Harald Lutz
Frankfurt am Main / Berlin (Weltexpresso) – Nur ein paar Hundert Meter entfernt von Hektik und Straßenlärm der zentralen Verkehrsadern Hauptstraße und Bundesallee präsentiert sich der Berlin-Friedenauer Perelsplatz an einem ganz normalen Nachmittag als sonnendurchflutete Großstadtoase. Eingesäumt von drei- bis vierstöckigen Altbauten aus den Gründerjahren, plätschert zwischen Handjery- und Lauterstraße der Sintflutbrunnen.
Engagierter Christ, Jurist und Widerstandkämpfer gegen das NS-Unrechtsregime
An der steinernen Pforte des alt-ehrwürdigen Friedenauer Gymnasiums, das bereits seit 1958 die Friedrich-Bergius-Oberschule beherbergt und unmittelbar an die Grünfläche grenzt, wird die Erinnerung an den ehemaligen Schüler und „Paten“ des Platzes wachgehalten: Friedrich Justus Perels (1910 bis 1945). Im Jahre 1961 wurde der alte Maybachplatz nach dem engagierten Christen und Juristen benannt, der von den Nationalsozialisten als Widerstandskämpfer in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges noch hingerichtet wurde.
In einem Alter, wo die meisten Pennäler nur Unsinn im Kopf haben, fand Perels den Weg zur evangelischen Kirche. Bereits in jenen Tagen lernte er seinen späteren Weggefährten und Leidensgenossen Martin Niemöller kennen, der die Schülerbibelkreise leitete. Mit dem Examen in der Tasche war es für den gebürtigen Friedenauer keine Frage, sich auch beruflich um die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen zu kümmern. Wer in Armut und Not geraten war, konnte bei dem frischgebackenen Anwalt auf kostenlose Rechtshilfe hoffen.
Mit Dietrich Bonhoefer befreundet und Pfarrer Niemöller bekannt
Perels vertrat Pfarrer, die aufgrund des Kanzelparagraphen oder der NS-Sondergesetze angeklagt waren, verhalf mit seinem engen Freund Dietrich Bonhoeffer Verfolgten zur Flucht oder zu Menschen, bei denen sie untertauchen konnten. Pfarrer Niemöller wurde 1938 von ihm vor dem berüchtigten „Volksgerichtshof“ in der Schönberger Elßholzstraße verteidigt. Statt des erwarteten Freispruchs wurde sein Mandant in Schutzhaft genommen und ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Der berüchtigte Vorsitzende des Volksgerichtshof Freisler bezeichnete Perles höhnisch als den „Herrn Justiziar der Bekennenden Kirche“.
Durch seine Arbeit für den Pfarrernotbund und die Bekennende Kirche ging Perels bei den führenden Köpfen der Widerstandgruppe vom 20. Juli ein und aus. Wegen „Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und illegaler Kirchenarbeit“ wurde er verhaftet, im Februar 1945 zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 22. Zum 23. April in der Nähe des Lehrter Bahnhofs erschossen.
An der verkehrsdurchfluteten Steglitzer Birkbuschstraße grasten früher Schafe
Der Stadtbummel zu weitern historischen Plätzen und Straßen Berlins führt aus dem beschaulichen Friedenau weiter in den Nachbarstadtteil Berlin-Steglitz. Der idyllische Name der Birkbuschstraße steht in krassem Widerspruch zur Wirklichkeit. Unzählige Blechlawinen rollen den teilweise sechsspurig ausgebauten Asphalt dieser Steglitzer Verkehrsader zwischen Wolfensteindamm und Siemensstraße täglich entlang. Nur die Ampelanlagen können die vielen Karossen von Zeit zu Zeit noch zu einem Bremsen zwingen.
Und die Passanten auf dem Bürgersteig sind vor eine schwere Wahl gestellt. An der Birkbuschstraße gibt es nämlich fast alles, was das Herz begehrt. Von Kneipen über Antiquitätenhändler, Frisiersalons bis zu Buchläden reicht die Palette. Auch eine Filiale des Finanzamtes, sicherlich nicht ganz so begehrt, ist dort in einem zweistöckigen roten Backsteinbau untergebracht.
Die Bayern würden Moos oder nasse Wiesen zu Birkenbusch sagen
Wo aber stand einst der Birkenbusch? Wie kommt diese Straße zu diesem Namen? Mit Birken hat er nichts zu tun; „Birkenbusch nannte man früher eine sumpfige Niederung. Die Bayern würden Moos oder nasse Wiesen dazu sagen. In der Bäkeniederung zwischen der heutigen Klingsor- und Siemensstraße, die durch die jährlichen Überschwemmungen des Flüsschens oft knöcheltief unter Wasser stand, grasten einst die Steglitzer Schafe.
Der Bau des Teltowkanals setzte den Überschwemmungen schließlich ein Ende. Das Gelände wurde trockengelegt. Und im Jahr 1896 konnte zunächst der südliche Teil der heutigen Birkbuschstraße zwischen Kanal und Siemensstraße gepflastert werden. Erst später wurde sie bis zur Schlossstraße verlängert. Der nördliche Teil heißt seit 1966 Wolfensteindamm.
