senck merianDas Senckenberg Forschungsinstitut benennt Gebäude nach Ehrenpräsident und Naturforscherin und weiht ein neues Forschungsgebäude ein, Teil 3/3

Cordula Passow

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -Der Eröffnungstag des Arthur von Weinberg Hauses ist aber auch Anlaß für eine weitere Hausbenennung. Maria Sibylla Merian ist für ihre naturkundlichen Zeichnungen wunderschöner Falter, haariger Raupen oder der „Vogelspinne“, die einen Kolibri erlegt, weltweit bekannt. Aber immer noch viel zu wenige wissen, daß sie tatsächlich 1647 in Frankfurt geboren wurde.

Sie interessierte sich schon früh für die Natur – sie sammelte Insekten, vor allem die Raupen von Schmetterlingen, und dokumentierte deren Verwandlung zum geflügelten Tier. Die Benennung des Gebäudes des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F) in „Maria-Sibylla-Merian-Haus“ schlägt eine Brücke von modernster Forschung zum Werk der Frankfurter Naturforscherin: Die über 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SBiK-F erforschen die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und biologischer Vielfalt.

Über den Zusammenhang mit der berühmten Merian und der Arbeit am Haus sagte die Bik-F-Direktorin Katrin Böhning-Gaese: "Wir stehen in der Tradition von Maria Sibylla Merian, wir stehen auf ihren Schultern." Dies ist der schöne Vergleich aus dem Mittelalter von Bernhard von Chartres um 1120, der daraufhinweist, daß, wer auf den Schultern von Riesen stehe, eben weiter sehen könne. Allerdings haben sich die auf den Schultern von Riesen Stehenden immer Zwerge genannt, um den Größenunterschied deutlich zu machen. Aber das ist heute Allgemeingut. 


Auch Merian interessierte sich nicht nur für Arten und ihre Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch für Prozesse, wie die Metamorphose und Interaktionen zwischen Arten. In den Jahren 1699 bis 1701 fuhr sie auf Forschungsreise nach Surinam in Südamerika und wurde damit vor 300 Jahren zur Pionierin der Forschungsreisen. Als Künstlerin gelang es ihr zudem, die Natur nicht nur systematisch zu erforschen, sondern ihre Erkenntnisse auch einem breitem Publikum zu vermitteln. Darüber hinaus war Merian eine der bedeutendsten Wegbereiterinnen für die Gleichberechtigung der Frau und den Einzug von Frauen in die Wissenschaft. Das nun auf ihren Namen getaufte Gebäude an der Georg-Voigt-Straße wurde in den 1950er-Jahren nach Plänen des Architekten Ferdinand Kramer errichtet.

Ferdinand Kramer nun wiederum - gibt es eigentlich schon ein Ferndiand Kramer Haus in Frankfurt? - ist selber eine Berühmtheit. Er war unter dem legendären Stadtbaurat May - in den Zwanziger Jahren zuständig für umfängliche Bauten in Frankfurt im Bauhhausstil oder auch Stil der neuen Sachlichkeit - einer der bevorzugten Architekten. May mußte mitsamt den meisten seiner Architekten den Nazis weichen, wollten sie nicht in den KZs enden. Ferdinand Kramer ist einer der wenigen, die nach 1945 zurückkamen und in Frankfurt noch einmal als Architekten reüssierten. Kramer hatte viele Universitätsbauten geschaffen, wobei das Studierenenhaus nun denkmalsgeschützt ist. Er war zudem auch - eine alte Idee von Bauhaus und Bauhütten - Innengestalter und hatte die Nachkriegsmöbel der Universität u.a. geschaffen. Ihm galten in den letzten Jahren immer wieder Ausstellungen sowohl im Arachtiketurmuseum wie auch im Museum für Angewandte Kunst. 

Man kann nicht oft genug betonen, welchen Kahlschlag die Nationalsozialisten an deutscher Kultur verübten, in dem sie die herausragendsten Künstler in allen Gattungen verfolgten, sie entweder zur Flucht trieben, was noch der bessere Weg war, oder sie in die KZs deportierten und dort ermordeten. Mit Maria Sybilla Merian ist nun eine freiwillig weitgereiste Frau in den Ferdinand Kramer Bau nach 1945 zurückgekehrt. Gut so.

Foto: © gerda-henkel-stiftung.de