Grönemeyer rockt Montreux
Von Notker Blechner
Montreux/ Frankfurt (Weltexpresso) –Das Festival von Montreux ist immer für eine Überraschung gut: Kein Jazzgigant, sondern Deutschlands Popstar Herbert Grönemeyer durfte das zweiwöchige Mammut-Musikevent beenden. Der 56-Jährige sorgte für einen mitreißenden Schlusspunkt des Festivals - und offenbarte sogar ganz passable Französisch-Sprachkenntnisse.
Merci! Merci! Merci!!! Immer wieder bedankte sich Sänger Herbert Grönemeyer für den tosenden Applaus im Stravinski-Auditorium und dafür, nach 2003 wieder in Montreux singen zu dürfen. Und das noch zum krönenden Abschluss.
Drei Stunden Show
Aus Dankbarkeit und Spaß am Singen blieb Grönemeyer gut drei Stunden auf der Bühne und gab drei Zugaben. "Hört der Mann heute überhaupt noch auf?", fragte sich schon der eine oder andere Fan ziemlich verwundert.
Der in Bochum aufgewachsene Sänger und Musikproduzent, der inzwischen abwechselnd in Berlin und London lebt, zeigte sein großes Repertoire und riss die zahlreichen Zuschauer mit. Viele von ihnen waren in der Schweiz lebende Deutsche, deutsche Touristen oder Deutsch-Schweizer, die extra in das französischsprachige Montreux gereist waren.
Mitten im "Schiffsverkehr"
Grönemeyer bot neben seinen bekannten Gassenhauern auch neue Songs. Diese stammen aus dem Album "Schiffsverkehr", das er derzeit auf seiner Tournee präsentiert. Was lag da näher, am Genfer See aufzutreten? Unweit der Anlegerstelle, wo ständig Schiffe hin- und her fahren.
Fleißig mitgesungen wurde, als Grönemeyer seine bekanntesten Songs vortrug - wie "Männer", "Alkohol", "Was soll das?" oder "Sie mag Musik nur wenn sie laut ist". Vor lauter Nuscheln und Band-Begleitungstönen ging der Text aber zeitweise etwas unter.
Französische Erläuterungen zu jedem Song
Dafür zeigte Grönemeyer eine Eigenschaft, die bisher eher im verborgenen geblieben war: seine Mehrsprachigkeit. Auf französisch erläuterte der Deutsche seine Songs. Und machte sich lustig über die deutsche Sprache, als er das Lied "Flugzeuge im Bauch" ankündigte. Da merke man, wie sehr die deutschen Ingenieure die Sprache geprägt hätten.
Ab und an wurde Grönemeyer auch gefühlvoll und fügte nachdenkliche sanfte Lieder ein. Davon zeugt sein Song "Mensch", in dem er den Krebstod seiner Frau bedauert. Sein Album "Mensch" war mit 3,7 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Album in der deutschen Musikgeschichte.
Immer wieder wirbelte der Popsänger umher und legte ein flottes Tänzchen hin. Oder ließ das Publikum mitmachen. Kein Zweifel: Es war Grönemeyer anzumerken, wie stolz er war, die Stravinski-Hall von Montreux zu rocken. Er hat's geschafft.
Info:
Das Montreux Jazz Festival wurde 1967 von Claude Nobs gegründet. Es findet alljährlich im Juli statt und versammelt Musik-Größen aus Jazz, Pop, Rock, und anderen Musikrichtungen am Genfer See. Neben den kostenpflichtigen Konzerte finden open-air auch 250 Gratis-Konzerte statt.
Internet:
http://www.montreuxjazzfestival.com/2012/
http://www.groenemeyer.de/thema/tour2012/
