Barbara Werner / Hanswerner Kruse
Dresden (Weltexpresso) - Vor drei Tagen ist Barbara Werrner in Dresden gestartet, um den Spuren ihres hier am 1. Mai 1945 desertierten Großvaters zu folgen (wir berichteten). Im Folgenden veröffentlichen wir Auszüge aus ihrem Tagebuch:
1. Mai: Dresden
Heute will ich starten. Ich stehe früh auf, damit ich beizeiten loskomme. Später stehe ich auf der Albertbrücke und schaue zur Altstadt hinüber (Foto oben). Ich sehe die Frauenkirche. Und überlege, ob mein Großvater auch diese Brücke benutzt hatte. Er war sicherlich nicht durch das Zentrum gegangen, denn das war durch die großen Angriffe im Februar 1945 total zerstört und viele Bereiche waren auch gesperrt.
Ich fahre elbaufwärts und es ist ja bekannt, beim Fahrradfahren kommt der Wind immer von vorne. Doch dass er so heftig bläst, hat mich überrascht. Bei der Brücke Blaues Wunder weht mir ein verführerischer Duft von gegrillter Bratwurst entgegen, aber für eine Pause ist es noch zu früh. Ich fahre bis Heidenau, immer mal kurze Stopps zwischendurch, um den Po zu entlasten und um etwas zu trinken. Dann biege ich in das Müglitztal ein, in der Hoffnung, dass der Wind weniger wird, aber Pustekuchen, der bläst weiter. Und die Sonne meint es besonders gut. Leider hat diese Straße keinen Fahrradweg, sodass die Autos und vor allem Motorräder an mir vorbeifahren.
Was schön ist, sind die Strecken durch den Wald, angenehme Kühle und der Wind ist weniger. Aber sobald wieder freie Fläche kommt, brauche ich meine ganze Kraft gegen den Wind. Im nächsten Ort setze ich mich in einen Zug der bis Altenberg (meine heutige Etappe) fährt. Doch hier gibt es keine freie Übernachtungsmöglichkeit und deshalb fahre ich weitere Kilometer zu einem freien Hotel. Es geht beständig bergauf, durch den Wald, Richtung tschechische Grenze. Manchmal kommen mir Leute entgegen, und ich frage, ob das auch der richtige Weg ist. Oben auf dem Kamm höre ich einen Kuckuck, so früh im Jahr. Kein Hinweisschild zu meinem Hotel, dann kommt mir ein Ehepaar entgegen, wieder die Frage, ob das der Weg zum Hotel Lugsteinhof ist. Ja, das seien noch so zwei Kilometerm. Also weiter. Bald habe ich dann mein Ziel erreicht - und bin so froh, dass ich es heute geschafft habe.
Gefahren bin ich trotz der Abkürzung mit dem Zug runde 60 Kilometer
2. Mai: Auf nach Tschechien
Heute Morgen starte ich um 9 Uhr von meinem Hotel, das auf fast 900 Meter Höhe im Erzgebirge liegt. Nun sollte es kein Problem sein von hier auf die tschechische Seite runterzufahren. Ist es aber doch. Es gibt mehrere Möglichkeiten, nur ein entsprechendes Schild fehlt.
Da ich mich ungern bergab verfahren möchte, schaue ich lieber im Internet nach und vergleiche mit meiner Karte. Schließlich finde ich den richtigen Weg, doch nach der Grenze dasselbe Problem. Ich stelle mein Fahrrad ab und versuche eine Auskunft zu bekommen. Diese erhalte ich auch, doch zu welchem Preis. Ich hatte das Fahrrad auf ebener Fläche bei dem Treppenaufgang abgestellt, doch der heftige Wind hat es mir zum 2. Mal umgeschmissen. Und der Spiegel ist wieder ab. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Doch bald darauf habe ich ein kleines Hotel gefunden. Aber nach dem Duschen bin ich so ko, dass ich keine Lust mehr habe, ein Fahrradgeschäft zu suchen und wegen dem Spiegel zu schauen. Auch kein Hunger, einfach nur Bett und morgen geht's weiter.
Fortsetzung folgt
Fotos:
Barbara Werner
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