Sonderausstellung, Multivisionsschau, Wanderungen und Diskussionen erinnern an den Ersten Weltkrieg im Vinschgau/Südtirol
Eric Fischling
Vinschgau (Weltexpresso) – Das war alles passiert und zur heutigen friedlichen Situation in Südtirol gehört zumindest die Kenntnis der Vergangenheit. Der Vinschgau im Westen Südtirols liegt zwischen der Etschquelle am Reschenpass und Meran. Die Region wartet mit faszinierenden Gegensätzen auf – von den Hochebenen rund um den Reschensee über Südtirols höchsten Berg, den Ortler mit 3.905 Metern, bis hinunter zu Apfelgärten in sonnigen Tieflagen.
Die Vielfalt macht den Vinschgau zum Reiseziel für Wanderer und ambitionierte Bergsteiger, Genussradler und Mountainbiker, für Natur- und Kulturbegeisterte. Zu den markantesten Sehenswürdigkeiten zählen Kloster Marienberg, das Messner-Schloss Juval, der Nationalpark Stilfserjoch sowie historische Ortskerne und Burgen. Jahrhundertealte Bräuche und Traditionen zeugen von einer lebendigen Kultur.
Diesen Jahr jedoch gibt es ein gewaltiges Jubiläum, das man Themenjahr nennt.
„100 Jahre Ortlerfront“
Mit einer Sonderausstellung, Multivisions-Shows und geführten Wanderungen trägt die Ortlerregion ihrer historischen Vergangenheit Rechnung: Im Rahmen des Themenjahrs „100 Jahre Ortlerfront“ erfahren Interessierte am einstigen Schauplatz des Geschehens im Vinschgau jede Menge zeitgeschichtliche Details. Die Sonderausstellung „Ortlerfront und Julius Payer“ im Messner Mountain Museum Ortles in Sulden widmet sich von 25. Mai 2015 bis 1. Mai 2016 intensiv dem Gebirgskrieg und dem Erstbesteiger von Südtirols höchstem Berg. An vier Terminen von Juli bis September gibt es zudem begleitete Touren. Die Experten der Alpinschule Ortler führen unter anderem zu Kriegsrelikten wie den drei Kanonen auf 3.280 Metern. Mehrere Open-Air-Multivisionsshows runden das Themenjahr ab.
Ortler-Umrundung auf historischen Pfaden
Einen dreitägigen Erlebnismarsch rund um Südtirols höchsten Berg im Vinschgau veranstaltet „feel the mountains. Die Alpinschule am Ortler“ an zwei Terminen im Juli 2015 (17. bis 19. und 24. bis 26.). Unter der Leitung eines Guides erkunden die Bergsteiger die wild zerklüfteten Gletscher und bizarren Felsformationen des Nationalparks Stilfserjoch. Mit etwas Glück sehen sie Steinböcke und den selten gewordenen Bartgeier. Begleitet wird die Tour obendrein vom bekannten Kriegshistoriker Manfred Haringer: Im Angesicht von Ortler, Zebru und Königsspitze bringt er den Teilnehmern die Hintergründe der Ortlerfront im Ersten Weltkrieg an Originalschauplätzen näher. Im Preis von 335 €/Pers. enthalten: 3 Führungen, 2 Übernachtungen auf Hütten im Mehrbettzimmer mit Halbpension sowie diverse Ausrüstungsgegenstände (Klettergurt, Steigeisen, Pickel etc.). Hinweis: Da Aufstiege von 5 bis 7 Stunden zu bewältigen sind, richtet sich die Tour ausschließlich an erfahrene Wanderer mit sehr guter Kondition.
Ortlerfront-Themenwanderung Goldseeweg
Die leichte Wanderung entlang des Goldseewegs oberhalb von Trafoi zählt nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den historisch interessantesten im Vinschgau. Vom Stilfserjoch mit Ortlerblick verläuft die 4-stündige Tour – auf Wunsch auch geführt, jeweils freitags von 19. Juni bis 9. Oktober (www.vinschgau.net) – zur Dreisprachenspitze und anschließend über den Goldsee bis zur Furkelhütte. Von dort geht‘s per Sessellift oder zu Fuß zurück nach Trafoi. Auf dem 11 Kilometer langen Pfad geben Thementafeln Einblick in Vegetation sowie Geologie der Region und erklären die Geschichte der Gebirgsfront im Ersten Weltkrieg. Hintergrund: Vor 100 Jahren wurde mit der Errichtung der Gebirgsfront begonnen. Nach Sichtung der ersten Alpini auf Südtirols höchstem Berg befürchtete Österreich-Ungarn die Besetzung des strategisch wichtigen Punkts durch die Italiener. Ab Sommer 1916 befand sich auf dem Ortler-Gipfelplateau die höchstgelegene Stellung des Ersten Weltkriegs. Die größte Gefahr ging aber nicht vom Beschuss der italienischen Armee aus, sondern von den klimatischen Bedingungen in 4.000 Metern Höhe. Am 4. November 1918 wurde die Ortlerfront wieder geräumt.
Seltsam allerdings, daß man zwar der 100 Jahre gedenkt, aber nichts über das damalige und das heutige Südtirol hinzufügt. Das ist irgendwie aus der Welt, dabei kannten wir als Kinder noch die Attentate, die an das Südtirol in italienischer Hand protestierten.
www.vinschgau.net
Foto:
Die Ortler-Umrundung auf historischen Pfaden führt zu den verlassenen Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg im Vinschgau. © Vinschgau Marketing/Frieder Blickle