An den ehemaligen Birkbusch – seine morastigen Wiesen dienten während des –Dreißigjährigen Krieges den Giesendorfern als „Fluchtburg“ – erinnert heute lediglich noch der Stadtpark Steglitz. Dort kann auch die alte Schäferei des Gutes Steglitz besichtigt werden.
Fotos:
Motiv Perelsplatz
© Benjamin Muirhead
Motiv Eingangspforte
© Friedrich-Bergius-Oberschule
Friedrich Justus Perel:
©Ökumenisches Heiligenlexikon, Public Domain
In einem Alter, wo die meisten Pennäler nur Unsinn im Kopf haben, fand Perels den Weg zur evangelischen Kirche. Bereits in jenen Tagen lernte er seinen späteren Weggefährten und Leidensgenossen Martin Niemöller kennen, der die Schülerbibelkreise leitete. Mit dem Examen in der Tasche war es für den gebürtigen Friedenauer keine Frage, sich auch beruflich um die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen zu kümmern. Wer in Armut und Not geraten war, konnte bei dem frischgebackenen Anwalt auf kostenlose Rechtshilfe hoffen.
Mit Dietrich Bonhoefer befreundet und Pfarrer Niemöller bekannt
Perels vertrat Pfarrer, die aufgrund des Kanzelparagraphen oder der NS-Sondergesetze angeklagt waren, verhalf mit seinem engen Freund Dietrich Bonhoeffer Verfolgten zur Flucht oder zu Menschen, bei denen sie untertauchen konnten. Pfarrer Niemöller wurde 1938 von ihm vor dem berüchtigten „Volksgerichtshof“ in der Schönberger Elßholzstraße verteidigt. Statt des erwarteten Freispruchs wurde sein Mandant in Schutzhaft genommen und ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Der berüchtigte Vorsitzende des Volksgerichtshof Freisler bezeichnete Perles höhnisch als den „Herrn Justiziar der Bekennenden Kirche“.
Durch seine Arbeit für den Pfarrernotbund und die Bekennende Kirche ging Perels bei den führenden Köpfen der Widerstandgruppe vom 20. Juli ein und aus. Wegen „Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und illegaler Kirchenarbeit“ wurde er verhaftet, im Februar 1945 zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 22. Zum 23. April in der Nähe des Lehrter Bahnhofs erschossen.
An der verkehrsdurchfluteten Steglitzer Birkbuschstraße grasten früher Schafe
Der Stadtbummel zu weitern historischen Plätzen und Straßen Berlins führt aus dem beschaulichen Friedenau weiter in den Nachbarstadtteil Berlin-Steglitz. Der idyllische Name der Birkbuschstraße steht in krassem Widerspruch zur Wirklichkeit. Unzählige Blechlawinen rollen den teilweise sechsspurig ausgebauten Asphalt dieser Steglitzer Verkehrsader zwischen Wolfensteindamm und Siemensstraße täglich entlang. Nur die Ampelanlagen können die vielen Karossen von Zeit zu Zeit noch zu einem Bremsen zwingen.
Und die Passanten auf dem Bürgersteig sind vor eine schwere Wahl gestellt. An der Birkbuschstraße gibt es nämlich fast alles, was das Herz begehrt. Von Kneipen über Antiquitätenhändler, Frisiersalons bis zu Buchläden reicht die Palette. Auch eine Filiale des Finanzamtes, sicherlich nicht ganz so begehrt, ist dort in einem zweistöckigen roten Backsteinbau untergebracht.
Die Bayern würden Moos oder nasse Wiesen zu Birkenbusch sagen
Wo aber stand einst der Birkenbusch? Wie kommt diese Straße zu diesem Namen? Mit Birken hat er nichts zu tun; „Birkenbusch nannte man früher eine sumpfige Niederung. Die Bayern würden Moos oder nasse Wiesen dazu sagen. In der Bäkeniederung zwischen der heutigen Klingsor- und Siemensstraße, die durch die jährlichen Überschwemmungen des Flüsschens oft knöcheltief unter Wasser stand, grasten einst die Steglitzer Schafe.
Der Bau des Teltowkanals setzte den Überschwemmungen schließlich ein Ende. Das Gelände wurde trockengelegt. Und im Jahr 1896 konnte zunächst der südliche Teil der heutigen Birkbuschstraße zwischen Kanal und Siemensstraße gepflastert werden. Erst später wurde sie bis zur Schlossstraße verlängert. Der nördliche Teil heißt seit 1966 Wolfensteindamm.
An den ehemaligen Birkbusch – seine morastigen Wiesen dienten während des –Dreißigjährigen Krieges den Giesendorfern als „Fluchtburg“ – erinnert heute lediglich noch der Stadtpark Steglitz. Dort kann auch die alte Schäferei des Gutes Steglitz besichtigt werden.
Fotos:
Motiv Perelsplatz
© Benjamin Muirhead
Motiv Eingangspforte
© Friedrich-Bergius-Oberschule
Friedrich Justus Perel:
©Ökumenisches Heiligenlexikon, Public Domain
Info:
Autoreninfo: Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur in Frankfurt am Main.
Autoreninfo: Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur in Frankfurt am Main.