Das Wiener Burgtheater zu Gast in der Hermesvilla in Wien

 

Siegrid Püschel

 

München (Weltexpresso) – Nein, nicht das ganze Burgtheater wird evakuiert und in die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten verfrachtet, sondern es geht darum, daß die berühmtesten Schauspieler in der Geschichte des Burgtheaters in der Hermesvilla, die eine Dependance des Wien Museums ist, ab 30 März einen besonderen Auftritt haben.

 

Es geht also um eine Ausstellung, die das Wien Museum, das Historische Museum der Stadt, in dieser herrlichen Villa im Grünen über den Sommer bis zum 4. November zeigt. Zeit, erst einmal den Touristen die Hermesvilla vorzustellen. Es ist die Villa der Kaiserin Elisabeth, eine Idylle inmitten des ehemaligen kaiserlichen Jagdgebietes. Die Villa war ein Geschenk des Kaiser Franz Josephs an seine Frau und ein Bestechungsversuch dazu. Denn er hoffte, daß die unternehmungslustige Kaiserin, deren permanentes Reisen auf Eingeweihte eher wie eine Flucht wirkte, mit solch einer Villa im Grünen in Wien sesshaft würde.

 

Es war Carl Freiher von Hasenauer 1813-1891), einer der bekannten, ja prägenden  Architekten der Ringstraße, der in der Bauzeit von fünf Jahren diese Villa in einem romantischen Stil erschuf, der für viele Betuchte des Adels und Großbürgertums zum Vorbild wurde. Den Namen allerdings verdankt die Villa schlicht der in ihrem Garten stehenden Statue des Hermes, einer Wächterfigur der Antike. Das Besondere dieser Ausstellung der Größen des Burgtheaters hier im Lainzer Tiergarten hat den Nebeneffekt, daß von Hasenauer auch der Erbauer des Burgtheaters ist, an dessen Gestaltung er zuerst nur für die Fassade verantwortlich war, aber nach der Aufgabe von Semper, der den Grundriß geliefert hatte, dann die Arbeiten zu Rnde führen mußte. Hasenauer trifft Hasenauer, wäre also ein Nebeneffekt.

 

Das aber ist rein auf die Architektur bezogen. Die Ausstellung selbst gehört in den Kontext der kulturgeschichtlichen Themen, die in der Hermesvilla inmitten so herrlicher Natur und kunstgeschichtlich hochwertiger Ausmalung der Villa gerne gezeigt werden und vor allem sehr gerne besucht werden. Seit 1978 werden vom Wien Museum große Ausstellungen inszeniert. Zuletzt "Orientalische Reise - Exotik und Malerei im späten 19. Jahrhundert" in den Jahren 2003/2004 und "Magische Orte - Wiener Sagen und Mythen"  im Sommer 2004 und viele andere.

 

Charlotte Wolter, eine aus Deutschland stammende große Wiener Tragödin, hat in der Villa ihren Auftritt wie auch Josef Kainz, der ebenfalls ein gutes Beispiel für die Doppelbespielung von Wien und Berlin ist, denn in Berlin lehrte seine Schauspielkunst die Leute das Fürchten, so packend war diese. Attila Hörbiger ist eine jüngeres Beispiel für die Doppelrolle von Bühne und Film, der für die spätere Erste Garde bis heute gilt. So sind es viele Schauspielerporträts aus der »Ehrengalerie« des Burgtheaters, die nach dessen Ernennung zum „Teutschen Nationaltheater“ (1776) von Kaiser Joseph II. initiiert wurde. Die Gemälde spiegeln die Wiener „Theatromanie“ (Stefan Zweig) und den Mythos um die Bühnenstars.

 

Viele zu ihrer Zeit kultisch verehrte Burgschauspieler sind heute vergessen, manche aber behielten ihren Nimbus über Generationen hinweg. Zu sehen sind Rollenbilder von Sophie Schröder oder Heinrich Anschütz aus der ersten Blütezeit des Burgtheaters im Biedermeier ebenso wie Porträts von Zerline Gabillon oder Joseph Lewinsky, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Ruf des Hoftheaters als erste deutsche Sprechbühne beitrugen. Stars wie Katharina Schratt, von der in Wien jeder weiß, daß sie die sehr diskrete Freundin des Kaisers war, was die Kaiserin unterstützte, entlastete diese Beziehung doch sie selbst, oder Hugo Thimig begleiteten den Wechsel vom alten Burgtheater am Michaelerplatz in das neue Haus am Ring. Natürlich fehlen auch Publikumslieblinge des 20. Jahrhunderts wie Rosa Albach-Retty oder Josef Meinrad nicht.

 

Unter den Malern der Schauspielerporträts finden sich bedeutende Namen wie Ferdinand Georg Waldmüller, Hans Makart oder Carry Hauser, auch zeitgenössische Künstler wie Erwin Wurm und Elke Krystufek sind vertreten. Die „Hall Of Fame“ des Burgtheaters wird ergänzt durch Gemälde, Totenmasken und Erinnerungsgegenstände aus der Sammlung des Wien Museums.

Ausstellungsort:  Hermesvilla, 1130 Wien, Lainzer Tiergarten

Ausstellungsdauer: 30. März bis 4. November 2012

www.wienmuseum.at