Ein Konzert mit ihr und Daniel Barenboim in Berlin am 5. Juni

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Seit einiger Zeit ist Martha Argerich ein häufiger Gast in Berlin. Ihre Auftritte an der Seite von Daniel Barenboim bescheren dem Berliner Konzertleben immer wieder Höhepunkte.

 


Noch unvergessen ist der Nachmittag bei den österlichen Festtagen, an dem die beiden argentinischen Ausnahmemusiker nach dem offiziellen Programm zahlreiche  Zugaben für zwei Klaviere nachlegten, darunter den bezaubernden „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskis „Nussknacker Suite“. Da fing der umjubelte Abend eigentlich erst an.


Barenboim und Argerich haben ohnehin viel gemein:
Beide wurden sie in Buenos Aires geboren, beide sind sie Kosmopoliten und fast im gleichen Alter. Nur war er schon seit jeher psychisch robuster als die vor Auftritten sehr nervöse, podiumsscheue Grande Dame, die in früheren Jahren viele Konzerte absagte und der Nerven wegen schon seit einigen Jahren keine Solo-Klavierabende mehr gibt.


Auch beim jüngsten Konzert anlässlich des 75. Geburtstags der legendären Pianistin waren die besondere Verbundenheit, aber auch fruchtbare positive Wechselwirkungen zwischen den Künstlerkollegen zu spüren: Barenboims ausgeglichene, gelassene Art wirkt beruhigend auf sie, zugleich wirkt er an ihrer Seite noch disziplinierter als bei Soloabenden, dynamisiert feiner, spielt präziser und nuancierter. Dank dessen war eine sehr filigrane, leichtfüßige, anmutige Interpretation von   Mozarts Sonate für zwei Klaviere KV 448 zu erleben.


Beim anschließenden zweiten Klavierkonzert von Beethoven wechselte Barenboim vom Flügel ans Dirigierpult seiner Berliner Staatskapelle.
Zur Überraschung der Solistin und des emphatischen,  die Protagonistin nach jedem Auf- und Abgang mit stehenden Ovationen empfangenden Publikums, stimmte er mit dem Orchester zuvor aber noch ein „Happy Birthday“ an.


In den schönsten Momenten dieses Abends wurde es knisternd leise, so vor allem zum Ende des Adagios in Beethovens zweitem Klavierkonzert.
Von wegen „Löwin“, wie sie einst genannt wurde: Die reifere Argerich hat ihre größten Momente, wenn ihre Finger im Pianissimo leichtfüßig wie ein Schmetterling über die Tasten huschen oder schwindelerregend schnell trillern, in perfekter Gleichmäßigkeit, so auch im Largo des ersten Klavierkonzerts.
Die Altersweisheit zeigt sich aber auch in den Finalsätzen, die Argerich im Gegensatz zu den Jungspunden nicht überhetzt. Die herrlichen Ohrwurm-Themen können sich somit ideal im Gedächtnis des Hörers einnisten. Bei alledem beeindruckt Argerichs Perfektion. Während sich bei anderen, in die Jahre gekommenen Größen wie Maurizio Pollini immer mal wieder falsche Töne einschleichen, stimmt bei ihr alles haargenau.
Möge es noch viele weitere solcher Konzerterlebnisse mit ihr geben!