sz zeigenEin historischer Stadtrundgang, Teil 2/2

Sabine Zoller

Bad Liebenzell im Nordschwarzwald / Deutschland (Weltexpresso) - Und hier startet offiziell das Theaterstück „Die Lindenwirtin“ vor dem Rathaus am Kurhausdamm 2. Mit dem ersten Teil des „Theaterbesuchs“ präsentiert sich Waltraud Maas als gut situierte Bürgerliche. Gekleidet mit langem Rock, Bluse und Strohhut gehört die kundige Stadtführerin zur bürgerlichen Gesellschaft im beginnenden 20. Jahrhundert.

Eigentlich wollte sie nur Reisende von der Eisenbahn abholen wollte, um diesen in ihrem privaten Quartier Unterkunft zu bieten. Doch nun gibt sie fachkundig Auskunft über das Rathaus, das 1906 als Logierhaus vom Wirt des Gasthauses „Sonne“ als Gästehaus neu errichten hat lassen. Das ästhetisch herausragende Bauwerk des Historismus war zudem Poststelle und wurde ab 1924 von der AOK Baden-Baden als „Kurhaus Schwarzwald“ betrieben. 1938 bezog es die Stadt als Rathaus und 1939 wurde es Sitz der neu gegründeten Kurverwaltung.


Attraktive Bauwerke

sz Liebenzell1Um den zur Gesundung und Erholung angereisten Gäste die reizvolle Landschaft zu präsentieren, spaziert Waltraud Maas den zahlreich erschienenen Theaterbesuchern voran und erklimmt zügig die Stufen des Missionsberges. Auf dem Gelände der Liebenzeller Mission lockt der wunderbare Blick über den Ort und zwei besonders attraktive Bauwerke. „Hier auf dem >Klosterbuckel<, der Urzelle von Liebenzell, baute Fräulein Mathilde Schlayer 1886-1888 die „Schlayerburg“. Das Gebäude im romantischen Lichtensteinstil wurde 1891 wohltätigen Zwecken  zur Verfügung gestellt und schon bald zogen erholungsbedürftige Schwestern ein, denen der Arzt eine Badekur verschrieben hatte. 1896 errichtete das Stuttgarter Mutterhaus der Diakonissen eine Krankenstation in Liebenzell um sich „der Kranken, armen und der weiblichen Jugend anzunehmen.“

Sprichwörtlich „auf Augenhöhe“ befindet sich die „Liebenzeller Mission“. Dieses Missionswerk wurde 1899 in Hamburg als deutscher Zweig der englischen China-Inlandsmission gegründet und 1902 nach Liebenzell verlegt. Seit 1906 nennt es sich nach seinem Standort „Liebenzeller Mission“. Das Werk der evangelischen Kirche wird getragen von Spendengeldern und bildet heute wie einst Missionare aus. Das Missionshaus ist ein schönes, in den Jahren 1905 bis 1907 in Form eines Kreuzes erbautes Fachwerkhaus  mit aufwändigen Steinschmuck Fenstern, in dem sich zudem eine kleine Kapelle verbirgt.


Gebäude und Gegebenheiten

Neben Gebäude und Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts weiß Waltraud Maas auch über Personen des 19. Jahrhunderts zu berichten. Auf ihrem Rundgang liegt das „Gasthaus Löwen“ romantisch am Stadtsee. „Das Haus stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ist seit 1878 Domizil des Löwenwirts.“ Dass sich in diesem Haus auch schaurige Geschichten zugetragen haben deutet ein eingelassener Stein  (siehe Titelfoto) mit eingeritztem Dolch an der Mauerfront in der Baumstrasse neben dem Gasthaus an. „Das hier könnte ein Hinweis auf  die Löwenwirtin Marie Faas sein“, erklärt Maas. Die Wirtin war wegen Mordes vom Schwurgericht in Tübingen am 22. Juni 1900 zum Tode verurteilt worden.

sz liebenzmannWaltraud Maas führt ihre Gesellschaft die Baumstrasse entlang und hier begegnen uns bereits die ersten Schauspieler vom Freien Theater Bad Liebenzell in ihren historischen Kostümen wie den Kapellmeister, gespielt von Bernd Karl, der noch schnell seine neuen Kompositionen prüft. Nur wenige Meter vom Gasthaus Löwen entfernt steht der Prachtbau des ehemaligen „Gasthaus zur Linde“ - und die Lindenwirtin schaut schon aus dem Fenster hinaus um die Neuankömmlinge gebührend begrüßen zu können. Im historischen Jugendstilsaal erwartet die Gäste der zweite Teil des Theaterstücks „Die Lindenwirtin“, bei  dem  typische Gerichte  aus der Region serviert werden.

Fotos:  alle in der Reihenfolge © Sabine Zoller
Waltraud Maas,Mord in Liebenzell
1886-1888 die „Schlayerburg“
Kapellmeister, gespielt von Bernd Karl,

Info:
Karten für die Stadtführung können ab sofort auch unter 07052 933321 reserviert werden. Es gibt keinen Anmeldeschluß. Interessierte und Kurzentschlossene können sich auch noch am Tag selbst der Gruppe anschließen. Maximale Teilnehmerzahl: 50 Personen.

Es spielen:
Lea Schmidtke, Barbara Schmidtke, Daniel Bock, Heike Zenglein, Elisabeth Maier, Anita Gauß, Renée Haumann, Rahele Kugele, Tanja Huber, Marita Fenchel, Judith Röhner

Die Mostkapelle:
Klavier: Bernd Karl,
Schlagzeug: Bernd Stubenvoll
Bass: Sven Schaffert

Termine:
27.08.2017 16:00 Uhr
15.10.2017 15:00 Uhr
22.10.2017 15:00 Uhr
19.11.2017 15:00 Uhr