20240518 102607 KopieAuf den Spuren ihres desertierten Großvaters von Dresden nach Schlüchtern (7)

Barbara Werner / Hanswerner Kruse


Schlüchtern-Hohenzell (Weltexpresso) - Am Pfingstsonntag ist Barbara Werner nach 19 Tagen ihrer Pilgerreise in Hohenzell angekommen - wie ihr Großvater vor 79 Jahren. Zwei Tage lang fuhr sie noch durch Franken bis sie Hessen erreichte. Zum letzten Tag ihrer Fahrt schrieb sie:

 

19. Mai
Ein letztes Mal in den Sattel schwingen und die letzten Kilometer fahren. 
Mein Start in Zeitlofs beginnt mit leichtem Regen. Das stört mich aber nicht, ich weiß, bald habe ich mein Ziel erreicht und danach kann ich duschen und frische Sachen anziehen. 

Mein Großvater schrieb zu diesem letzten Tag:" Am Pfingstmorgen schien zum ersten Mal seit der ganzen 19 Tage die Sonne nicht. Ich musste höllisch aufpassen, die Richtung nicht zu verlieren." Auch ich musste mich genau orientieren, damit ich nach Breunings beim Dietershof und Willingshof vorbeikomme und danach durchs Ratzerod nach Hohenzell.
Opa schrieb weiter:" Aus dem Wald kommend sah ich Hohenzell tief im Tal im hellen Sonnenschein liegen. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl überkam mich. Ich hätte niederknien und die Erde küssen mögen. Daheim, endlich, nach vielen brenzligen Situationen glücklich daheim, und das an Pfingsten."

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Als ich aus dem Wald kam und nach Hohenzell hinunterfuhr, konnte ich es noch gar nicht fassen, ich hatte es auch geschafft. Und dann stand ich vor dem Häuschen, in dem meine Großmutter und mein Vater die letzten Kriegsjahre gelebt hatten. Ich hatte das alte Foto in der Hand und eine große Freude ergriff mich. 

Die Nachbarn waren auf mich aufmerksam geworden und kamen aus ihren Häusern. Sie konnten sich an meine Großeltern und meinen Vater gut erinnern und wir tauschten einige Geschichten von früher aus.
Ich hatte zu Beginn und am Ende meiner Reise Zeitzeugen gefunden, das war ein wunderbares Geschenk. Welch ein Glück!

Ein Interview folgt




Fotos:
Barbara Werner