Hubertus von Bramnitz
Frankfurt (Weltexpresso) - Der Mensch – ein Wesen mit herausragender Stellung? Mit dieser Annahme abrechnen will der brasilianische Ethnologe Eduardo Viveiros de Castro in seiner Vorlesung am 15. November in der Goethe-Universität. Die Vorlesung findet im Rahmen der Kantorowicz Lecture statt.
„Against the Ontological Exceptional Position of ‚Our Species‘” (Wider die ontologische Ausnahmestellung ‚unserer Spezies‘) – so lautet der Titel von Eduardo Viveiros de Castros Vortrag, der am
Mittwoch, 15. November, um 18:15 Uhr
im Casino, Raum 1.801 (Campus Westend)
stattfindet.
In seiner Kantoworicz-Lecture setzt sich Prof. Eduardo Viveiros de Castro mit einem zentralen Element der politischen Sprache der westlichen Linken auseinander: Der Vorstellung, dass dem Menschen im Verhältnis zur Tier- und Dingwelt eine herausgehobene Stellung zukommt. Diese Vorstellung ist so selbstverständlich, dass sie in der Regel unhinterfragt als Ausgangspunkt politischen Denkens und Handelns akzeptiert wird. Anschließend an seine Arbeiten zu den Wissenssystemen der Indigenen im Amazonas-Gebiet, in deren Sprache Menschen, Tiere und Dinge in ein anderes, gleichwertigeres Verhältnis gesetzt werden, wirft Viveiros de Castro die Frage auf, auf welche Begriffe ein politisches Denken kommen kann, das sich dieser westlich-europäischen Selbstverständlichkeit entledigt.
Eduardo Viveiros de Castro ist Professor für Anthropologie und Direktor des brasilianischen Nationalmuseums der Bundesuniversität in Rio de Janeiro.
Einmal pro Jahr findet die Kantorowicz Lecture in Political Language statt. Gewidmet ist sie Ernst Kantorowicz, der zu den herausragenden Forscherpersönlichkeiten der Frankfurter Universitätsgeschichte gehört. Er musste die Universität 1934 zwangsweise verlassen und wurde später am Institute for Advanced Study in Princeton zu einem der international einflussreichsten Geisteswissenschaftler, dessen Arbeiten bis heute zu den meistzitierten gehören.
Innerhalb ihrer Reihe über an der Universität Lehrende erschien auch das hier in der Abbildung gezeigte Buch, das Janus Gudian herausgebracht hat und das motivieren soll, sich auch um die anderen Gelehrten der Goethe-Universität zu kümmern, jetzt vorangig aber um Ernst Kantorowicz.
Die 2011 ins Leben gerufene Vortragsreihe konzentriert sich auf das Thema der „politischen Sprache“. Stets sprechen renommierte Gäste aus dem In- und Ausland, wie beispielsweise der Philosoph und Historiker Quentin Skinner (2011), der Komponist, Regisseur und Kunsttheoretiker Heiner Goebbels (2015) oder die amerikanische Soziologin Joan W. Scott. Veranstalter sind das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität und der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.
Die diesjährige Kantorowicz-Lecture 2017 steht im Zusammenhang mit dem Campus-Projekt „Tropical Underground. Revolutionen von Anthropologie und Kino“ (www.tropical-underground.de), worüber Weltexpresso ausführlich berichtet hatte, in dessen Rahmen am 17. November um 19 Uhr im Weltkulturen Museum am Schaumainkai 37 auch die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers“ mit fotografischen Arbeiten von Eduardo Viveiros de Castro eröffnet wird.
Die diesjährige Kantorowicz-Lecture 2017 steht im Zusammenhang mit dem Campus-Projekt „Tropical Underground. Revolutionen von Anthropologie und Kino“ (www.tropical-underground.de), worüber Weltexpresso ausführlich berichtet hatte, in dessen Rahmen am 17. November um 19 Uhr im Weltkulturen Museum am Schaumainkai 37 auch die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers“ mit fotografischen Arbeiten von Eduardo Viveiros de Castro eröffnet wird.
Foto: Titel: Ernst Kantorowicz © uni-frankfurt.de
Buchcover: Societätsverlag Frankfurt
Info:
Goethe-Universität Frankfurt, Janus Gudian
Ernst Kantorowicz
Der „ganze Mensch“ und die Geschichtsschreibung
Veröffentlichungsdatum:April 2014
Buchcover: Societätsverlag Frankfurt
Info:
Goethe-Universität Frankfurt, Janus Gudian
Ernst Kantorowicz
Der „ganze Mensch“ und die Geschichtsschreibung
Veröffentlichungsdatum:April 2014