Serie: Bergwandern im Lungau, 3/3
Thomas Adamczak
Lessach im Lungau/ Österreich (Weltexpresso) Über die jeweilige Tagestour in den Bergen sollte immer jemand informiert sein. Da es in den Bergen häufig am Handyempfang mangelt, ist die Mitnahme einer kleinen Trillerpfeife ratssam, mit deren Hilfe man sich im Notfall bemerkbar machen kann.
Um Dehydrierung wegen Flüssigkeitsmangels zu vermeiden, ist die Mitnahme von ausreichend viel Flüssigkeit zu beachten. Die empfohlenen 2-4 Liter erscheinen mir persönlich etwas viel. Ich bin mit zwei Wasserflaschen mit jeweils einem halben Liter Wasser gut zurechtgekommen.
Natürlich braucht man auch eine Brotzeit für unterwegs. Bei 6-7 Stunden Wandern in den Bergen stellt sich irgendwann mal ein Hungergefühl ein. Den Unterlagen von Euro-Hike sind zehn »Goldene Tipps für gesundheitlich richtiges Verhalten in den Bergen« beigelegt und Verhaltensempfehlungen für Notsituationen. Zum Beispiel meinen die seitlich nach oben gestreckten Arme ein Y (für: Y = Yes, bitte helfen) damit der Helikopterpilot Bescheid weiß, dass Hilfe benötigt wird. Wenn ein Arm nach oben, der andere nach unten zeigt, heißt das: Hilfe wird nicht benötigt.
Man überfliegt solche Informationen und hofft, dass man sie nicht benötigen wird. Aber natürlich passiert in den Alpen ständig etwas, braucht man ja nur auf die Nachrichten zu achten, die entsprechenden Seiten in den Tageszeitung zu überfliegen, um sich klarmachen zu können, dass in den Bergen »alpine Sicherheit« nicht garantiert werden kann.«
Bemerkenswert ist der Friedhof des Ortes Lessach mit seinen sogenannten »Sarchengräbern“. Sarchen sind schwarz-und silberbemalte Holzbretter. Solche Bretter sowie guss- und schmiedeeiserne Kreuze müssen laut Friedhofsordnung alle Gräber aufweisen. Damit soll die Gleichheit im Tode symbolisiert werden.
In Hinterweißpriach im Tal der Longa stoße ich auf eine Werkstatt, in der Holzspielzeug hergestellt wird. Einige hübsch anzusehende Spielzeuge sind in einem Schaukasten ausgestellt: »Spiel und Spaß aus Holz« steht darüber. Ein Holzbrett mit der Inschrift »Griaßenk« sticht ins Auge. So also wird der den Österreichern ganz selbstverständlich über die Lippen kommende Gruß geschrieben!
Einen Blick in die Vergangenheit der Region bietet das in einer mittelalterlichen Burg befindliche »Landschaftsmuseum« in dem wegen seines urigen Ortskerns sehenswerten Mauterndorf. In dem Museum erfährt man, dass der Lungau erstmalig im sechsten Jahrhundert von Slawen besiedelt wurde, denen im siebten Jahrhundert bajuwarische Siedler folgten. Etliche Ortsnamen erinnern an diese Besiedlungsgeschichte.
Im Jahre 1848 endete die Leibeigenschaft der Bauern mit der sogenannten »Grundentlastung der Bauern«. Ab diesem Zeitpunkt konnten die Bauern den Grund und Boden, den sie davor als Lehen bearbeiten mussten, vom Feudalherren erwerben. Dafür mussten sich viele verschulden, was dazu führte, dass eine große Zahl Bauern die erworbenen Höfe wieder aufgeben musste. Wohl auch so ist zu erklären, dass es eine große Zahl besitzloser Dienstboten gab, die sich bei anderen Bauern verdingen mussten. 12-16 Stunden Arbeit war für diese Dienstboten tägliche Normalität. Der Bauer war ihr »Schutzherr« und damit zuständig für Verpflegung, Kleidung, Unterkunft. Das Leben am Hof war geprägt durch Unterordnung, Privatleben gab es nicht. Unter den Dienstboten galt eine strenge hierarchische Ordnung. An erster Stelle stand der sogenannte Moar, bei den weiblichen Dienstboten die Moardirn.
Der Lungau ist eine Urlaubsregion, die sämtliche Vorzüge, die man sich von einer alpinen Gegend erhofft, aufweist: eine typische Alpenlandschaft mit einladenden Berggipfeln, idyllisch gelegenen Bergseen, quicklebendigen Gebirgsbächen, imposanten Wasserfällen, urigen Hütten und einer Vielzahl sympathischer und gut zu begehender Wanderwege. Zwischenrein geht man schon mal auf einer Schotterpiste, einem dem Wanderer unnötig breit vorkommenden Weg. Das ruft in Erinnerung, dass zum Lungau auch etliche Skigebiete gehören mit den dazu erforderlichen Seilbahnen, Liftanlagen und futuristisch anmutenden Gebäudekomplexen. Aber, das ist das Wesentliche, im Lungau wurde stärker als anderswo darauf geachtet, dass die Vorstellungen der einheimischen Bevölkerung von einem lebenswerten Leben in ihrer Heimat und die vielfältigen Bedürfnissen der Touristen in einem recht ausgeglichenen Verhältnis bleiben. Lebenswert soll das Leben im Lungau für beide sein und bleiben: für Touristen und die Bevölkerung des Lungau.
Foto: © Euro-Hike
Info:
http://www.eurohike.at/de
http://www.lungau.taxi/