Zur erneuten Verurteilung von Amanda Knox und Raffaele Sollecito in Florenz, Teil 8

 

 

Felicitas Schubert und Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als Weltexpresso in einer Tour de Force am 29. und 30. Mai insgesamt sieben Artikel veröffentlichte zu den als Mördern an der britischen Studentin Meredith Kercher verurteilten und dann wieder frei gesprochenen Studenten, der Amerikanerin Amanda Knox und dem Italiener Raffaele Sollecito X, hielten wir eine erneute Verurteilung nicht für möglich.

 

Zu dürftig erschien nach allen schriftlichen Aussagen – wir waren nicht dabei, all die Journalisten und Buchautoren, die seither die Seiten füllen, waren nicht dabei, das Gericht war auch nicht dabei und die Beweise, so je vorhanden, sind verfälscht – die Täterschaft und zu unglaublich die Schlamperei und Voreingenommenheit des italienischen Gerichtsverfahren. Im letzten der Artikel hatten wir eine ZUSAMMENFASSUNG DER DATEN UND WIE ES NACH DER AUFHEBUNG DES FREISPRUCHS WEITERGEHT versucht. Die Bücher, auf die wir uns stützten, sind unter INFO I noch einmal zusammengestellt. Wer wirklich Genaueres wissen will, sollte sich alle sieben Artikel zu Gemüte führen, die über die Details des Verfahrens und auch über die Selbstauskunft via Biographie Auskunft geben.

 

Uns war die Angeklagte und jetzt erneut als Schuldige verurteilte Amanda Knox auf Grund ihrer leicht weinerlichen und mehr als naiven Biographie alles andere als sympathisch, das ist aber kein Grund für ein Urteil: Mord. Zumal es einen Mörder gab, der ordentlich schon damals am 28. Oktober 2008 zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war: der durch sein DNA-Material überführte Täter Guedé. Es stand nicht in den Zeitungsberichten, die zudem alle dasselbe und schon lange Bekanntes schreiben, ob seine Täterschaft und die Verbindung zu dem Freundespaar Knox/Sollecito bei dem erneuten Verfahren eine Rolle spielte. Das Verfahren schien der italienischen Justiz nötig, weil beide Angeklagten 2011 an Mangel an Beweisen frei gesprochen wurden, was das Kassationsgericht in Rom „wegen oberflächlicher Analyse und schweren logischen Fehlern“ aufgehoben hatte und einen neuen Prozeß gefordert hatte.

 

Das Berufungsgericht in Florenz hat auf jeden Fall nach fast zwölfstündiger Beratung beide Studenten erneut wegen Mord verurteilt: die heute 26jährige Amanda Knox zu 28 Jahren und 6 Monaten Haft und Sollecito zu 25 Jahren Haft. Letzterer hatte dem Gerichtsverfahren beigewohnt, war aber nicht zur Urteilsverkündung erschienen. In Italien werden die Begründungen zu den Urteilen erst später verkündet und schon heute ist klar, daß es dagegen erneut den Einspruch der Verurteilten geben wird.

 

Amanda Knox ist nicht in Florenz erschienen, was man nach den Vorgeschichten gut verstehen kann. Beide Verurteilten reagierten jeder für sich entsetzt. In Seattle erklärte Amanda Knox, sie sei „erschrocken und traurig über das ungerechte Urteil“, zudem habe sie nach dem Freispruch anderes erwartet. Raffaele Sollecito ließ nur über seine Anwälte erklären, er sei „vernichtet und sprachlos“. Er selbst hält sich in Udine auf, nahe der österreichischen Grenze, was sofort Ängste in Gang setzte, er könne sich ins Ausland absetzten, weshalb sein Paß eingezogen wurde.

 

Daß die USA ein Auslieferungsverfahren mit der Überstellung von Amanda Knox in Gang setzten würden, glaubt niemand, der dieses juristische Durcheinander verfolgt hatte. Dies ist zudem jetzt auch nicht angebracht, denn da die Anwälte beider erklärten, sie würden auf jeden Fall in die Berufung gehen, bleiben die Verurteilen bis zu einem Verfahren vor dem obersten Gericht frei. Ob allerdings Sollecito weiterhin seinen Lebensmittelpunkt in der Dominikanischen Republik wahrnehmen kann, steht in den Sternen. Das aber steht auch nicht im vordersten Interesse derer, die diesen Prozess, dessen Grundlage der Mord an der britischen Studentin am 2. November 2007 ist, so sprachlos verfolgen wie die Angeklagten. Wir haben unten unter INFO II die bisherigen Artikel noch einmal aufgelistet, die durch das erneute Urteil eine erneute Aktualität gewinnen.

 

 

INFO I:

 

Literatur

 

Douglas Preston, Mario Spezi, Die Bestie von Florenz, Taschenbuchverlag Knaur 2010, 50436

 

Douglas Preston, Mario Spezi, Der Engel mit den Eisaugen, Taschenbuchverlag Knaur 2013, 51346

 

Amanda Knox, Zeit, gehört zu werden, Droemer Verlag 2013

 

ab 3. Juni Douglas Preston & Lincoln Child, FEAR – Grab des Schreckens, Droemer Verlag 2013

 

Siebenteilige Artikelserie:

 

Teil 1 am 29. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1759-die-zusammenhaenge-zweier-kriminalfaelle-durch-einen-gefaehrlichen-staatsanwalt-namens-giuliano-mignini

 

Teil 2 am 29. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1760-douglas-preston-mario-spezi-die-bestie-von-florenz-aus-dem-verlag-knaur

 

Teil 3 am 29. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1761-von-den-beiden-schreibhelden-douglas-preston-und-seinem-spezi-mario-spezi

 

Teil 4 am 29. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1762-douglas-preston-mario-spezi-der-engel-mit-den-eisaugen-aus-dem-knaur-verlag

 

Teil 5 am 30. Mai 3013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1763-amanda-knox-zeit-gehoert-zu-werden-aus-dem-verlag-droemer

 

Teil 6 am 30. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1764-wie-amanda-knox-beim-lesen-ueber-amanda-knox-ankommt

 

 

Teil 7 am 30. Mai 2013

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1765-zusammenfassung-der-daten-und-wie-es-nach-der-aufhebung-des-freispruchs-weitergeht