Annecys "Dornröschen-Schloss" wacht auf
Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) -Einst strömten die Schönen und Reichen nach Annecy am Fuße der französischen Alpen, um dort im L'Impérial Palace Urlaub zu machen und im See zu planschen. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Belle-Epoque-Hotel. Nun will die Stadt am See ihre alte mondäne Tradition wiederbeleben.
Ob König George V., der Sultan von Marokko, Winston Churchill, Charlie Chaplin oder Edith Piaf - sie alle kamen in der Zeit zwischen den Weltkriegen in das mondäne Städtchen am Lac d'Annecy. Sie brachten Luxus und Glamour in die Stadt.
Chaplin und Piaf waren schon da
Doch nach dem Zweiten Weltkrieg war es mit der glorreichen Zeit vorbei, die Schönen und Reichen machten einen großen Bogen um Annecy, die Stadt verlor an Glanz. 1963 musste der in die Jahre gekommene L'Impérial Palace schließen.
Die Stadt kaufte das Hotel und das Grundstück. Es dauerte jedoch bis in die 90er Jahre, bis ein Investor das ehrwürdige "Märchenschloss" wieder belebte. 1990 kaufte die deutsche Hopf-Gruppe das Luxushotel und renovierte es grundlegend. Inzwischen erstrahlt das Haus wieder in altem Glanz.
Umfassende Renovierung
Die einst 200 Zimmer wurden zusammen gelegt und umgewandelt in 91 Zimmer, fast alle mit Terrasse und Blick auf den See, erzählt Hotelmanagerin Ghislaine Blampey. Acht Suiten wurden geschaffen, darunter zwei Riesen-Suiten, die Politiker, Unternehmer und Schauspieler beherbergten. Namen will Hotelmanagerin Blampey nicht nennen.
Mit dem angrenzenden Kasino soll das Palace nun wieder den Jet-Set anlocken. Doch der tummelt sich immer noch lieber am Genfer See, Lago Maggiore oder gleich an der Côte d'Azur. "Wir sind noch nicht wieder auf der Landkarte der Super-Reichen", stöhnt ein Tourismusexperte der Stadt.
"Wir leihen keine Berge aus"
Dabei hat Annecy (fast) alles zu bieten: einen der saubersten Seen Europas und Berge zum Skifahren mit der imposanten Kulisse des Montblanc. "Wir sind keine Mega-Stadt, die sich Berge ausleiht, wir haben sie", prahlt Claude Beigbeider vom Olympia-Komitee Annecy.
Bis zum Sommer des vergangenen Jahres träumte die Stadt davon, die lukrativen Olympischen Winterspiele 2018 auszurichten. Doch die Jury entschied sich für das südkoreanische Pyonyang, weil die Samsung-Manager mit mehr Geld wedelten.
Das "Venedig des Nordens"
Gut eine Million Menschen kommen alljährlich in das 50.000-Einwohner-Städtchen am See. Sie schlendern durch die malerische Altstadt, die wegen ihrer Kanäle und Brücke auch "Venedig des Nordens" genannt wird. Von dort führt der Weg zum Lac über den "Paquier", Annecys berühmteste Liege- und Picknickwiese. Hier versammelten sich Hunderte von Bürgern, um die Entscheidung der Vergabe von Olympia 2018 live über einen Riesen-Bildschirm zu verfolgen. Auf der Wiese findet alljährlich das große Festival mit Musikkonzerten und einem großen Feuerwerk im August statt. Früher war das Paquier ein Feuchtgebiet, auf dem sich nur Tiere herumtrollten.
Die Badestrände befinden sich unweit des Luxushotels L'Impérial. Es gibt einen kostenpflichtigen und einen kostenlosen Strand. Von der Terrasse des Palace kann man das Treiben an den Stränden verfolgen. Auf der großen Wiese vor dem Hotel spielen Jugendliche Fußball oder drehen ihre Radios auf.
Spatzen zum Frühstück
Die Spatzen kommen bevorzugt zum Frühstück auf die Hauptterrasse des L'Impérial und entführen den Gästen Croissants, Wurst und Lachs. Die Hotel-Bediensteten tragen es mit Fassung. Und hoffen, dass irgendwann mal wieder neben den Spatzen auch ein Super-Star à la George Clooney auftaucht.
Internet:
Hotel-Seite vom L'Impérial Palace
http://www.hotel-imperial-palace.com/