Serie: Musikmesse und Prolight +Sound tönen auf der Frankfurter Messe (Teil 3/3)

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zwar gibt es auf der weltweit größten Musikmesse, der Frankfurter Musikmesse einschließlich der Prolight + Sound, eine große Anzahl von Preisen, über die wir  nicht allesamt berichten können, aber ein ganz neuer ist es wert, groß herausgestellt zu werden: der Deutsche Pianistenpreis! Und hört und liest man das, dann wundert man sich, daß es diesen Preis im Klavierspielland Deutschland noch gar nicht gegeben hat. Daß es ihn nun gibt, ist einer Initiative zu verdanken, die zu einem „Internationalen Piano Forum“ führte, woran Maryam Maleki maßgeblich Anteil hat, die auch die Pressekonferenz auf der Frankfurter Musikmesse leitete.

 

Mit ihr waren alle diejenigen gekommen, die für diese Initiative stehen und eine Auswahl der Juroren, darunter Eleonore Büning, FAZ, Siegfried Mauser, Hochschule für Musik und Theater München und selbst Pianist. Beide stehen für die Fachkompetenz der Juroren, Siegfried Mauser allerdings auch für die beteiligten Institutionen. Dieser Preis ist nämlich keiner der Musikindustrie – auf der Messe Frankfurt wird alle zwei Jahre ebenfalls ein Pianistenpreis durch die Klavierhersteller vergeben - , sondern erstmalig einer, der in Kooperation mit den Deutschen Musikhochschulen ausgelobt wird und dem die Musikmesse Frankfurt den Rahmen gibt.

 

Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt und zuständig für die Musikmesse, hob in seiner Funktion als Gastgeber die Bedeutung dieses neuen Preises heraus, dem die Messe auch die gesammelte Aufmerksamkeit zukommen lasse und die Auswahlstationen unterstütze. Die anwesenden Vertreter der deutschen Musikhochschulen hoben heraus, daß dieser Preis deshalb ein „deutscher“ sei, weil es um die Ausbildung an deutschen Musikschulen gehe. Nicht die Nationalität eines Pianisten ist wichtig, sondern sein Eingebundensein in das deutsche Ausbildungssystem an Musikhochschulen, wobei die Konzertkarriere im Vordergrund steht.

 

Der mit 20 000 Euro dotierte Preis selbst allerdings wird erst nach dem öffentlichen Vorspielabend, am 8. April im Konzert des Preisträgers in der Alten im Mozartsaal verliehen, auch wenn die Preisvergabe sich in den vorherigen Wettbewerbsterminen, einschließlich 49 DVDs und CDs, nach und nach auf den endgültigen Preisträger einigen mußte, für den ein Quorum von 75 Prozent gilt, eine qualifizierte Mehrheit also da sein muß, ohne Stichwahl. Jeder Juror gibt unabhängig voneinander seine Stimme ab, ein Notar bündelt diese. Und daß die mitmachenden jungen Pianisten vermehrt öffentliche Auftritte erhalten, ist eine weitere Funktion dieses Preises.

 

Das Wichtigste auf der Pressekonferenz waren die sechs Nominierten, auf die sich nach den Vorspielen die Jury geeinigt hatte und die den Abend in der Alten Oper bestreiten werden. Anna Vinnitskaya kommt aus der russischen Stadt Novorossijsk. Sie wurde 1983 geboren, beide Eltern sind Pianisten! Wir fragten sie, warum sie nach Deutschland gekommen sei, wo sie erst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg eine weitere Ausbildung erhielt und nun dort Professorin für Klavier ist. Es seien die Möglichkeiten für Pianisten, mitten in Europas Konzertbühnen auftreten zu können und selbst so gute Klavierinterpreten hören zu können, die sie damals motiviert hatten.

 

Auch Amir Tebenikhin kommt aus Rußland, ist dort schon 1977 in Moskau geboren und wurde von seinem Pianistenvater, einem Schüler des legendären Pianisten Lew Oborin, erstausgebildet. Er ist der abendliche Preisträger, was zu diesem Zeitpunkt außer dem Notar, der die Voten der Jury auswertete, noch niemand wußte. Wie alle Mitkonkurrenten hat er längst etliche Preise gewonnen, anders als diese allerdings weit umfangreicher. Obwohl er längst durch Qualität aufgefallen war, ist er, wie er sagte, nach der sechsjährigen weiteren Ausbildung in Moskau  an die Hochschule für Musik und Theater nach Hannover gegangen, um bei Karl-Heinz Kämmerling weiter zu studieren. Ihn hat am Wechsel einfach interessiert, wie hierzulande ausgebildet wird, weil der Vergleich der Methoden für ihn äußerst spannend sei und viel bringe, weshalb er auch sehr froh über den Aufenthalt in Hannover sei.

