Skikurse für Wiedereinsteiger im Salzburger Land

 

Notker Blechner und Ulla Micheline

 

St. Johann/ Frankfurt (Weltexpresso) – Es gibt Millionen Menschen, die vor Jahren Ski gefahren sind und sich seither nicht mehr auf die Piste gewagt haben. Um diesen die Scheu zu nehmen, bieten mehrere österreichische Wintersportorte spezielle Wiedereinstiegskurse mit Skilehrer an. Das Salzburger Land zum Beispiel verspricht den Neuanfängern ein wahres „Ski-Comeback“. Weltexpresso hat das Angebot in St. Johann im Pongau getestet.

 

Ski-Lehrer Helmut schaut die schwer eingepackten Ski-Neuanfänger prüfend an. „Na, wann seid's Ihr denn zum letzten Mal auf Brettern gestanden“, fragt er spitzbübisch. „Das letzte Mal? Vor drei Jahren etwa“, antwortet Bettina. Bei Manfred und Anna liegen die Ski-Erfahrungen noch etwas länger zurück. „Vielleicht fünf Jahre“, glauben sie. Und Ralf gesteht, dass er seit fast 15 Jahren nicht mehr auf Brettern gestanden ist.

 

Aller (Wieder-)Anfang ist schwer

 

Gut, das passt scho“, beruhigt Skilehrer Toni in seinem roten Ski-Anzug. „Jetzt zeigt mal, was Ihr noch könnt.“ Die Gruppe fährt zaghaft im Pflug-Tempo los. Vor allem Ralf tut sich schwer und plumpst schon nach mehreren Metern hin. „Na, das ist nicht so schlimm“, beruhigt ihn Lehrer Toni und schleppt ihn bis zum nächsten Sessellift mit. „Du wirst sehen, in drei Tagen kommst Du sicher die Piste runter.“

 

Oben angekommen auf 1.800 Meter Höhe versammelt Toni unsere Kleingruppe. „Jetzt fahrt Ihr mir erst mal ganz langsam hinterher.“ Im Ententempo schlängeln wir den Berg hinunter und machen langgezogene Kurven. „Ja, gut“, ruft Toni. Nur Ralf muss er noch gesondert betreuen - und ihn mit ins Tal hinabschieben.

 

"Immer den Tal-Ski belasten"

 

Dann zeigt der Skilehrer, wie man die Schwünge macht. „Vor der Kurve den Stock setzen und den Tal-Ski belasten.“ Wir machen es ihm vorsichtig nach. Toni stöhnt. „Bettina, nicht so verkrampfen“, mahnt er.

 

Wir wiederholen mehrfach die Schwung-Technik am Vormittag. Irgendwann wird es Skilehrer Toni zu eintönig. „So, jetzt machen wir’s ohne Stöcke.“ Wir bohren unsere Stöcke in den Schnee und rutschen zweihändig den Hang hinunter. „Ja, das geht doch“, lobt Toni. Selbst Ralf macht erste Fortschritte.

 

Geheimtipps beim Almwirt

 

Nach drei Stunden fühlen wir uns insgesamt schon etwas sicherer auf den Brettern. „Jetzt haben wir uns das Mittagessen verdient“, meint Toni und bugsiert uns schnurstracks zum Almwirt… Bei Schnitzel und Bratkartoffeln gibt der Skilehrer Geheimtipps und erzählt ein paar Anekdoten. Der größte Fehler, den Anfänger oder Wiedereinsteiger machen, sei, so Toni, den falschen Ski zu belasten. "Man sollte die Kurve genau so machen wie beim Fahrrad fahren", erklärt er. Immer nach innen liegen, um nicht auf die Nase zu fallen. Aha!

 

Mit vollem Magen geht der Skikurs am Nachmittag weiter. Beschwingt von Bier und Schnaps wagen wir uns an schwierigere Hänge heran. Am Ende des ersten Tages sind alle zufrieden. Selbst Ralf kann wieder lachen. Freilich: Von den perfekten Parallel-Schwüngen der um uns herumwedelnden Skiprofis sind wir noch meilenweit entfernt.

Am Ende geht's auch ohne Skilehrer

 

Am zweiten Tag geht es mit einem leichten Muskelkater wieder hinauf auf den Berg. Diesmal hat sich das Wetter gegen uns verschworen. Es schneit dicke Flocken. "Ja, das ist die Natur, die kann man nicht beeinflussen", erklärt Skilehrer Toni resigniert. Trotz der widrigen Umstände versuchen wir unsere Schwung-Technik zu perfektionieren. Am Nachmittag darf dann jeder, der will und es sich zutraut, alleine die Piste herunterwedeln - ohne Skilehrer. Die meisten nehmen das Angebot an.

 

Unten im Alpendorf St. Johann (im Pongau) wieder angekommen sind wir alle doch ein bisschen stolz - auf das, was wir in nur zwei Tagen geschafft haben. Und das bei ausgedehnter Mittagspause und widrigem Wetter.

 

Zwei Millionen Deutsche träumen vom Ski-Comeback

 

Was uns gelingt, sollen auch andere schaffen. Das Salzburger Land bietet ab diesem Winter ab 449 Euro pro Person Drei-Tages-Kurse an für Menschen, die jahrelang kein Ski mehr gefahren sind - und jetzt Angst haben vor dem Wiedereinstieg. Das Paket beinhainhaltet drei Übernachtungen, Skipass, Skiverleih und eine individuelle Skilehrer-Betreuung à zwei Stunden an drei Tagen. Marketing-Expertin Andrea Bodner vom Salzburger Land sieht ein gigantisches Potenzial. Laut der Studie eines Marktforschungsinstituts könnten sich zwei Millionen Deutsche vorstellen, mit dem Skifahren wieder anzufangen. Eine riesige Zielgruppe, die sich das Salzburger Land erschließen will. Dazu kooperiert die Region mit dem Reiseveranstalter Tui.

 

Skigebiete buhlen um die Zielgruppe der Wiedereinsteiger

 

Auch andere Skigebiete wie die Wildschönau oder die Hochsteiermark träumen von der vergessenen Skifahrer-Gruppe - und versuchen, sie mit besonderen Lock-Angeboten wieder auf die Piste zu bringen. In der Wildschönau gibt es dreitägige "Steig ein"-Kurse für Neuanfänger. Das Paket ist ab 391 Euro buchbar. In der Hochsteiermark sollen Wiedereinsteiger mit einem einwöchigen Arrangement unter dem Motto "Trau Di wieda" auf die Piste zurückfinden. Das Angebot kostet ab 430 Euro pro Person.

 

Doch Ski-Angsthasen in Ski-Hasen umzuwandeln - das können auch die Skilehrer nicht auf die Schnelle. Sie garantieren allenfalls, dass man binnen drei oder fünf Tagen wieder sicher den Berg hinunterkommt. Ansonsten bekommen die Ski-Wiederanfänger ihr Geld zurück.

 

Service:

 

Ski-Comeback im Salzburger Land

Kosten: ab 449 Euro pro Person

Buchungen: www.tui.com/ski-comeback oder www.terra-reisen.at/ski-comeback

Internet: http://www.salzburgerland.com/de/

Alpendorf Bergbahnen in St. Johann im Pongau

http://www.alpendorf.com/