hwk beideDie dritte Siam-Reise (9): Zurück in die zweite Heimat

Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse

Bangkok / Don Muaeng (Weltexpresso) - Am letzten Abend ist der Swimmingpool plötzlich voll mit starren bärtigen Gesichtern („Be cool, hipster!“), aus denen Augen so böse glotzen, wie die Krokodile im brasilianischen Sumpfland auf dem legendären Salgado-Foto. Im Internet des Ressorts geht später nichts mehr, es wird gestreamt und genetflixt, was das WiFi hergibt. Am nächsten Tag auf dem Flughafen in Siem Reap einer dieser Typen im Männerklo neben mir, mit der linken Hand am Pinkeln, mit der rechten auf dem Smartphone tippend und (wahrscheinlich) der Welt mitteilend, dass er gerade pinkle. Die letzten Eindrücke in Kambodscha, dann der „Heimflug“:

hwk verkehr„Es ist schön wieder in Thailand zu sein, das ist ein Gefühl wie nach Hause zu kommen“, freut sich Hannah im Flughafen Don Muaeng, einem Vorort von Bangkok, als sie das vertraute „Kaaa, Kaaa“ der Thai-Sprache hört. Für Touristen ist Don Muaeng ein Nicht-Ort, brutal durch einen gigantischen Betonwall von Auto- und Hochbahnen sowie einer Bahntrasse von den dahinter lebenden Menschen abgeschnitten. Touristen mit wenigen Wochen hwk bootskopfUrlaub steigen hier nur in andere Flugzeuge um. Für die dort lebenden Thais aber ist das ihr Heimat-Ort - und wir haben das Privileg, uns unter sie mischen zu können, denn wir bleiben auf unserer Flugreise von Kambodscha nach Süd-Thailand zwei Nächte.

Abends singen wir das nervige „Ding-Doing“ beim Auf- und Zugehen der Türen des typischen Thai-Supermarktes 7/eleven mit, als wir draußen auf der Straße vor dem Laden scharfe Tum-Yam-Suppe schlabbern. Danach erleben wir nebenan, auf dem Hof eines buddhistischen Kulturhauses, fremdartiges Theater, über das sich die Einheimischen totlachen. Die Prostituierten in der Nähe unserer preiswerten Bleibe gucken Hannah ziemlich grimmig an.


hwk hannahDas klitzekleine Banana Guesthouse mit den drei winzigen Zimmern ist so eng, dass uns Di-Laan, die Besitzerin, am Morgen das Frühstück im Bett serviert. Ich finde die Frau etwas unheimlich, sie schleicht ständig durch das kleine Haus und bringt uns Kokosnussmilch, Früchte oder Wasser und ermuntert uns, Tütensuppen zu essen, die in großen Mengen neben Wasserkochern gestapelt sind. „Was will die eigentlich von uns?“, frage ich mich. Doch bald merken wir, sie ist einfach nur freundlich, die Herberge ist wohl ihre Passion.

hwk hanswIn einem Massagesalon lassen wir uns von älteren Thaifrauen massieren, sie sind Schwestern und betreiben sehr professionell und humorvoll ihren Familienbetrieb. Hannah lacht viel mit ihnen über Enkel- und Familienfragen, unbefangen sowie mit großer Leichtigkeit heilen sie uns von den miesen Erfahrungen in der kambodschanischen Blindenanstalt.

hwk flusMit einem der kleinen öffentlichen Busse fahren wir bis zur Endstation in ein Wohngebiet, in dem wohl noch nie ein Tourist war. Zwischen den quietschbunt gestrichenen Häusern blüht das lokale Leben, man sieht die Thais sind die Italiener Asiens...

Entspannt fliegen wir weiter nach Krabi im Süden, eine Stunde Flugzeit, aber wie bei allen Fliegereien brauchen wie den ganzen Tag. Vor drei Jahren waren wir eine Woche in dieser Durchreisestadt und konnten wegen Hannahs Verletzung nicht an einem der zahlreichen Strände baden. Doch auch diesmal wird es nichts mit dem Baden: Direkt an der Uferpromenade gegenüber von unserem Hotel ankert eines dieser typischen Flussboote, allerdings grell bemalt und mit einem großen Comickopf. Umgekehrt eingepflanzte Bäume, eine riesige metallene Krabbe, zahlreiche weitere Kunstwerke verbinden zeitgenössische Artefakte mit den hwk beide mit thaimaritimen Themen der Stadt.

hwk KrebseFreiwillige ältere Helferinnen verführen uns zu Fotos zwischen den Objekten. Vor einigen Woche begann hier in Krabi ein weiterer Teil der thailändischen Biennale. Die Werke der 50 Künstlerinnen und Künstler sind sehr weit verstreut, doch es gibt weder eine vernünftige Karte noch Tour-Angebote. Nur an den Wochenenden ist ein Kunstmarkt geöffnet, es finden Flussfahrten im Kunstboot, Performances und Street-Art statt. Spontan verkürzen wir unseren geplanten Inselaufenthalt um einige Tage und werden dann im Januar ein künstlerisches Wochenende in Krabi erleben können.


Fotos:
Im Text erwähnte Motive © Hanswerner Kruse