Michael Baba: Der neue Tristan der Tiroler Festspiele Erl 2012


Anna von Stillmark


München (Weltexpresso) – Irgendwann müssen wir einmal einen Vergleich der Erler Festspiele mit Bayreuth ziehen. Denn wir erinnern uns, daß unser Artikel über den Beginn der Festspiele im Passionsspielhaus, die Maestro Gustav Kuhn aus dem Boden zauberte, lautete: RICHARD WAGNER AUF DER KUHWEIDE: Was damals 1998 mit Schirm – ja es regnete damals oft -, auf jeden Fall mit Charme und mit und ohne Melone rührend enthusiastisch und immer künstlerisch anspruchsvoll begann, ist längst eine musikalische Konkurrenz zum gesellschaftlichen Biotop Bayreuth geworden.

 


Die Qualität der Aufführungen, die Gustav Kuhn mit seinem immer sehr jungen Sommerorchester garantiert, hat seine Gründe auch in seiner Nachwuchsarbeit, die den größten Teil des Jahres einnimmt. Schwieriger als gute Instrumentalisten zu bekommen, ist die Frage der Sänger. Michael Baba ist nun ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich Kuhns Aufbauarbeit in Italien in Erl auszahlt. Als der in der Welt herumrasende Stardirigent Kuhn für sich 1987 beschloß, daß er dieses Leben nicht mehr weiterführen will, das im konträren Gegensatz zur Kontemplation, die Musikproduktion nötig macht, steht, war er noch musikalischer Leiter der römischen Oper. Von dort aus konnte er seine Vision einer andersartigen, weil ganzheitlichen Ausbildung für Musiker und Sänger in Gang setzen.


Es ging also darum, Künstler nicht nur musikalisch auszubilden, sondern sie eingebettet in ethische Fragestellungen und auf dem Hintergrund kulturellen Wissens zu selbstbewußten Profis zu bilden. Aus der Idee wurde Wirklichkeit. Seit 1992 heißt diese Einrichtung ACCADEMIA DI MONTEGRAL, seit November 2000 residiert die Akademie im Convento dell'Angelo, von wo aus ein herrlicher Blick über die Stadt Lucca und die Umgebung zeigt, daß Naturverbundenheit die Intensität des Lernens steigern kann.



Hinzukommt aber auch, daß Fachidiotentum nicht möglich ist, denn das Konzept der Ausbildungsarbeit umschließt alle Bereiche der Kunst, vorrangig das Musiktheater, für das Musiker, Sänger, aber auch Dirigenten, Komponisten, Regisseure und Bühnenbildner hier gemeinsam lernen und gemeinsam Gelerntes aufführen. Ohne seine Arbeit in Italien wären die Tiroler Festspiele Erl nie zu dem Zusammenklang fähig gewesen, der sich jeden Sommer auf der Bühne und den vielen Konzerten dann zeigt. So kann als das musikalische Erler Festspielhaupt Gustav Kuhn sich beim Initiator der Accademia di Montegral, Gustav Kuhn bedanken, die übrigens dieses Jahre ihren 25. Geburtstag begehen.


Allerdings profitiert von der Zusammenarbeit auch die Accademia. Denn es ist höchst attraktiv für junge Künstler, daß sie nicht nur lernen können, sondern das Gelernte auch öffentlich vorführen können. Und auch dies nicht vereinzelt, sondern im Zusammenspiel mit anderen. Und hier kommt Michael Baba ins Spiel. Der in Potsdam geborene Baba, der erst einmal an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ in Berlin Gesang im Tenorfach studierte hat, war 1990 Mitglied im Opernstudio der Semperoper in Dresden und trat auch in Mannheim in der SALOME auf, wo wir ihn als Narraboth damals hörten. Er war schnell auf den Bühne der Welt zu Hause.


Wann seine Zusatzausbildung in der Accademia di Montegral begann, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wurde Wagner sein Fall. Er debütierte in Erl im Jahr 2006 als PARSIFAL, ein Jahr drauf als SIEGMUND und ist seither im Heldenfach ein gefragter Tenor mit einer internationalen Karriere. Nach wie vor sind gute Heldentenöre rar, weshalb Michael Baba ein gefragter Sänger an den Bühnen von Wien, Leipzig, Tokio sowie an der Oper Frankfurt am Main ist. Hier ließ er sich auch auf Zeitgenössisches ein und war ein gefeierter KÖNIG KREON in Aribert Reimanns jüngster Oper MEDEA in der Spielzeit 2010/11, in Polen dagegen gab er den Parsifal in Breslau/Wroczlaw.



Im Festspielsommer 2012 ist Michael Baba wieder als TRISTAN und PARSIFAL in Erl zu erleben sowie als Solist in Beethovens 9. Symphonie.

 

Bild: Michael Baba (vorne) als Parsifal/Tiroler Festspiele Erl

http://www.tiroler-festspiele.at/sommer/startseite/



Unsere Vorstellung des Erler Festspielsommers 2012

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/musik/512-qspannend-inspirierend-atemberaubendq