Hydrologin Prof. Petra Döll will globalem Süßwasser-System auf den Grund gehen und Juristen analysieren den Finanzsektor
Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Initiatoren zweier Projekte an der Goethe-Universität dürfen sich freuen: Mit neuen Forschergruppen kommen sie in den Genuss der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) von insgesamt sechs Millionen Euro. Die Hydrologin Prof. Petra Döll wird sich mit ihrer Forschergruppe nun verstärkt um das globale Süßwassersystem kümmern können, Jurist Prof. Tobias Tröger und Ökonom Prof. Rainer Haselmann gehen mit anderen den Einflüssen nach, die regelnde Rahmenbedingungen auf Entscheidungen im Finanzsektor haben.
„Die beiden neuen DFG-Forschergruppen zeigen, wie die Goethe-Universität in ihrer Forschung gesellschaftlich relevante Themen von globaler Bedeutung aufgreift: Wasserressourcen der Erde sowie die Auswirkungen von Regulierungen auf das Marktgeschehen“, sagt Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff. „Glückwunsch an die verantwortlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Petra Döll, Tobias Tröger und Rainer Haselmann, denen es mit ihren Anträgen gelungen ist, die DFG von der wissenschaftlichen Qualität ihrer Projekte zu überzeugen.
Wie Wasser auf der Erde verteilt ist
Die Forschergruppe „Understanding the Global Freshwater System by Combining Geodetic and Remote Sensing Information with Modelling Using Calibration/Data Assimilation Approach“ (GlobalCDA), die von der Frankfurter Hydrologin Prof. Petra Döll und dem Bonner Geodäten Prof. Jürgen Kusche koordiniert wird, hat sich zum Ziel gesetzt, die Wasserflüsse und Wassermengen auf den Kontinenten der Erde besser zu quantifizieren und somit ein tieferes Verständnis der globalen Wasserkreisläufe zu gewinnen. Globale hydrologische Modelle gibt es zwar bereits, jedoch sollen nun zusätzliche Beobachtungsdaten in Form von Satellitendaten einbezogen werden. „Um besser quantifizieren zu können, wie Wasser weltweit verteilt ist, müssen wir eine neue Methode entwickeln, wie wir diese Daten assimilieren und für eine Anpassung von Modellparametern nutzen können“, sagt Prof. Döll, die sich auf mathematische Modelle spezialisiert hat, mit deren Hilfe der heutige Zustand und die zukünftige Entwicklung des globalen Süßwassersystems abgeschätzt werden können.
Seit 1996 arbeitet die Hydrologin an der globalskaligen Modelllierung von Wasserressourcen und ihrer Nutzung unter dem Einfluss des globalen Wandels. Wie viel Wasser befindet sich im Boden? Wie viel Wasser fließt in den verschiedenen Flüssen? Und wieviel Wasser ist in Schneeflächen verborgen? „Wenn wir den heutigen Zustand der Wasserressourcen verstehen und wissen, wie sich Wasser bewegt, wie es gespeichert wird und was bei wenig Niederschlag geschieht, dann sind wir einen großen Schritt weiter“, so Döll. Wasserflüsse auf den Kontinenten spielen eine wichtige Rolle für andere Komponenten des Erdsystems; beispielsweise trägt Grundwasserzehrung zum globalen Meeresspiegelanstieg bei. In einer globalisierten Welt unterstützt ein verbessertes Verständnis des globalen Süßwassersystems ein nachhaltiges Wassermanagement (z.B. bei Dürreereignissen), aber ebenso die nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln und Energie. Am Projekt sind sieben Gruppen aus der Bundesrepublik beteiligt sowie jeweils eine Gruppe aus der Schweiz und aus Luxemburg. Die deutschen Forscher erhalten für die ersten drei Jahre insgesamt rund 2,9 Millionen Euro.
Wie Märkte auf neue Regelungen reagieren
Unter dem Titel „Foundations of Law and Finance“ wird eine Kolleg-Forschergruppe unter der Leitung des Juristen Prof. Tobias Tröger und des Ökonomen Prof. Rainer Haselmann den Einfluss institutioneller und regulatorischer Rahmenbedingungen auf Finanzmarktentscheidungen und -ergebnisse untersuchen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Verzahnung von Recht, Ökonomie und Politik in diesem Bereich genauer in den Blick nehmen und so die realwirtschaftliche Auswirkungen auf Gesetzesvorschläge und -änderungen messen und indirekt bewerten. „Unser Ziel ist es, dass die beiden Disziplinen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften nicht nur ein gemeinsames Thema betrachten, sondern auch gemeinsame Methoden entwickeln“, erklärt Wirtschaftsrechtler Prof. Tröger.
Das Projekt hat sich aus dem LOEWE-Zentrum SAFE „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ im House of Finance der Goethe-Universität heraus entwickelt. Schon im Vorfeld wurden gezielt Fellows aus dem In- und Ausland ausgewählt, die diese verzahnte Form der Forschung leisten können und wollen. Die für die interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendige Infrastruktur sei in SAFE und im House of Finance bereits vorhanden, die Bedingungen deshalb ideal, so Prof. Tröger. Konkret geht es zum Beispiel darum zu untersuchen, wie sich die in Reaktion auf die Finanzkrise 2007/08 verabschiedeten Rechtsvorschriften auf die Märkte ausgewirkt haben – oder aber auch, wie sich bestimmte Corporate Governance-Arrangements auf den Wert von Unternehmen auswirken. Auch die Erforschung der politökonomischen Determinanten des Zustandekommens verschiedener Regulierungsmaßnahmen steht im Fokus des Projektes. „Unsere Ergebnisse werden den kursierenden „simple Stories“ eine Absage erteilen“, meint Tröger. Über die zunächst vierjährige Laufzeit des Projekts werden neben den Sprechern sechs weitere Professoren der Goethe-Universität beteiligt sein, zudem zwei Postdocs, acht Junior Fellows und 20 Fellows. Die DFG-Zusage beläuft sich auf rund 3,1 Millionen für die ersten vier Jahre.
Insgesamt richtet die DFG acht neue Forschergruppen, eine Klinische und zwei Kolleg-Forschergruppen ein, für die in der ersten Phase rund 32 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die Förderung ermöglicht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Dabei sind Kolleg-Forschergruppen speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten. Während Forschergruppen allgemein zweimal drei Jahre gefördert werden können, besteht für sie die Möglichkeit, zweimal jeweils vier Jahre mit DFG-Mitteln zu forschen.
Foto: Petra Döll © privat