Die dritte Siam-Reise (10)
Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse
Insel (Weltexpresso) - Vor dem typischen Thai-Supermarkt 7/11 in Ao Kantiang auf Koh Lanta hocken zwei üppige Engländerinnen, fast nackt in viel zu engen Bikinis, und trinken Chang-Bier aus Dosen. An ihnen vorbei drängen sich drei völlig schwarz zugehängte Frauen: Krasse aber typische Gegensätze auf der von vielen Muslimen bewohnten Insel. In ihre Gasthäuser muss man sich das Bier selbst mitbringen oder Kellner aus nicht-muslimischen Nachbarkneipen tragen es vorbei.
„Die Natur tut so, als wäre nichts gewesen“, meint Hannah. Wir liegen am Strand in der Bucht, es ist kaum windig und die Sonne scheint. Eigentlich sollte es noch fürchterlich regnen und stürmen, doch die Meteorologen haben mit dem angekündigten Tropensturm maßlos übertrieben und zehntausende von Touristen in die Flucht getrieben. Wir brauchten uns hier in 40 Meter Höhe an der Westküste der Insel, im Schatten der Berge, sowieso keine Sorgen machen.
Dafür erlebten wir eine Affeninvasion, es war, als würden die Alten den jungen Äffchen zeigen, wie respektlos man mit Touristen umgehen muss: Sie klauten bei unseren Nachbarn Joghurt und Bananen, tranken Kaffeetassen und O-Saft-Becher leer und fauchten die Frauen an. Später machten sie Remmidemmi auf unserem Hausdach: wir vertrieben sie mit unserer neuen Zwille.
Drei Wochen lang tranken wir auf der Veranda des Stelzenbungalows unseren ersten Kaffee, den Hannah unermüdlich jeden (!) Morgen im mitgebrachten Wasserkocher zubereitete. II: Ansonsten lasen wir uns viel vor, schliefen viel, schwammen viel, schmusten viel, aßen viel, ließen uns viel massieren :II
Wenn wir einander ansehen, erkennen wir uns kaum wieder... so entspannt sehen wir aus!
Unser Ressort auf dem Affenfelsen ist etwas in die Jahre gekommen, wird aber gerade kräftig restauriert. Die jungen Staffs sind sehr freundlich und engagiert, viele nennen uns „Mama“ und „Papa“, wohl eine kleine Ehre. Zum Abschied bereitete uns das multikulturelle Thai- und Myanmar-Team ein Festessen.
Der Reiseführer Lonely Planet schreibt über Ao Kantiang: „Die Unterkünfte sind gehoben und abgelegen. Anderswohin wird man kaum kommen.“ Eine krasse Falschmeldung, denn alle Party People kommen hierher, um tagsüber, abends und nachts im Strandclub Why Not zu feiern. Junge Einheimische präsentieren ihnen bei Einbruch der Dunkelheit zu immer gleichen Klängen heiße Feuertänze. Später schreien dann Gitarrenspieler - jeden Abend mit den gleichen Oldies - ihren Schmerz gegen das Meeresrauschen an: „Unchaine my heart...“
Doch ansonsten ist der Strand, einige Schritte nach dem „Why Not“ recht leer. Allerdings ist er gegen 9 Uhr und 15 Uhr eine Zeitlang nicht benutzbar, weil zahllose Schiffe morgens Touristen zum Schnorcheln und Insel-Hopping aufnehmen und nachmittags wieder ausspucken.
Mittlerweile sind wir zurück in Krabi, doch den Kunstmarkt und die angekündigten Aktionen um die Biennale gibt es nicht. Aber wir sind nicht traurig und genießen den Trubel um uns herum: Den Walking Markt in Krabi, auf dem wir künstlerisch bemalte Steine kaufen, und das Gewühl auf der Strandpromenade am Ao Nang Beach.
Ach ja - ich, Hanswerner, hatte auf der Insel eine extrem starke bakterielle Darminfektion und bin nach sieben Tagen in die International Clinic gegangen. Dort bekam ich noch stärkere Infusionen mit Antibiotika und kräftige Pillen für mehrere Tage. Nach dieser Hammerkur bin ich wieder gesund!
Fotos
im Text erwähnte Szenen
© Hanswerner Kruse
ZEICHNUNG
© Hannah Wölfel