„The Ukulele Orchestra of Great Britain“ in Osthessen

Hanswerner Kruse


Schlüchtern (Weltexpresso) - In der ausverkauften, völlig überfüllten Nieder-Mooser Kirche war am Sonntag „The Ukulele Orchestra of Great Britain“ zu Gast. Im Rahmen der Sommerkonzerte und des 225. Geburtstags der Orgel, wollten die Veranstalter dem Publikum etwas Besonderes bieten.


Erstaunlicherweise klangen die Instrumente der weltberühmten Kapelle überhaupt nicht schrammelig und gar nicht so exotisch wie erwartet, sondern meist eher wie sehr hoch gespielte Gitarren. Dazu wurden großartige Gesänge angestimmt: Eine der Musikerinnen sang zu Ukulele-Klängen „I’m dancing barfoot“ von Patti Smith, berührend interpretierte die zweite Musikerin einen Song Joni Michels. „Kiss“ von Prince wurde ziemlich schräg und näselnd dargeboten und „Pinball Wizard“ von „The Who“ präsentierte die Gruppe sogar a cappella. Alle die im Konzert zu Gehör gebrachten Songs waren eigentlich keine Cover-Versionen, sondern umgeschriebene, oft solo oder vielstimmig gesungene, sehr eigen-artig vorgetragene Interpretationen. Und natürlich fuhren sie alle in die Beine, gerne hätten wohl manche Besucher im Gotteshaus getanzt.


Einige Stücke wurden als Filmmusik angekündigt, wie das Thema des Italo-Westerns „Spiel mir das Lied vom Tod.“ Der schnell vom Publikum erkannte Titel wurde mit viel Gepfeife, Geschnalze, Gepuste und anderen vokalen Einlagen der Spieler garniert. Gerne wird das Orchester als komödiantische Kapelle angekündigt, aber Musik-Clowns sind die acht britischen Damen und Herren nun wirklich nicht.


Allerdings ist die abwechselnde, ausnahmslos englische Moderation der Instrumentalisten voller Wortspiele und bissigem schwarzen Humor. Gestenreich und doch unterkühlt  streiten sie untereinander oder bestaunen theatralisch das Gerede der anderen. Im zweiten Teil des Programms legten sie im Spiel an Komik etwas zu - zeigten pantomimische Einlagen, bei denen sie immer mal „einfroren“ oder mit Tierstimmen quietschten und jaulten. Einer zog aus seiner Hosentasche (!) sogar eine Mini-Ukulele, der er wirklich mit „Pling! Pling!“ passable Töne zu den Klängen der Mitspieler entlockte.


Insgesamt präsentierte das Orchester eine enorme Bandbreite an Popmusik, von einem 100 Jahre alten Stück der „Ukulele Revolution“ bis zu Songs von Amy Winehouse. Doch die Darbietungen waren kein beliebig aneinandergereihtes Potpourri gefälliger Songs, sondern trotz ihrer Unterschiedlichkeit klanglich sehr kohärent. So erübrigt sich eigentlich auch die Frage, ist es ein Wert an sich, bekannte und unbekannte Stücke auf einem Instrumententyp zu spielen? In der Popmusik ist das ja, im Gegensatz zu klassischer Musik (von Trompeten-, Posaunen- oder Horn-Ensembles), eher selten.


Aber durch den gepflegten Sound von Ukulelen unterschiedlicher Größe (von Sopran-, Konzert- Tenor-  und Bariton-Ukulelen) entstehen einzigartige unverwechselbare Klänge. Die Darbietungen waren genial arrangiert und erinnern nicht an „tanzende Flöhe“ - denn das heißt Ukulele ja auf Hawaiianisch.
Dazu entpuppten sich die Musikanten als fantastische Sängerinnen bzw. Sänger und humorvolle Moderatoren. Die über dreißigjährige Bühnenerfahrung des Ensembles hat nicht zu professioneller Überheblichkeit geführt, offensichtlich haben die Instrumentalisten immer noch sehr großen Spaß bei ihren Auftritten. Das Publikum belohnte es mit stehenden Ovationen.


Foto:
Hester Goodman singt „I’m dancing barfoot“ von Patti Smith (c) Hanswerner Kruse