P1240235 MuseumsbruderSeit über fünf Jahrzehnten ein Besuchermagnet

Sabine Zoller

Marxzell (Weltexpresso) Nur wenige Kilometer von Bad Herrenalb entfernt liegt idyllisch in das Albtal eingebettet Marxzell, eine kleine Gemeinde im nördlichen Schwarzwald. Hier, wo einst Sägewerke als Inbegriff des technischen Fortschritts im Mittelpunkt des Interesses standen erweckt heute in einem solchen Relikt aus alter Zeit ein Museum für Technologie und Automobile besondere Aufmerksamkeit.

Wer sich nun aber eine gestylte Galerie mit technischem Equipment vorstellt, wird sich wundern. Denn hier handelt es sich um kein „aufgeräumtes Museum“, sondern um eine liebevoll zusammengetragene Ansammlung von Raritäten, die eben sprichwörtlich dabei ist „aus allen Nähten zu platzen“. Jeder Quadratzentimeter ist hier genutzt, um in dem mittlerweile dreistöckigen Museumsgebäude seltene gewordene Dinge aufzubewahren.

Auf 3600 Quadratmetern Fläche beherbergt das in zweiter Generation privat geführte Museum eine Auswahl an Objekten, die es ohne die Sammelleidenschaft der Familie Reichert nie in ein Museum geschafft hätten. Abenteuerlich sind die Geschichten über die Zugänge von fingerhutgroßen Raritäten, rasanten Rennwagen und richtig schweren Rangierfahrzeugen, die millimetergenau platziert heute einen wahren Schatz darstellen. Für viele Oldtimerfans ist das Fahrzeugmuseum zu einer Anlaufstelle unter Kennern und Liebhabern geworden, denn hier gibt es Sachen zu sehen und zu bestaunen, die es anderswo nicht mehr gibt. Zu den Besonderheiten gehört das Ford T-Modell von 1915, ein Rolls-Royce Phantom III, der einst Queen Mary gehörte und ein Citroën Keresse, von dem es weltweit nur noch drei Stück gibt. Das seltene Halbkettenfahrzeug hatte 1931 den Himalaja überquert und wurde von Bernhard Reichert (1920-1984), dem Vater der heutigen Museumsinhaber Wolfgang und Hubert Reichert in den Vogesen entdeckt. Nach einem Umtrunk in der hauseigenen Käserei des Besitzers erwarb er ihn für 300 Franc. In jener Zeit, als viele Vorkriegsfahrzeuge einfach verschrottet wurden, hatte er schon längst den Gedanken gefasst, „diese Schätze für die Nachwelt aufzubewahren“.

1968 eröffnete er sein privates Museum in Marxzell nur unweit von der Geburtsstätte des Automobilpioniers Carl Benz in Pfaffenrot entfernt, dessen Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 als erstes praxistaugliches Automobil gilt. Da auch seine Frau Klara und seine drei Kinder das Sammelfieber gepackt hatte, wurden Sonntagstouren der Familie zu Erkundungen auf Schrottplätzen umfunktioniert. Im Jubiläumsbuch, das zum 50-jährigen Bestehen des Museums erschienen ist wird über die tollkühnen Bergungen, gewagte Transporte und zufälligen Entdeckungen von Fahrzeugen berichtet, die heute renoviert und repariert das vielfältige Spektrum des Museums bereichern. Das Museum wuchs - und das Jahr um Jahr. Sogar in Detroid entdeckte Monika, die Schwester der Museumsbrüder ein ausrangiertes Feuerwehrzeug, das nach Bremerhaven verschifft und von dort aus per Leih-LKW von Wolfgang und Hubert selbst abtransportiert wurde.

Binnen fünf Jahrzehnten hat sich eine Sammlung von 329 Motorrädern, 250 Oldtimern , 172 Fahrrädern, 105 Traktoren, 21 Feuerwehr-Fahrzeugen, 18 LKW´s, 11 Kutschen, acht Loks, vier Bahnen, drei Flugzeuge, zwei Panzer, einem Omnibus, eine Bergbahn und einem Hubschrauber ergeben, um nur einmal die „besonders schweren Brocken“ zu benennen. Zudem ist eine Sammlung von über 1.000 wertvollen und teils großformatigen Emaille-Werbe-Schilder sowie Kfz-Kennzeichen aus aller Herren Länder ebenso wie Kameras, Puppen, Blechdosen, Modellautos in Vitrinen zu bestaunen. Alte Schmiedewerkzeuge und traditionelle Handwerksgeräte, Nähmaschinen und die fast lückenlose Sammlung von Telefonen und Morsestationen lassen Besucher verweilen und sorgen auch als Leihgaben bei Ausstellungen für Sensationen.

Die beiden leidenschaftlichen Museumsbrüder stecken voller Energie und haben bereits tatkräftige Unterstützung durch die mittlerweile herangewachsene dritte Generation.


Noch vor der Gründung seines Museums im Jahr 1968 erworben.

Bereits 1958 hatte Bernhard Reichert - der Vater der heutigen Museumsinhaber Hubert und Wolfgang - mit dem Sammeln von Autos angefangen und 1968 mit seiner Frau Klara im leerstehenden Sägewerk in Marxzell ein privates Museum eröffnet. Nach und nach wurde es erweitert und nach fünf Jahrzehnten zählen zu den wertvollen Exponaten  329 Motorräder, 250 PKW´s, 172 Fahrräder, 105 Traktoren, 21 Feuerwehr-Fahrzeuge, 18 LKW´s, 11 Kutschen, acht Loks, vier Bahnen, drei Flugzeuge, zwei Panzer, ein Omnibus, eine Bergbahn und einen Hubschrauber, um nur einmal die „besonders schweren Brocken“ zu benennen.


Foto: 
Die Museums-Brüder
©Sabine Zoller