u itb18Eitel Sonnenschein in der "Gute-Laune-Branche"

Notker Blechner

Berlin (Weltexpresso) - Nie gaben die Deutschen mehr Geld für Urlaub als im vergangenen Jahr. Und auch 2018 dürfte die Reiselust anhalten. Dementsprechend prächtig war die Stimmung auf der Reisemesse ITB. Manche Reiseziele schlagen schon Alarm, weil es in der Hauptsaison zu voll wird.

Selbst in der Türkei-Halle präsentierten sich die Aussteller recht gut gelaunt. Denn im vergangenen Jahrwurde der Abwärtstrend bei Reisen ins Land am Bosporus gestoppt. 2017 kamen 3,5 Millionen Deutsche in die Türkei - eine Million mehr als im Jahr zuvor. Allerdings sind die Gästezahlen vom Rekordjahr 2015 noch weit entfernt. Damals machten 5,5 Millionen Bundesbürger Urlaub in der Türkei.

Auch Ägypten ist wieder gefragt. Das Pharaonen-Land verzeichnete ein Buchungsplus von 55 Prozent 2017. Und die Aussichten für das laufende Jahr sind ebenfalls vielversprechend. Die Frühbuchungen liegen aktuell 64 Prozent über dem Vorjahresniveau.


"Overtourism" als Thema

Die Reiseveranstalter atmen auf. Endlich gibt es wieder Alternativen zu Spanien, das wegen Überfüllung fast hätte geschlossen werden müssen. Ähnliche Klagen über zu große Touristenströme hört man auch aus Venedig (Markusplatz) und Dubrovnik.

Das Phänomen "Overtourism" war denn auch ein wichtiges Diskussionsthema auf der ITB. Laut einer Studie zu weltweiten Reisetrends hatten ein Viertel der Urlauber den Eindruck, dass der besuchte Tourt von Touristen überfüllt gewesen war, neun Prozent fühlten sich davon genervt. "Wir sind gefragt, an Lösungen zu arbeiten, um nicht als Branche Opfer unseres eigenen Erfolgs zu werden", meinte Michael Frenzel, Chef des Bundesverbands der deutschen Tourismuswirtschaft, auf der Messe.

Im Rahmen eines Pilotprojekts des Welttourismusverbands WTTC arbeiten sechs Städte an einer Strategie gegen Touristen-Überfüllung. Teilweise setzen sie Smartphone-Apps und Car-Sharing-Angebote ein, um die Menschensammlungen zu entzerren. Die Stadt Barcelona tüftelt an einem Plan, Touristen verstärkt ins Umland zu locken. Die Promenade "Las Ramblas" war in der Hochsaison oft regelrecht überlaufen. Die Stadt Dubrovnik hat mit den Kreuzfahrtsverband vereinbart, dass die Schiffe ihre Anlagezeiten besser abstimmen. Bisher war in der malerischen Altstadt an der kroatischen Adria-Küste oft kein Durchkommen mehr, wenn Tausende Touristen aus mehreren Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig einströmten.


Gute Aussichten für 2018

Doch selbst überfüllte Reiseziele wie Barcelona, Mallorca oder Venedig können die Reiselust der Deutschen nicht verderben. "Auch 2018 wird ein Super-Reisejahr", frohlockt Ulf Sonntag von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Im vergangenen Jahr gaben die Deutschen 91 Milliarden Euro für Urlaub und Reisen mit mindestens einer Übernachtung aus - so viel wie nie. Die Reiseveranstalter konnten deshalb ihren Umsatz um acht Prozent auf 33,7 Milliarden Euro steigern. Zunehmend gefragt waren Städtereisen und Badeurlaub.

Nicht alle Destinationen profitierten vom deutschen Reiseboom. Wegen Präsident Donald Trump flogen 17 Prozent weniger Bundesbürger zum Urlaub in die USA. Und selbst jahrelang begehrte Ziele wie Sri Lanka schwächelten. Die Insel im indischen Ozean erlitt ein Minus von zwei Prozent bei deutschen Urlaubern. Grund war die fehlende Flug-Direktverbindung von Deutschland - und vielleicht auch das ausgebrochene Dengue-Fieber in mehreren Teilen der Insel. Auf der ITB versicherte Tourismusminister John Amaratunga, dass Dengue inzwischen unter Kontrolle sei und dass die Tourismusbehörde mit deutschen Fluggesellschaften über eine Direktverbindung nach Colombo verhandelten.


Neue exotische Ziele

Auch Länder, um die die Touristen in jüngster Zeit einen Bogen machten, buhlten auf der ITB um deutsche Touristen. So richtete Haiti einen Appell an deutsche Touristen, auf die Karibik-Insel zurückzukehren. Die Folgen des Erdbebens von 2910 seien überwunden, die Infrastruktur wurde wieder aufgebaut, berichtete die Tourismusministerin Colombe Emilie Jessy Menos. Das Auswärtige Amt rät aber von Reisen nach Port-au-Prince ab - wegen der Sicherheitslage.

Die bisher kaum bekannte pazifische Übersee-Departement Französisch-Guyana empfahl sich bei deutschen Urlaubern. Das Land habe viel mehr zu bieten als die Ariane-Basis in Koutou.


Tunesien setzt auf Nachhaltigkeit

Tunesien warb mit Nachhaltigkeits-Versprechungen um deutsche Urlauber. Zusammen mit Thomas Cook und Futouris e.V. wird die Ausbildung in Hotels und Hotelfachschulen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Auf der ITB stellte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser das Förderprogramm vor.

Inzwischen sind schon viele Fernreisende so gesättigt, dass sich einige Urlaubsländer neue Nischen ausdenken müssen. So hat Malaysia den autochtonen Tourismus entdeckt. Zu einer begrenzten Zeit einmal im Jahr können Touristen nach Pahang kommen und das Treiben der Ureinwohner der Orang Asli beobachten. Der Reisebranche gehen die Ideen nicht aus...


Spanien- und Griechenland-Urlaub wird teurer

Für Deutsche könnte der Urlaub 2018 teurer werden – vor allem am Mittelmeer. Mehrere Veranstalter drehen an der Preisschraube. So will Thomas Cook die Preise für Reisen nach Spanien und Griechenland um vier Prozent erhöhen. Italien-Touristen müssen mit einer Preisanhebung von drei Prozent rechnen, der Kroatien-Urlaub verteuert sich um zwei Prozent. Nur die Preise für Urlaub in der Türkei, Tunesien und Ägypten bleiben stabil. Auch bei Alltours werden Reisen in die europäischen Mittelmeer-Länder teurer.


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Info:
ITB
https://www.itb-berlin.de/