 

Helène Tysman kommt aus Frankreich und findet, daß es für eine junge Pianistin nichts Besseres gäbe, als in Deutschland ausgebildet zu werden, zumal so viele russische Lehrer an den deutschen Musikhochschulen unterrichten. Sie ist 1982 geboren und hat erst einmal in Paris Klavier studiert, anschließend viele Meisterkurse besucht und dann in Köln (Pierre-Laurent Aimard) und Wien (Oleg Maisenberg) weiterstudiert und auch bei Grigory Gruzman in Hamburg und Weimar. Auch sie hat – wie die anderen – längst eine eigene CD produziert und ist als Solistin in der Welt unterwegs und in Frankreich und dem Fernsehsender „Mezzo“ längst berühmt.

 

Christopher Park ist 1987 im oberfränkischen Bamberg geboren, und studierte schon mit zwölf Jahren als jüngster Student bei Professor Thomas Duis. Anschließend setzte er die Ausbildung in der Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst in der Klavierklasse von Lev Natochenny fort. Im letzten Jahr hat er bei Universal Music unter dem Label der Deutschen Grammophon sein Debut Solo vorgelegt, die CD „Russian Transcription“ mit Werken von Strawinsky, Rachmaninow und Prokofiev. Es folgt dieses Jahr sein Soloalbum mit Werken von Franz Liszt. Auch er hat zahlreiche Konzerte gegeben und Preise gewonnen. Er ist nicht nur im klassischen Genre zu Hause, sondern spielt auch ‚sinfonischen Jazz‘ von George Gershwin oder Keith Jarrett.

 

Joseph Moog ist der jüngste Mann im Sextett und mit 23 Jahren schon ausgewählt zu werden, läßt auf Weiteres hoffen. Er wurde im Jahr 2009 in den Kreis der ‚Young Steinway Artist’s berufen, ihm attestiert man in besonderem Maße enorme Virtuosität und Vielseitigkeit. Wahrscheinlich hat er deshalb noch mehr als seine Mitbewerber zahlreiche Förderpreise erhalten und schon mehrere CDs aufgenommen. Er ist international auf den bedeutsamen Bühnen Europas aufgetreten und wurde in Peking anläßlich eines dortigen Konzertes mit Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert landesweit im Fernsehen ausgestrahlt.

 

Nareh Arghamanyan ist 1989 in Armenien geboren, spielte schon mit fünf Jahren Klavier und ging 2004 nach Wien, so sie als jüngste Studentin an der Universität für Musik und Darstellende Kunst zugelassen wurde. Mit elf Jahren hatte sie schon den 2. Preis bei einem Klavierwettbewerb in Salt Lake City erreicht. Sie gilt mit 22 Jahren schon als reife Musikerpersönlichkeit und wird von vielen Orchestern zu Soloauftritten angefragt.

 

Diese jungen Musiker zu erleben, mit welcher Souveränität und doch insgeheim in Spannung ob des Wettbewerbs sie sich geben, war hochinteressant. Es fehlt nur noch das Klavierspiel. Das also gab es am Abend in der Alten Oper und wir wissen nur vom Hörensagen, wie wunderbar es gewesen sei und daß der Preisträger zu Recht Amir Tebenikhin sei, dem die anderen aber dicht auf den Fersen seien. Alle sechs spielten ein individuelles Programm, Kür sozusagen, wobei viel Chopin vorkam und sich Joseph Moog an „Hexameron“ wagte,  die großen Variationen von Franz Liszt und alles auf ihn setzte.

 

Im nächsten Jahr, das versprechen wir uns schon jetzt, sind wir beim Preisträgerkonzert dabei, denn nur darüber zu hören, ist einfach zu wenig. Dann ist der zweite Deutsche Pianistenpreis auch schon dabei, Tradition zu werden und wird vorher angekündigt, bis es heißt: The same procedure like every year.

 

 

 

Bis  9. April 2011

 

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