Französische Sternstunden in Sitten

Notker Blechner

Sion (Weltexpresso) - Die meisten großen Musik-Festivals in der Schweiz wie Montreux oder Paléo wachsen kaum noch oder stagnieren. Zu den Ausnahmen zählt ein Pop-Festival in Sion.



Malerisch eingebettet zwischen den französischen und Schweizer Bergen entwickelt sich das Festival "Sion sous les étoiles" (Sitten unter den Sternen) zum echten Geheimtipp. 45.000 Besucher - 16.000 mehr als im Vorjahr - strömten zum viertägigen Open-Air-Spektakel, um französische und internationale Pop-Stars zu hören.



Zurück ins Paradies mit Polnareff

So kamen nach Sitten Alt-Hippie Michel Polnareff, der in den 60er Jahren so beliebt war wie Jacques Brel und Jacques Brassens und einen Ohrwurm nach dem anderen komponierte. Auf der Flucht vor dem Fiskus floh er 1973 in die USA und tauchte jahrelang unter, bis er 2007 triumphal nach Frankreich zurückkehrte. Nun ist der Pop-Sänger mit der markanten weißen Sonnenbrille rehabilitiert - und wird überall gefeiert, wo er auftritt.

In Sitten begeisterte er die Fans mit seinen Erfolgshits wie "Je suis un Homme", "Lettre à France", "Tout Tout pour ma chèrie", "I love you because" und "Goodbye Marylou". Und am Ende sangen alle mit, als Polnareff seinen wohl bekanntesten Song trällerte, den in Frankreich fast jeder kennt: "On ira tous au paradis"…



Indochine rockt die Schweiz

Einen starken Auftritt lieferte die französische New-Wave-Rockband Indochine. Der 56-jährige Sänger Nicolas Sirkis zeigte sich in Topform und animierte das Publikum zum Mitmachen. Konfetti-Kanonen heizten die gute Stimmung an.

In Sitten zelebrierte die französische Kultband, die mit Depeche Mode verglichen wurde, ihre Top-Songs, darunter "J'ai demandé à la lune", "L'aventurier" sowie "3ème sexe". Bis weit nach Mitternacht dauerte das Spektakel von Indochine. Es war die Krönung eines großartigen Festivals.

Für den glamourösen Auftakt hatte Johnny Hallyday gesorgt, der  aktuell wohl beliebteste französische Sänger. Francis Cabrel begeisterte die Zuschauer mit seinen gefühlvollen Chansons. Und die britische UB 40 versprühte ein Stück Pop-Geschichte.


Sitten soll als Festival-Standort bekannter werden

Bisher spielt Sion im Festival-Zirkus keine besonders wichtige Rolle. Das will Festival-Chef Michael Drieberg ändern. Er möchte Sitten bekannter machen.

Tatsächlich lockt das Festival Jahr für Jahr mehr Besucher an. Nachdem 2014 noch 15.000 Besucher kamen, waren es in diesem Jahr schon fast drei Mal so viel. Ob es 2017 noch mehr werden?

 

Foto: (c)Veranstalter

Info:
Sion sous les étoiles
http://sionsouslesetoiles.ch/