sie ihren Verletzungen erlagen. Das Ehepaar, das seine Zeit zwischen Yonkers und London teilte, hatte erst vor kurzem die Wohnung in Yonkers zum Verkauf ausgeschrieben.

 

Ronald Senator hatte in Oxford bei Egon Wellesz studiert. Dieser, ein geborener Wiener, der noch bei Arnold Schönberg studiert und über diesen die erste Biographie geschrieben hatte, konnte sich nach dem Anschluß Österreichs 1938 über Holland nach England retten. Ronald Senator wurde Musikprofessor an der Universität London und bekam eine Professur an der Guildhall School of Music and Drama; er hatte Gastprofessuren in den USA, Kanada und Australien inne. Auf der ganzen Welt hat er Komponistenvereinigungen aus der Taufe gehoben. So war er auch Gründungsmitglied der Montserrat Composers' Association, Gründungsdirektor der National Association of Music Theatre und Vorstandsmitglied der Composers' Guild.

 

Berühmt machte ihn dann sein Stück «Holocaust Requiem: Kaddish for the Children of Terezin», das inspiriert war von Gedichten der jüdischen Schriftsteller Nelly Sachs und Paul Celan. Die Komposition nach Gedichten von Kindern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt wurde 1986 in der Kathedrale von Canterbury unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, der B’nai B’rith, der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und des Internationalen Rates der Christen und Juden uraufgeführt. Die Aufführung fand weltweite Aufmerksamkeit – auch unsere - und wurde im Rundfunk und Fernsehen übertragen. Nach der New Yorker Erstaufführung 1990 wurde das Werk für den Pulitzer-Preis nominiert. Zur Moskauer Erstaufführung erschien der Metropolit der russisch-orthodoxen Kirche.

 

Ferner komponierte Senator auch Arbeiten für seine Frau und einige andere hervorragende Kollegen, wie die israelische Violaspielerin Rivka Golani. Schon zuvor hatte Ronald Senator mehrere Musicals und Opern komponiert, aber auch Oratorien und Kantaten, Kammermusik und Orchesterwerke. Sein bekanntestes Werk blieb das Holocaust Requiem, auch als Kaddish for Terezin bekannt.

 

Die Erinnerungen seiner Frau Dita, einer Überlebenden von Auschwitz, die 1981 an Krebs starb, veröffentlichte Senator in der Form eines Briefwechsels mit ihr unter dem Titel Requiem Letters.