Erlebnisreise durch das schottische Hochland, Teil 2/2
Harald Lutz
Die fantastische Natur der schottischen Highlands kann zu Fuß, per Fahrrad und vom Meer aus per Boot hautnah erlebt werden. Im zweiten Teil unserer Reise entlang der schottische Westküste geht es zunächst, ausgehend vom Hafenstädtchen Lochinver, zum Startpunkt einer Wanderung am Fuße des Stac Pollaidh.
Im Anschluss daran überrascht uns am Loch Ewe der botanischen Garten von Inverewe mit seiner üppigen Pflanzenpracht.
„Der Name entstammt dem Gälischen. In Englisch heißt der Berg Pak of Peat Moss“, erklärt Berg- und Naturführer Tim Francis, der heute einen „Short Walk“ hinauf auf den 612 Meter hohen Berg begleitet. „Das klingt nicht sehr hoch, aber man darf nicht vergessen, dass wir praktisch bei null beginnen“, warnt unser „Guide“.
„Stadtmenschen haben sich kaum noch etwas zu sagen“ – Wanderung auf den Stac Pollaidh
Es wird zügig, im schnellen Schritt gegangen. Bereits nach wenigen Metern kommt die Wandergruppe ins Schwitzen. Zunächst werden Bergwiesen passiert, weiter oben wird es felsig. Zur großen Freude aller hat sich das morgens noch diesige Wetter aufgeklärt. Ab und an gibt es kleine Pausen, in denen Tim auf die Schönheiten der Natur und Besonderheiten der Pflanzenwelt hinweist. Andere Wandergruppen werden mit einem freundlichen „Hello“ begrüßt.. „Selbst Menschen, die sich in den großen Städten kaum noch etwas zu sagen haben, sind in den Bergen sehr freundlich und aufgeschlossen“, erzählt Tim. Auf dem Gipfel belohnt eine fantastische Aussicht über die Highlands mit freier Sicht auf die Westküste für die Mühen des Aufstieges.
Für den Rückweg wählt der Guide eine andere Strecke, quasi einmal um den Berg herum. Nach über drei Stunden hat die Gruppe wieder den Parkplatz am Fuße des Stac Pollaidh erreicht. Spätestens jetzt ist jedem klar, was die Schotten unter einem „Short Walk“ verstehen.
Eine prächtige Pflanzenwelt gedeiht im Botanischen Garten von Inverewe
Ein Kleinod ganz anderer Art kann bei Loch Ewe bewundert und besichtigt werden: Im Jahr 1864 begann Osgood Mackenzie seine Vision zu verwirklichen, in der rauen und windigen Gegend überwiegend ehemaliges Moorland in einen botanischen Garten zu verwandeln. Zunächst von allen Nachbarn für verrückt erklärt, hatte Mackenzie schließlich doch Erfolg: Auf dem gleichen Breitengrad wie Moskau und Nordkanada gedeiht heute bei Inverewe eine prächtige Pflanzenwelt – gigantische Rhododendren aus dem Nordwesten Chinas neben Gummibäumen aus Australien und Blumenzwiebeln aus Südafrika. Für die weltweite Schar der Hobby- und Kleingärtner werden auch Blumen sowie etwas Gartengemüse wie Zwiebeln und Rotkohl gepflanzt. Das Geheimnis der üppigen Pracht: Der Botanische Garten von Inverewe wird durch die warmen Ströme des Nordatlantik geschützt.
Individuelle Übernachtungen in Schottland am besten mit Bed & Breakfast
Um alle diese Schönheiten und kulturellen Blickfangpunkte in den schottischen Highlands, die oftmals etwas abseits liegen, auch zu erreichen, empfiehlt es sich, mobil zu sein: Neben dem eigenen Pkw, Motorrad oder Mietwagen sind organisierte Busreisen zu empfehlen. Reisefahrradfahrer werden entlang der Landstraßen ohne Seitenstreifen nicht immer froh. Zum Glück ist der Verkehr nicht so dicht wie in Deutschland. Separate Radwege gibt es in Schottland nur als Mountainbike-Pisten. Viele Ortschaften und Städte sind auch gut mit öffentlichen Bussen zu erreichen. Für individuelle Übernachtungen bietet sich in den schottischen Highlands zu allererst Bed & Breakfast an. Camping-Plätze sind rar gesät, aber die Jugendherbergen stehen in Schottland auch „älteren Semestern" offen. Sterne-Hotels dagegen haben in dieser fantastischen Umgebung gleich ein sehr gehobenes Preisniveau.
Fotos: Harald Lutz
Nützliche Links:
www.undiscoveredscotland.co.uk/achiltibuie/stacpollaidh/index.html
Autoreninfo: Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur in Frankfurt am Main.