1 Durbach Fachwerkhaus Hotel RitterSerie: DURBACH – JAZZ-FESTIVAL UND DAS HOTEL RITTER, Teil 1/5

Wolfgang Mielke

Durbach (Weltexpresso) - Wer immer in Durbach lebt, - dem könnte schon die Idee kommen zu einer Beziehung zur Musik: könnten sich in diesem Namen doch musikalische Botschaften vereinigt haben! ... Natürlich wäre dies auch möglich, wenn der Ort 'Mollbach' hieße ... -- Und Bach?  Mehr Worte braucht es wohl nicht! -- Über Durbach lese ich in einem Reiseführer von 1956, der sich in unserem Archiv befindet: #"(219 m; 2250 Einwohner; Gasth. z. Ritter, 13 B., gelobt (...), einem hübsch im Durbachtal gelegenen weinberühmten Dorf, mit Fachwerkhäusern.

Durbach ist die zweitgrößte badische Weinbaugemeinde. Der Rieslingwein heißt hier 'Klingelberger', der Traminer 'Clevner'. Kraftpost nach Offenburg und Oberkirch. Talabwärts nach Windschläg (...) - Nach Schloss Staufenberg und Oberkirch s. R. 10"# ----- 'R' steht für 'Route'. -- Und dort steht: #"Eine Nebenstraße führt ostwärts durch das weinberühmte D u r b a c h t a l aufwärts nach Durbach (...), einer aus 39 Zinken und Nebenorten bestehenden Weinbaugemeinde, die in guten Jahren 5000 Hektoliter Wein erzeugt (meist Weißwein: 'Durbacher Clevener' (...) - 1/2 Std. nordöstlich über dem Ort (...) liegt auf einem Rebhügel das wegen seiner Aussicht vielbesuchte Schloss Staufenberg (383 m), im 11. Jahrhundert von Otto von Hohenstaufen, Bischof von Straßburg, gegründet, jetzt im Besitz des Markgrafen Bertold von Baden. (...) Von der Burg weiter über die Wendelinskapelle in 1 1/2 Std. nach Oberkirch (...)"# 

Seit 1956, also seit 63 Jahren, hat sich natürlich manches geändert, - sogar die Höhe über dem Meeresspiegel!, jetzt 'die Höhe über Normal Null': Sie lautet jetzt 208 m statt 219 m! - Die Höhe der Burg Staufenberg aber ist mit 383 m gleich geblieben. (Wo sind die 11 m Höhe von Durbach hingekommen??) --- Die Einwohnerzahl hat sich indes auf knapp 4000 erhöht. - Schon 1956 galt das "Hotel Ritter" bereits als "gelobt"; schon damals also war es das 'erste Haus am Platz'. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur dass der 'Platz', wenn man so will, großräumiger geworden ist: Aus 13 sind 171 Betten geworden, verteilt auf 84 Doppel- und 3 Einzelzimmer. Die Ausstrahlung des Hotels Ritter ist entsprechend gewachsen.

Liest man zuerst das Wirtshausschild #"Hotel Ritter"#, macht man sich darüber wenig Gedanken. Alles ist solide und komfortabel ausgestattet. Gleichzeitig großzügig, gediegen und einladend. #"Hotel Ritter"# klingt gehoben, - und diesem Eindruck entspricht das Hotel. Der Name passt also, und warum soll es nicht so heißen? Vielleicht ist das der Name der Eigentümerfamilie. Man macht sich, wie gesagt, darüber wenig Gedanken. Die Eigentümerfamilie aber heißt seit 2008 Müller. Es wird also ein historischer Name sein. Oder einfach ein ländlich-gehobener Name. Deswegen ist ja auch in mehreren Räumen eine Ritter-Rüstung zu sehen.

So #könnte# es natürlich sein! Es verhält sich aber, wie so oft im Leben, anders. In dem oben bereits zitierten Reiseführer von 1956 findet sich daher noch folgender Zusatz: #"Im Volksmund ist die Melusinensage mit einem Ritter von Staufenberg verknüpft. "# 

Damit hat der Name "Hotel #Ritter"# natürlich eine ganz andere Berechtigung; einen deutlichen Bezug: Umso mehr, als Michaela Struck von Wins, von der Stomberger PR (mit Sitz in München und Hamburg) sowohl das "Hotel Ritter" wie auch die mit ihm verbundenen Jazz-Nights auf Schloss Staufenberg betreut; denn es würde nicht verwundern, wenn sie selbst dem Stamme der Melusinen entsprungen wäre. Mir scheint sie indes, - vielleicht ja aus kindlicher Erinnerung an den abschließenden weihnachtlichen Schmuck unserer Tannenbaumspitze? -, wie ein 'engelhaftes Wesen', - was sie nicht ungerne hört. Denn ihr kindlicher "Plan B." sei nämlich gewesen, verrät sie auf der Webseite der Stromberger PR, #für immer Prinzessin zu bleiben ...# - Auch das ja ein fabel-haftes, ein Märchenwesen; - und, wie man von ihr auch lesen kann, mit einer Vorliebe für #Südfrankreich ...# - Ein unergründliches Wesen also ... Und warum sollte es sich auch ergründen lassen?

#"Wenn Engel – dann Engel! Mindesforderung!"#, heißt es bei Alfred Kerr (1867 – 1948). In jedem Fall handelt es sich also um etwas Besonderes, was sofort zur Melusinensage hinführt, die von einer Verbindung zwischen Mensch (= einem Ritter) und einem weiblichen Fabelwesen (= der Melusine) handelt.  Eine solche Beziehung zwischen ungleichen Wesen findet sich in Märchen, Mythen, Sagen fast aller Kulturen – und hängt sicher mit der Ungleich-Beziehung zwischen den Geschlechtern zusammen. Denn: Man trifft sich nicht auf halbem Wege, sondern im Leib des einen. Das verursacht die Anziehung – und daraus entspringen letztlich die Probleme. Der Körper, den man erobern und besitzen kann, als Erweiterung des eigenen Ichs; nicht aber, - und hier fängt es schon an -, zum dauerhaften Besitz. - #"Ihr haltet uns für die Grundlage, nur weil wir unten liegen??"#, - könnte die Frage lauten, in der schon Trennung liegt. Und umgekehrt natürlich! Der in sich umschlungen-aufgenommene Körper, einbezogen, aufbewahrt, - auch er taugt nicht zu dauerndem Besitz. Auch er muss entweichen, entfliehen, um nicht zu erstarren, nicht zu versteinern, wird seine Freiheit immer wieder suchen.  Bestenfalls, - und das ist vielleicht in jeder Beziehung wirklich der 'beste Fall' -, wird man eine Balance zwischen Verbindung und Unverbundenheit, zwischen Einheit durch Doppelung und Freiheit finden; zwischen der Sehnsucht (und der Erfüllung der Sehnsucht) nach paarweiser Vollkommenheit und der Bedrohung, im anderen verloren zu gehen oder vom anderen ausgesaugt zu werden und auf diese Weise ins Nichts – oder jedenfalls in eine völlig neue Lebensform zu verschwinden; die Balance also zwischen Sterben durch die Verwandlung in ein neues, umbekanntes Doppelwesen hinein - und der Möglichkeit, am Leben zu bleiben durch Ungebundenheit. Der Stolz der Eroberung, der Stolz des Besitzes, all das zielt auf Dauer oder auf Zuwachs, sich stützend auf die Statik der Verhältnisse, - und ist insofern nur sehr kurzzeitig realisierbar. - Es gibt Stimmen, die meinen, auf Sand noch baue man sicherer ... 

FORTSETZUNG FOLGT